Heute lesen wir Hiob 6 bis 9. Wir wünschen euch einen schönen und gesegneten Tag 🥰
Nicht die Wahrheit mit der Lüge vermischen
This entry was posted in Gemeinsam die Bibel in einem Jahr lesen, Hiob, Resümee vom Gottesdienst by Jule with 2 commentsDu musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Nicht die Wahrheit mit der Lüge vermischen
Wie ihr wisst, lesen wir inzwischen gemeinsam das Bibelbuch Hiob – bisher haben wir die ersten 7 Kapitel gelesen und wissen, worum es eigentlich geht:
Es geht um einen Streit im Himmel. Jehova und Satan waren sich einig, dass Hiob ein besonders gottesfürchtiger Mann war, scheinbar der einzige überhaupt zu dieser Zeit. Aber es herrschte Uneinigkeit über seine Motivation, denn Satan behauptete, dass er dies nur aus Eigennutz tun würde, weil er von Gott gesegnet war und dass es ihm nicht um Gott selbst ginge (Kapitel 1). Um dies ein für alle mal zu klären, ließ Jehova den Satan machen, er durfte ihm alles nehmen, nur sein Leben war tabu. Und so nahm dieser ihm alles, seine Habe, seine Angestellten, seine Kinder; die Frau lehnte sich gegen ihn und Gott auf und als Krönung wurde er mit einer schlimmen Krankheit geschlagen.
Satan hatte Hiob wirklich alles genommen, trotzdem hielt dieser weiterhin an Gott fest, er war der Ansicht, dass man nicht nur das Gute annehmen müsse. Als er total am Ende war, bekam er Besuch von drei seiner engeren Freunden, die so geschockt über seinen desolatent Zustand waren, dass sie 7 Tage schweigend bei ihm saßen (Kapitel 2).
Nach dieser Zeit brach Hiob sein Schweigen und alle waren betroffen, wie deprimiert er war, er wünschte sich tot zu sein, ja nicht einmal geboren worden zu sein. Er wollte keine Probleme mehr haben und ganz nah bei Gott sein. Wir hatten geklärt, dass wir Gott in so einer Situation ruhig nach dem Warum fragen dürfen. Denn zum einen weiß er es eh schon, da er uns ins Herz sehen kann und zum anderen gehört es zu einer wirklich gesunden Beziehung, dass man über alles reden kann und Probleme anspricht, wenn sie da sin. Seine Beziehung zu Gott war also wirklich in Ordnung (Kapitel 3).
Wir lesen weiter die Kapitel 4 bis 7. Nun steigen die 3 Freunde mit in die Diskussion ein und jeder von Ihnen hat eine bestimmte Meinung, die wir auch heute noch in den verschiedensten Kirchen vorfinden. Als erstes ergreift Eliphas das Wort, sein Name bedeutet „Gott ist reich“ und er ist der Ansicht, dass Gott nach dem Prinzip von „Saat und Ernte“ bestraft.
Kapitel 4 und 5
Als erstes lesen wir die Kapitel 4 und 5 und sehen uns an, wie dieser Eliphas Hiob trösten will:
Gleich in den ersten Versen von Kapitel 4 erfahren wir etwas über Hiob, was wir aus den ersten Kapiteln noch nicht kennen: er war bekannt dafür, dass er stets anderen geholfen und zur Seite gestanden hat, „nun bist du dran, dass es dir mal schlecht geht“ (Verse 3-5). Außerdem sei er selbst schuld, er habe etwas falsch gemacht (Vers 7).
Ist dies nicht eine merkwürdige Art des Tröstens? Würden wir wirklich einem Bruder, der gerade zum 3. Mal seinen Job verloren hat, sagen, er sei selbst schuld, er solle überlegen, was er falsch gemacht hätte? Würden wir wirklich nach jemanden treten, der schon auf dem Boden liegt?
Aber was, wenn es doch stimmt, wenn er immer wieder gekündigt wird, weil er nicht zuverlässig ist, wenn er laufend unpünktlich ist und seine Arbeit nicht ordentlich macht, weil er keine Lust hat? Gehört es dann nicht zu den Pflichten eines echten Freundes, ihm dies auch zu sagen?
