Aus den Montagagedankem
Morgendliche Gnade
Ich liege noch im Bett, meine Jüngste nahe bei mir. Reglos liege ich da, ich könnte sie ja wecken. Im Halbschlaf höre ich die Kirchenglocke sieben schlagen. Froh, dass heute der wöchentliche Homeoffice-Tag meines Mannes ist und er die Kinder morgens übernehmen wird, döse ich wieder ein. Es ist still im Haus. Plötzlich fliegt die Tür zum Schlafzimmer auf, mein Ältester steht mit Panik im Gesicht in der Tür und ruft: „Mama, es hat acht geschlagen, ich verpasse den Bus!“
Ich stürze aus dem Bett. In vier Minuten ist mein Sohn angezogen, gewaschen und sein Frühstück ist eingepackt. Außer Atem stürzt er aus dem Haus und erwischt noch den Bus.
Ich merke, dass kein Papa Morgendienst hatte, sondern dass die Kinder ganz ruhig sich selbst so etwas wie ein Frühstück zubereitet hatten. Während ich mein Handy einschalte, um meinen Mann zu fragen, wo er sei, merke ich, wie kalt es in der Wohnung ist. Da erscheint schon eine Nachricht auf dem Telefon: Die Heizung sei kaputt, der Techniker informiert. So ziehen wir uns, in der Zwischenzeit auch die Jüngste, dick und warm an. Ich mache heiße Milch, Kaffee und tische noch mehr Frühstück auf. Wir setzen uns an den Tisch, und da beginnt eines meiner Kinder zu weinen, zu trotzen und schreien, weil es keine Nussnougatcreme gibt. Beide verlieren wir die Nerven und brüllen uns an.
Ich bin enttäuscht, den Tag mit so einem Chaos zu starten. Mit Wucht trifft es mich, dass ich mein Kind schon morgens angeschrien habe. Ich bin traurig. Da ruft mich mein Mann an, er ahnt noch nichts und meint mit ruhiger Stimme, er sei heute Morgen für die Arbeit unterwegs, komme dann am Nachmittag nach Hause. Irgendwie hatte er vergessen, es mir mitzuteilen. Wir sprechen uns aus, und langsam verschwindet meine schlechte Laune. Mein Kind, das am Tisch ausgerastet ist, hat sich auch beruhigt und möchte mir als Entschuldigung einen Kaffee zubereiten. Gerne nehme ich den Kaffee mit einem kleinen Schuss Rahm, doch heute Morgen riecht er komisch, denn der Rahm ist sauer. Da beginne ich zu lachen, lasse einfach los und lache. Meine drei Kinder kommen zu mir, und wir umarmen uns, sprechen ein kurzes Gebet und beginnen den Tag einfach noch mal von Neuem.
Während der Tag sich langsam richtig eingleist und Fahrt aufnimmt, höre ich Gott durch einen Bibelvers zu mir sprechen: „Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Korinther 12,9). Wie ein nasser Lappen wischt dieser Vers mir alle Selbstzweifel und Gedanken, als Mutter wieder mal versagt zu haben, weg. Ich spüre, wie Gottes Kraft meine Schwachheit verdrängt. Wie ich in seiner Gnade loslassen kann und er mich mit Zuversicht füllt. Ruhig und gestärkt ziehe ich durch den Rest des Tages, denn ich muss nichts beweisen – seine Gnade genügt.
Lydia Bucci
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