In den letzten Wochen (November 22) haben wir uns mit dem Buch der Richter beschäftigt. Dieses Buch hat nach jüdischer Ausrichtung 3 Anhönge, die hinten stehen, aber zeitlich in das Buch einsortiert werden müssen. Der erste Anhang ist die Geschichte mit Micha, der sich seine eigene Religion erschafft, der zweite beschäftigt sich mit der Geschichte vom Leviten und seiner Nebenfrau und der dritte ist die Geschichte um Ruth
Wir machen also einen Sprung zurück zur Zeit Gideons, es war eine Hungersnot im Lande, da Midean das Volk Israel bedrängte und ihnen das Getreide stahl. Daher drosch Gideon das Getreide in einer Weinkelter statt auf der Tenne, damit diese ihm nicht das Getreide stahlen (Richter 6:4-5)
Dadurch entstand eine Hungersnot im Land, welche der Grund dafür sind, dass Elimelech und Ruth das Land verlassen um sich in Moab als Flüchtlinge aufzuhalten. Die Hungersnot hatte also nicht die Ursache darin, dass es nicht geregnet hätte, sondern darin, dass sie von ihren Feinden bedrückt wurden
Wir lesen Ruth Kapitel 1
Wie dachte Jehova darüber, dass sie aus dem verheißenen Land auszogen?
Sie zogen also wegen der Hungersnot aus. War das in Jehovas Augen richtig? Sie verließen ja damit das verheißene Land, das sie von Jehova erhalten hatten. Auf der anderen Seite waren bereits Abraham, Isaak und Jakob vor einer Hungersnot nach Ägypten geflohen
Die beiden Söhne scheinen zu der Zeit ziemlich klein gewesen zu sein, denn sie heiraten erst in dem Land und zu der damaligen Zeit heirateten sie in sehr jungen Jahren. Elimelech und Noomi hatten also Verantwortung für ihre Kinder
In Vers 2 lesen wir, dass sie nur vorübergehend dort leben wollten, bis sie in Israel wieder genug zum Essen hätten. Sie „wollten sich dort aufhalten“, nicht übersiedeln
In Vers 3 lesen wir, dass Elimelech stirbt, aber es wird nicht genau gesagt, warum. Warum bleibt Noomi weiterhin in Moab? Die Söhne hatten inzwischen in Moab geheirateten So hatten sie dort ein soziales Umfeld und damit auch eine Familie, die sie unterstützte (Vers 4)
Die Bedeutung der Namen:
Elimelech = mein Gott ist König
Noomi = meine Wonne, meine Annehmlichkeit
Machlon = krank sein, schwach
Kiljon = verschwenden, verschmachten
Das kann also ein Grund sein, warum sie nach Moab gingen, da die Jungs von Kindheit an krank waren
Die Söhne heiraten moabitische Frauen
Suchte Elimelech die Frauen für seine Söhne oder nahmen sie sie sich selbst?
Laut jüdischem Brauchtum verheiratete der Vater die Söhne. Wenn da also steht, dass sie sich Frauen nahmen, scheint der Vater zu dem Zeitpunkt bereits tot zu sein
Laut mosaischen Gesetz war es den jüdischen Männern verboten, eine jüdische Frau zu heiraten – warum? Die Moabiter stammten von Moab ab, „vom Vater“, sie stammen also von Lot und seiner Tochter und sind somit mit Abraham verwandt. Aber später verführen moabitische Frauen die Männer in der Wüste kurz vor dem verheißenen Land und so kommen viele Männer zu Tode. Deshalb durften keine Moabiter in die Versammlung Jehovas kommen (5. Mose 23:2-4)
Die Bedeutung der Namen:
Elimelech = mein Gott ist König
Noomi = meine Wonne, meine Annehmlichkeit
Marlen = krank sein, schwach
Kiljon = verschwenden, verschmachten
Das kann also ein Grund sein, warum sie nach Moab fingen, da die Jungs von Kindheit an krank waren
Warum kehrten „sie“ nach Israel zurück?
Das schlimmste, was einer Frau passieren kann, ist, wenn der Mann und alle Kinder sterben – genau das ist Noomi passiert
Sie hörte, dass es in Israel wieder ausreichend Nahrung gab (Vers 6). Gideon hatte zwischenzeitlich die Feinde vernichtet und so hatte das Volk die Ernten wieder für sich selbst.
Wieso kehrten auch die Schwiegertöchter „zurück“? Sie waren ja noch nie in Betlehem. Aber durch die Heirat mit Noomis Söhnen gehörten sie ja nun eigentlich auch mit dahin
Noomi fordert die Schwiegertöchter auf, wieder „ins Haus ihrer Mutter“ zurückkehren. Andere Übersetzungen reden vom Elternhaus, sagen aber zusätzlich, dass die ein zweites Mal heiraten mögen. Eigentlich seht in beiden das selbe, denn im „Haus der Mutter“ wurden sie auf die Heirat vorbereitet (jüdisches Brauchtum).
Noomi setzt sie unter den Schutz Jehovas, ER solle ihnen helfen. Wie ging das, wenn dort andere Götter sind?