Ja, das stimmt, aber es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an. In dem Moment sind wir erst mal als Tröster gefragt, wir müssen ihm erst wieder auf die Beine helfen und dann, wenn er wieder richtig steht ohne Krücke, dann können wir ihn liebevoll darauf hinweisen, dass er selbst etwas ändern muss, auch hier kommt es auf das „wie“ an.
Eliphas verflechtet hier geschickt Wahrheit und Lüge. Wenn 80% von dem was er sagt stimmt und der Rest Lüge ist, dann fällt es schwer, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden oder sogar, dies überhaupt zu erkennen. So sagt er:
Aber
Erkennen wir, was gemeint ist und wie gefährlich solch eine Vermischung von Wahrheit und Lüge ist? Wir merken es dann auch an Hiobs Reaktion darauf.
Sie hatten 7 Tage schweigend bei Hiob gesessen, bis er das Schweigen bricht und sagt, wie er sich fühlt – wir sind heute noch betroffen von dem, was wir die Woche davor gelesen haben, wie schlimm es für Hiob ist – und Eliphas antwortet ihm, indem er sagt, er ernte nur, was er sät, er sei selbst Schuld daran *grummel
Kapitel 6 und 7
Wir lesen weiter die Kapitel 6 und 7 und hören uns Hiobs Antwort an: Wie fühlt er sich jetzt, wo Eliphas ihn „getröstet“ hat?
Er fühlt sich einsam und verlassen, er fühlt sich wie unter der Last vom „Sand des Meeres“ (Kapitel 6:3). Stellen wir uns vor, welch eine schwere Last es ist, wenn man uns mit dem Sand des Meeres überhäufen würde. Das hört sich nicht so an, als hätten ihn die Worte des Freundes getröstet, eher im Gegenteil. Er ist noch verzweifelter als vorher.
Was denkt er, woher seine Probleme kommen? Er denkt, das käme von Gott selbst (Vers 4). Er weiss ja nichts von dem Streit im Himmel. Wissen wir noch, warum Gott Hiob prüft?
Weil Satan Hiob prüfen lassen wollte, da dieser seiner Ansicht nach Gott nur dient, weil er etwas dafür bekommt. Jehova lässt ihn machen. Daher ist das Gefühl von Hiob, er sei „von Gott verlassen“ in gewisser Hinsicht richtig.
Aber bedeute das, dass Jehova ein launischer Gott ist, dass er gibt und nimmt, wie es ihm gerade in den Sinn kommt, um ihn zu prüfen? Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ganze nicht Jehovas Idee war, sondern vom Satan ausging.
Hiob möchte am liebsten sterben. Aber wer sollte ihm den Tod bringen? Gott selbst (Verse 8-9). Warum war das sein „Verlangen“? Es wäre für ihn ein Trost, Gott bis zum Schluss treu gewesen zu sein (Vers 10). Können wir dies verstehen und nachvollziehen?
Nun ist Hiob so verzweifelt, dass er seine Freunde angreift (Verse 15-16). Warum? Womit vergleicht er sie?
Er sagt, sie wären wie ein Wildbach: zur Regenzeit sprudelt er über, ist ein reißendes Gewässer, aber im Sommer, wenn es heiß ist und man sich nach Abkühlung sehnt, dann ist er nur ein kleines Rinnsal, fast ausgetrocknet und daher sinnlos und unbrauchbar in dieser Hinsicht. Im übertragenen Sinne sagt er hier: „Nun, wo es mir schlecht geht und ich euch brauche, verlasst ihr mich. Ich kann euch nicht gebrauchen, ihr seid mir keine Hilfe“?.
Hier müssen wir uns die Frage stellen, was wir selbst für Freunde sind? Es muss ja nicht sein, dass Eliphas ihn hier ganz gezielt und bewusst entmutigt. Auch wir könnten einen anderen in Not unbewusst entmutigen anstatt zu trösten, wie es unsere Absicht war. Manchmal reisen wir den anderen unbewusst nieder.
Wir brauchen Freunde um uns herum, die uns aufbauen, die aber auch hinterfragen. Wie vorhin bereits angeführt, kommt es auf das wann und wie an, auf den richtigen Zeitpunkt und die Art und Weise.
Weiter geht es mit Kapitel 7 und wir fragen uns, wie lange diese unerträgliche Situation bereits für Hiob anhält?
In Vers 3 spricht er von „Monden der Nichtigkeit“. Inwiefern sagt dies etwas über den Zeitraum aus? Was wird denn in Monden gemessen? Ein Mondzyklus macht einen Monat aus. Wenn er hier von Monden redet, dann bedeutet dies, dass die Situation bereits mehrere Monate anhält. Es war also nicht nur ein kurzes Intermezzo.
Dann beschreibt er wieder seine Krankheit und fängt an, mit Gott zu diskutieren.
Wo ist sein Problem mit Gott?
„Warum vergibst du mir mein Unrecht nicht? Kannst du keine Sünde übersehen? Denn bald liege ich unter der Erde, und wenn du mich dann suchst, bin ich nicht mehr da.«“
Hiob 7:21 HFA
Wieder einmal fragt er nach dem „Warum?“. Er weiss, es gibt Missetaten in seinem Leben und fragt: „warum kannst du mir nicht einfach vergeben?“
Hier kam in der Gruppe die Frage nach dem Konzept „biblischer Seelsorge“ auf. Hier ist das Ziel, dem Betreffenden in Jüngerschaft zu helfen, ihm zu helfen, Gott ähnlicher zu werden. Dafür sind die Mentoren da. Hiobs Freunde hingegen reissen ihn nieder. Hier fand das Konzept keine Anwendung, hier kommen nur Schuldzuweisungen, die Hiob nicht weiter helfen, eher im Gegenteil.
Wenn wir den zweiten Teil von Vers 21 noch mal lesen, dann sehen wir, dass Hiob denkt, eine unheilbare Krankheit zu haben und dass er bald sterben muss – aber er hat nicht gegen Gott gesündigt in seinen Worten. Auch wenn einige das so sehen und es manchmal so aussieht, denn am Ende vom Buch Hiob greift Gott ein:
„Nachdem der Herr dies alles zu Hiob gesagt hatte, wandte er sich an Elifas aus Teman: »Ich bin voller Zorn über dich und deine beiden Freunde, ihr habt nicht die Wahrheit über mich gesagt, so wie mein Diener Hiob es tat!“
Hiob 42:7 HFA
Heute ging es also darum, wie wir andere trösten und wie es richtig wäre: Wir müssen den Hilfesuchenden erst aufbauen und dann, wenn er wieder steht, dann ehrlich aber liebevoll auf seinen eigenen Anteil auf der Situation hinweisen.
Um ganz klar zu machen, wer da nun spricht, werden wir auch künftig zwei Leser haben. Einen, der die Rede des Freundes vorliest und einen, der Hiobs Antwort vorliest, so dass es ganz klar in unserem Gedächtnis bleibt, wer was gesagt hat. Bei der Menge des Stoffes könnten wir sonst einiges durcheinander bringen und wir wir gerade im letzten Kapitel vom Buch Hiob gelesen haben, sagt Jehova selbst, dass das, was die Freunde sagen, Unsinn ist, wohingegen Hiob die Wahrheit redet?
Zum Schluss von dem Buch muss Hiob für seine drei Freunde Fürbitte leisten, da sie aus Gottes Sicht falsch lagen:
Es ist ganz wichtig, dass wir diese beiden Verse im Sinn behalten, während wir die Reden der Freunde lesen, damit wir nicht in eine Falle tappen. Denn viele der Kommentatoren, die ich zur Zeit zum Bibelbuch Hiob lese, machen Hiob Vorwürfe und sehen ihn und seine Gefühle und Reden als Abfall von Gott oder ähnliches. Teilweise bekomme ich selbst solche negativen Gefühle beim Lesen. In letzter Zeit habe ich unter der Woche oft mit Thom darüber diskutiert, dass unter anderem der Eliphas doch recht hat, auch wenn es falsch angewandt ist, da wir aus den ersten beiden Kapiteln wissen, dass Hiob eben nicht leidet, weil er irgendwas falsch gemacht hat. Daher prägen wir uns bitte die eben zitierten Verse gut ein und behalten wir sie beim Lesen dieses Bibelbuches im Sinn?