Jehova hat auch Macht auf den Gebieten anderer Götter, das glaubte Noomi. Im Gegensatz zu Jona, der das nicht glaubte und deshalb nicht nach Ninive wollte
Was war der große Unterschied zwischen der Anbetung Jehovas und der des Kemosch bzw Baal? Da Jehova stärker ist als Baal brachten die Moabiter die Israeliten durch ihre Anbetung zu Fall, sie feierten rauschende Feste mit unglaublich viel Essen und Sex
Die Juden lebten monogam, in Moab „war was los“, Party ohne Ende
Die beiden Schwiegertöchter kamen aus dem Millieu „Partymeile“ und haben dennoch jüdische Männer geheiratet – wahrscheinlich war ihre Einstellung bereits da eine andere
Sie wollten mit Noomi in ein Land „zurückkehren“, das sie noch nie gesehen hatten (Vers 10), daher brachte Noomi ein anderes Argument (Vers 11-13): sie haben nach jüdischen Regeln in Israel keine Chance auf eine weitere Ehe bzw Kinder, sie selbst hat das Gefühl, dass die Hand Jehovas gegen sie ist (Vers 13)
„Die Hand Jehovas ist gegen mich“ (Vers 13)
Was sagt Noomi nicht?
Sie redet nicht von „Schicksal“ oder dass „Satan gegen sie was tut“ – sondern „die Hand Jehovas“ (siehe das Bibelbuch Hiob, die Hand Jehovas war gegen Hiob, ohne dass der sich was hatte zu Schulden kommen lassen)
Es geht dabei nicht darum, dass Jehova zulässt, dass der Satan sie in die Knie zwingt, wie er das seinerzeit bei Hiob versucht hatte. Auch wenn Noomi in dem Zusammenhang an diese Geschichte gedacht haben mag, so ist es hier so, dass Jehova hier mit ihr etwas macht, weil er sie in Israel haben will – und das hat sie auch verstanden, daher die Formulierung, dass die Hand Jehovas gegen sie erhoben ist
Nachdem Noomi ihnen sagte, dass sie keine Chance auf Kinder hätten und scheinbar auch nicht auf den Segen Jehovas, geht Orpha zum Haus ihrer Mutter wieder zurück
Fühlte sich Orpha zu Hause wohler, da sie die Anbetung dort toll findet? Das muss nicht sein. Wahrscheinlicher ist, dass sie sich mit Noomi und deren Form der Anbetung sehr wohl gefühlt hatte, aber nicht auf Kinder verzichten wollte und daher ging sie zurück „ins Haus ihrer Mutter“, um wieder zu heiraten
Ruth will trotz der Argumente der Schwiegermutter mit nach Israel. Und nachdem Noomi sie drei mal zurück geschickt hat und sie nicht drauf einging, hörte sie damit auf, in sie zu dringen. Dadurch auch der jüdischen Brauch, dass man die ersten beiden mal „nein“ sagen muss und erst beim dritten Mal „ja“ sagt. Das ist Brauchtum, auch heute noch… Dieser Brauch entstand durch die drei Fragen von Noomi in dieser Geschichte
Ruth will auf jeden Fall mit
„Ist das Noomi?“
Die beiden Frauen kommen nach Bethlehem und sofort fangen die Frauen an zu reden über sie. Warum fragen sie, ob das Noomi sei?
Sie kam ohne Mann und ohne Kinder, dafür aber mit einer fremden Frau
Sie sagt, dass sie lieber Mara genannt werden will, denn Noomi passte vom Sinn her nicht mehr. Aber warum sagt sie, sie sei „mit vollen Händen ausgezogen“? Weil sie mit Mann und Söhnen ausgezogen war und ohne Mann, ohne Söhne und ohne Enkel zurück kommt
Warum sagt sie, Jehova habe es ihr bitter gemacht? Hat ER daran Anteil, ist es seine Schuld?
Was haben wir in Hiob gelesen?
Jehova hatte einen Plan mit ihm, weil er was mit ihm vorhatte. So ist es auch hier, sie kennt SEINEN Plan nicht. Wie Hiob sagte sie „Jehova hat’s geplant, Jehova sei gesegnet“
Wie sähe denn die Zukunft von Noomi aus, wenn wir hier Schluss machen und nicht weiter lesen?
Konnte sie denn das Land nutzen, das sie in Israel hatten? Laut Erbrecht ging das Land an die Söhne oder falls jemand keine Söhne hat, an die Töchter, aber hätte sie es bearbeiten können?
Sie hätte in Israel die Möglichkeit der Nachlese gehabt, denn das war laut mosaischen Gesetzt ja die Vorkehrung Jehovas für die Armen. Aber sie war ja schon alt und nicht mehr so belastbar. Ruth hingegen ist jung und kann diese Arbeit übernehmen.
Aber welche Möglichkeiten hätte Ruth denn gehabt? Außer für den Unterhalt für sich und die Schwiegermutter zu arbeiten.
Das Land verkaufen ging nicht, denn du hattest das Land ja von Jehova gepachtet. Sie hätte es verpachten können und damit rechnete sie mit Einkommen. In Moab hatte sie garnicht, keine Rente und keine Sozialleistungen
Noomi zog genau „zur Zeit der Gerstenernte“ nach Israel – denn so wusste sie, dass sie versorgt sein würden. Wäre sie eher gegangen, hätte sie nicht die Möglichkeit der Nachlese gehabt
Soweit für heute, nächste Woche geht es weiter mit Kapitel 2
Wir wünschen euch noch einen schönen und gesegneten Tag und einen guten Start in die neue Woche 😘
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