Wieder einmal sehen wir, wie wichtig es ist, die Bibel im Zusammenhang zu lesen und nichts aus dem Kontext zu reißen.
Diese Woche lesen wir die Kapitel 8 bis 10, der zweite Kumpel gibt seinen Senf dazu und Hiob antwortet ihm. Warum ich das hier so respektlos formuliere? Lies doch einfach schon mal die 3 Kapitel, spätestens am Sonntag wirst du meine Worte verstehen, es bleibt spannend ?
Kann man vor Jehova bestehen?
Hiob 8 bis 10
Warum wir es heute – selbst unter Prüfungen – besser haben, als Hiob
Zu Beginn lesen wir Psalm 73
„Ein Psalm; von Asaph.
Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind. Ich aber, wenig fehlte, so wären meine Füße abgewichen, um nichts wären ausgeglitten meine Schritte. Denn ich beneidete die Übermütigen, als ich sah die Wohlfahrt der Gesetzlosen. Denn keine Qualen haben sie bei ihrem Tode, und wohlgenährt ist ihr Leib. Nicht sind sie im Ungemach der Sterblichen, und mit den Menschen werden sie nicht geplagt. Deshalb umgibt sie der Hochmut wie ein Halsgeschmeide, Gewalttat umhüllt sie wie ein Gewand. Es tritt aus dem Fett hervor ihr Auge; sie wallen über in den Einbildungen des Herzens. Sie höhnen und reden in Bosheit von Bedrückung; von oben herab reden sie. Sie setzen in den Himmel ihren Mund, und ihre Zunge wandelt auf der Erde. Deshalb wendet sich hierher sein Volk, und Wasser in Fülle wird von ihnen geschlürft. Und sie sprechen: Wie wüßte es Gott, und wie sollte Wissen sein bei dem Höchsten? Siehe, diese sind Gesetzlose, und, immerdar sorglos, erwerben sie sich Vermögen.
Fürwahr, vergebens habe ich mein Herz gereinigt, und in Unschuld gewaschen meine Hände. Da ich ja geplagt ward den ganzen Tag, und alle Morgen meine Züchtigung da war. Wenn ich gesagt hätte: Ich will ebenso reden, siehe, so wäre ich treulos gewesen dem Geschlecht deiner Söhne.
Da dachte ich nach, um dieses zu begreifen: eine mühevolle Arbeit war es in meinen Augen; bis ich hineinging in die Heiligtümer Gottes und jener Ende gewahrte.
Fürwahr, auf schlüpfrige Örter setzest du sie, stürzest sie hin zu Trümmern. Wie sind sie so plötzlich verwüstet, haben ein Ende genommen, sind umgekommen durch Schrecknisse! Wie einen Traum nach dem Erwachen wirst du, Herr, beim Aufwachen ihr Bild verachten. Als mein Herz sich erbitterte und es mich in meinen Nieren stach, da war ich dumm und wußte nichts; ein Tier war ich bei dir.
Doch ich bin stets bei dir: du hast mich erfaßt bei meiner rechten Hand; durch deinen Rat wirst du mich leiten, und nach der Herrlichkeit wirst du mich aufnehmen. Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde. Vergeht mein Fleisch und mein Herz, meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig. Denn siehe, es werden umkommen, die dir ferne sind; du vertilgst alle, die buhlerisch von dir abweichen.
Ich aber, Gott zu nahen ist mir gut; ich habe meine Zuversicht auf den Herrn, Jehova, gesetzt, um zu erzählen alle deine Taten.“
Psalmen 73:1-28 ELB
Warum lesen wir diesen Psalm hier im Zusammenhang mit Hiob und seinem Leiden?
Hiob musste sehr viel erdulden, aber er ließ sich nicht von Jehova abbringen. Aber nun hatte der erste seiner „Freunde“ ihn „ermuntert“ – wie erwartet, wird er durch die Worte des Kumpels eher entmutigt, als getröstet, irgendwie hadert er nun mit Gott, denn die letzten Worte seiner Antwort waren
„Habe ich gesündigt, was tat ich dir an, du Beobachter der Menschen? Warum hast du mich dir zum Angriffspunkt gesetzt, daß ich mir selbst zur Last geworden bin? Und warum vergibst du nicht meine Übertretung und lässest nicht vorübergehen meine Missetat? Denn nun werde ich in den Staub mich legen, und suchst du nach mir, so bin ich nicht mehr.“
Hiob 7:20-21 ELB
Wir lesen in Hiob die Kapitel 8 bis 10
„Und Bildad, der Schuchiter, antwortete und sprach:
Wie lange willst du solches reden, und sollen die Worte deines Mundes ungestümer Wind sein? Wird Gott das Recht beugen, oder wird der Allmächtige beugen die Gerechtigkeit? Wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt haben, so gab er sie ihrer Übertretung preis. Wenn du Gott eifrig suchst und zu dem Allmächtigen um Gnade flehst, wenn du lauter und rechtschaffen bist, ja, dann wird er zu deinen Gunsten aufwachen und Wohlfahrt geben der Wohnung deiner Gerechtigkeit; und dein Anfang wird gering erscheinen, aber dein Ende sehr groß werden.
Denn befrage doch das vorige Geschlecht, und richte deinen Sinn auf das, was ihre Väter erforscht haben. (Denn wir sind von gestern und wissen nichts, denn ein Schatten sind unsere Tage auf Erden.) Werden jene dich nicht belehren, dir’s sagen, und Worte aus ihrem Herzen hervorbringen? Schießt Papierschilf auf, wo kein Sumpf ist? Wächst Riedgras empor ohne Wasser? Noch ist es am Grünen, wird nicht ausgerauft, so verdorrt es vor allem Grase.
Also sind die Pfade aller, die Gottes vergessen; und des Ruchlosen Hoffnung geht zu Grunde. Sein Vertrauen wird abgeschnitten, und seine Zuversicht ist ein Spinnengewebe. Er stützt sich auf sein Haus, und es hält nicht stand; er hält sich daran fest, und es bleibt nicht aufrecht. – Saftvoll ist er vor der Sonne, und seine Schößlinge dehnen sich aus über seinen Garten hin; über Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln, er schaut die Wohnung der Steine; wenn er ihn wegreißt von seiner Stätte, so verleugnet sie ihn: “Ich habe dich nie gesehen!” Siehe, das ist die Freude seines Weges; und aus dem Staube sprossen andere hervor.
Siehe, Gott wird den Vollkommenen nicht verwerfen, und nicht bei der Hand fassen die Übeltäter. Während er deinen Mund mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit Jubelschall, werden deine Hasser bekleidet werden mit Scham, und das Zelt der Gesetzlosen wird nicht mehr sein.
Und Hiob antwortete und sprach:
Wahrlich, ich weiß, daß es also ist; und wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott? Wenn er Lust hat, mit ihm zu rechten, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten. Er ist weise von Herzen und stark an Kraft: wer hat sich wider ihn verhärtet und ist unversehrt geblieben?
Der Berge versetzt, ehe sie es merken, er, der sie umkehrt in seinem Zorn; der die Erde aufbeben macht von ihrer Stätte, und ihre Säulen erzittern; der der Sonne befiehlt, und sie geht nicht auf, und der die Sterne versiegelt; der die Himmel ausspannt, er allein, und einherschreitet auf den Höhen des Meeres; der den großen Bären gemacht hat, den Orion und das Siebengestirn und die Kammern des Südens; der Großes tut, daß es nicht zu erforschen, und Wundertaten, daß sie nicht zu zählen sind.
Siehe, er geht an mir vorüber, und ich sehe ihn nicht, und er zieht vorbei, und ich bemerke ihn nicht. Siehe, er rafft dahin, und wer will ihm wehren? Wer zu ihm sagen: Was tust du? Gott wendet seinen Zorn nicht ab, unter ihn beugen sich Rahabs Helfer.
Wieviel weniger könnte ich ihm antworten, meine Worte wählen ihm gegenüber! Der ich, wenn ich gerecht wäre, nicht antworten könnte, um Gnade würde ich flehen zu meinem Richter. Wenn ich riefe, und er mir antwortete, nicht würde ich glauben, daß er meiner Stimme Gehör schenken würde: Er, der mich zermalmt durch ein Sturmwetter, und meine Wunden mehrt ohne Ursache; er erlaubt mir nicht, Atem zu holen, denn er sättigt mich mit Bitterkeiten. Wenn es auf Kraft des Starken ankommt, so sagt er: “Siehe hier!” und wenn auf Recht: “Wer will mich vorladen?” Wenn ich auch gerecht wäre, so würde mein Mund mich doch verdammen; wäre ich vollkommen, so würde er mich für verkehrt erklären. Vollkommen bin ich; nicht kümmert mich meine Seele, ich verachte mein Leben; es ist eins!
Darum sage ich: Den Vollkommenen und den Gesetzlosen vernichtet er. Wenn die Geißel plötzlich tötet, so spottet er der Prüfung der Unschuldigen. Die Erde ist in die Hand des Gesetzlosen gegeben, das Angesicht ihrer Richter verhüllt er. Wenn er es nun nicht ist, wer anders?
Und meine Tage eilen schneller dahin als ein Läufer, sie entfliehen, schauen das Glück nicht. Sie ziehen vorüber gleich Rohrschiffen, wie ein Adler, der auf Fraß herabstürzt. Wenn ich sage: Ich will meine Klage vergessen, will mein Angesicht glätten und mich erheitern, so bangt mir vor allen meinen Schmerzen; ich weiß, daß du mich nicht für schuldlos halten wirst. Ich muß schuldig sein; wozu soll ich mich denn nutzlos abmühen?
Wenn ich mich mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte, alsdann würdest du mich in die Grube tauchen, und meinen eigenen Kleidern würde vor mir ekeln.
Denn er ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm antworten dürfte, daß wir miteinander vor Gericht gehen könnten. Es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, daß er seine Hand auf uns beide legte. Er tue seine Rute von mir weg, und sein Schrecken ängstige mich nicht: so will ich reden und ihn nicht fürchten; denn nicht also steht es bei mir.
Meine Seele ist meines Lebens überdrüssig; ich will meiner Klage in mir freien Lauf lassen, will reden in der Bitterkeit meiner Seele. Ich will zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! laß mich wissen, worüber du mit mir rechtest. Gefällt es dir, daß du bedrückst, daß du die Arbeit deiner Hände verwirfst und über den Rat der Gesetzlosen dein Licht leuchten lässest? Hast du Augen des Fleisches, oder siehst du, wie ein Mensch sieht? Sind deine Tage wie die Tage eines Menschen, oder deine Jahre wie die Tage eines Mannes, daß du nach meiner Ungerechtigkeit suchst und nach meiner Sünde forschest, obwohl du weißt, daß ich nicht schuldig bin, und daß niemand ist, der aus deiner Hand errette?
Deine Hände haben mich ganz gebildet und gestaltet um und um, und du verschlingst mich! Gedenke doch, daß du wie Ton mich gestaltet und zum Staube willst du mich zurückkehren lassen! Hast du mich nicht hingegossen wie Milch, und wie Käse mich gerinnen lassen? Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet, und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten. Leben und Huld hast du mir gewährt, und deine Obhut bewahrte meinen Geist. Doch solches bargest du in deinem Herzen; ich weiß, daß dieses bei dir war:
Wenn ich sündigte, so würdest du mich beobachten, und von meiner Missetat mich nicht freisprechen. Wenn ich schuldig wäre, wehe mir! Und wäre ich gerecht, so dürfte ich mein Haupt nicht erheben, gesättigt von Schande und mein Elend schauend. Und richtete es sich empor, wie ein Löwe würdest du mich jagen, und immer wieder deine Wunderkraft an mir erweisen. Du würdest deine Zeugen mir gegenüber erneuern und deinen Zorn wider mich mehren, stets frische Scharen und ein Heer wider mich entbieten.
Warum hast du mich doch aus Mutterleibe hervorgehen lassen? Ich hätte verscheiden, und kein Auge hätte mich sehen sollen! Als ob ich nicht gewesen wäre, so hätte ich sein sollen, vom Mutterschoße zu Grabe getragen! Sind meiner Tage nicht wenige? Er lasse ab, wende sich von mir, daß ich ein wenig mich erheitere, ehe ich hingehe (und nicht wiederkomme) in das Land der Finsternis und des Todesschattens, in das Land, düster wie das Dunkel, das Land des Todesschattens und der Unordnung, und wo das Hellwerden dem Dunkel gleich ist!“
Oh man, wie furchtbar muss sich Hiob fühlen, dass er so mit dem Schöpfer redet
Aber ist das ein Wunder? Hatte ihm Bildad nicht gerade gesagt, dass seine Kinder selbst Schuld an ihrem Tod sein würden, „sicherlich haben sie gegen IHN gesündigt“?
Wie konnte das sein? Hiob denkt daran, dass er doch jedesmal nur auf Verdacht hin für sie geopfert hatte nach jedem Fest – nur für Fall, dass diese aus Versehen und ohne es zu bemerken gegen Gott gesündigt hätten.
Bildad macht ihm keinen Mut, im Gegenteil: er klagt an. Wir erinnern uns, dass Anklage die Aufgabe des Satans ist und nicht die unsere
Im Prinzip sagt Bildad zu ihm, dass er selbst auch Schlimmes gegen Jehova getan haben muss, sonst würde dieser ihn nicht derart hart strafen.
Psalm 73 – Asaph denkt um
Nun sind wir bei bei dem Psalm 73, den wir zu Beginn gelesen haben, denn hier versteht Asaph die Welt nicht mehr. Denn auch er hatte immer gedacht, dass Jehova die Treuen segnen würde und die Bösen und Untreuen strafen. Wie konnte das dann sein, dass er beobachtet, dass der Böse Gelingen hat und der Treue leidet? Lohnt sich das dann überhaupt, an Jehova festzuhalten?
Aber Asaph macht eine Wende in seinem Denken. Wo genau ist diese Wende? Warum denkt er um?
„Schließlich ging ich in dein Heiligtum, und dort wurde mir auf einmal klar: Entscheidend ist, wie ihr Leben endet! Du stellst sie auf schlüpfrigen Boden und wirst sie ins Verderben stürzen. Ganz plötzlich wird sie das Entsetzen packen, sie werden ein Ende mit Schrecken nehmen. Wie ein Traum beim Erwachen verschwindet, so vergehen sie, wenn du dich erhebst, o Herr. Als ich verbittert war und mich vor Kummer verzehrte, da war ich dumm wie ein Stück Vieh, ich hatte nichts begriffen. Jetzt aber bleibe ich immer bei dir, und du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf. Herr, wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir nichts. Selbst wenn meine Kräfte schwinden und ich umkomme, so bist du, Gott, doch allezeit meine Stärke – ja, du bist alles, was ich brauche!“
Psalm 73:17-26 HFA
Wann genau denkt er um? Als er ins Heiligtum geht
Warum?
Was war denn zur Zeit von Asaph das Heiligtum? Den Tempel gab es noch nicht, aber die Stiftshütte.
Aber worauf konzentrieren wir uns, wenn wir ins Heiligtum kommen? Es geht um Gott (wie in dem Lied „alle Augen auf dich!“). Hier sind wir schon wieder bei der biblischen Seelsorge: „schau auf Gott und nicht auf deine Probleme“ – wie die Israeliten, die in der Wüste auf die Schlange sehen sollen
Es geht nicht um uns, es geht um IHN!
Hiob greift eine Aussage von Bildad auf:
„Wird Gott das Recht beugen, oder wird der Allmächtige beugen die Gerechtigkeit?“
Was wäre denn, wenn Jehova gerecht ist?
Bildad redet die ganze Zeit von „Vollkommenheit“ – aber kennen wir irgendeinen Menschen, der Vollkommen ist? Bis auf Jesus Christus kennen wir keinen vollkommenen Menschen, da wir aufgrund der Erbsünde eh alle unvollkommen sind
Und wenn wir mit Jehova selbst vor Gericht stehen müssten, wen müssten wir da mitnehmen, um bestehen zu können?
Die erste Antwort war „ein Anwalt“, aber wie wäre dessen Name? Jesus Christus!
Dies kann Hiob noch nicht wissen, auch wenn er an späterer Stelle sagt „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“
Wir heute haben es gut, wir wissen im Gegensatz zu Hiob nicht nur, worum es bei dem Ganzen eigentlich ging – dass er in einen „Streit“ zwischen Jehova und Satan hinein geraten ist, wir wissen auch, dass Jehova selbst für diesen „Anwalt“ bzw Erlöser gesorgt hat, damit wir vor IHM bestehen können
Hiob weiß das leider nicht und so gerät er ins Schleudern und fängt an zu hadern: wie kann das sein?
Er ist sich keiner Schuld bewußt, im Gegenteil, er hat sein ganzes Leben auf Jehova ausgerichtet und nun erlebt er das, was eigentlich ein Böser verdient. Wie passt das zusammen mit dem Bild, das er vom Schöpfer hat?
Wenn ich mir den Text hier noch mal so lese, was er da zu dem Thema sagt, hat er in gewisser Form Recht, ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein.
Selbst, wenn wir nichts Schlimmes getan haben, so könnten wir doch nicht vor Gott bestehen!
Wir alle sind Sünder
Ich bin mir nicht sicher, inwieweit er den Begriff Sünde verstand – ob er dabei nur an Verstöße gegen Gottes Gebot dachte, oder ob ihm das bewusst war, was Paulus später sagte: „wer sagt, er sei ohne Sünde, der lügt“ – denn er sprach davon, dass wir gezeugt und geboren wurden, als Adam und Eva bereits unvollkommen waren und dass sie uns allen daher bereits die Sünde (Unvollkommenheit) vererbt haben
Niemand von uns könnte aus eigener Kraft vor Jehova bestehen. Wir hatten das bereits in 1. Mose 3, besonders auch im Grundkurs, dass es Jehova ist, der diese Nacktheit bekleiden muss. Daher der Tod des ersten Tieres, damit ER Felle hatte, um den Menschen so zu bekleiden, dass er sich seiner Nacktheit vor Gott nicht mehr schämen müsse und daher auch die Tieropfer.
Wir hatten im Grundkurs, dass der Unterschied zwischen Kain und Abel war, dass sich Abel bewusst war, dass er einen Erlöser benötigt und dass Abel scheinbar dachte, er selbst sei dieser Erlöser.
Die Tieropfer hörten mit Jesu Tod auf, da dieser damit alle Sünden bezahlt hatte
Wie Ralf so schön sagte, haben wir es gut, dass wir dies wissen, dass wir uns freimütig Gott nahen könnten, ohne uns das irgendwie verdienen zu müssen – sonst müssten wir schier verzweifeln
Hiob wusste dies so nicht und daher dreht er sich immer wieder im Kreis, denn scheinbar ist es ja eh egal, was man macht, man könne ja eh nicht vor Jehova bestehen
Allerdings: er ließ sich nicht von Jehova abbringen, zu stark war seine persönliche Beziehung zu IHM – weil er sich in guten Zeiten viel mit Jehova beschäftigt und eine innige Beziehung zu ihm aufgebaut hatte
In diesem Sinne …