Meine Augen öffnend schaute ich mich um, angestrengt überlegte ich, wo ich war. Nun kommen die Erinnerungen – aber die Szene war doch eine ganz andere — dieses schnell auf mich zu rasende Auto, der Zusammenstoß, der plötzlich wahrnehmbare Schmerz, und dann die Schwäche — Unsicher schaute ich mich um – warmes Sonnenlicht, gefiltert durch das Laub der Bäume, welche den Schauplatz begrenzten. Ich fühlte mich beobachtet von den Tieren aus den Bäumen. Die Sonne war lieblich, angenehm friedlich. Ich atmete aus und begann meinen Körper nach irgendwelchen Zeichen des Unfalls abzutasten – keine Kratzer, nichts zu sehen. Nirgendwo Autos, Lastwagen, Häuser oder Menschen.
Der Wunsch, meine neue Umgebung zu entdecken, bewog ich mich jetzt, die kleine Lichtung zu verlassen. Jenseits der Lichtung erstreckte sich eine weite, parkähnliche Landschaft, und in der Ferne konnte ich Menschen erkennen. Weil ich unbedingt mehr wissen wollte, lief ich auf diese Menschen zu.
Ich hatte sie fast erreicht, als ein großes goldenes Etwas aus dem Gebüsch sprang und mich zu Boden warf . Mit einem Schrei des Entsetzens, versuchte ich den Löwen von mir wegzustoßen, aber anstatt mich mit seinen Klauen zu töten, tat er nichts anderes, als seine sanfte Pfote auf meinen Magen zu legen und mir unendlich zärtlich über das Gesicht zu schlecken. Die Leute waren auf mich zugeeilt. Sie erreichten mich jetzt und riefen lachend den Löwen zurück. Eine hübsche junge Dame half mir, da ich immer noch zitterte, auf die Füße zu kommen und sie entschuldigte sich für das Benehmen des Löwen. „Morgens ist er immer so ausgelassen,“ sagte sie. Die Leute stellten sich mir vor. Dann fragte einer von ihnen: „Und woher kommst du? Ich glaube, du bist neu hier.“ „Ich weiß nicht wo ich bin“, erwiderte ich. „Das Letzte woran ich mich erinnere ist, dass ich in einen Autounfall verwickelt war“. „Vielleicht kann ich dir helfen“, sagte eine Frau und zog ein gelbes Buch aus der Tasche ihres geblümten Rockes. „Dein Name?“ Ich sagte ihr meinen Namen und dann, nachdem sie im Buch nachgeschaut hatte, führte sie mich hinüber zu einem schmalen Weg. Viele Menschen waren hier versammelt, eifrig beschäftigt auf den angrenzenden Feldern Gemüse anzubauen. Erst jetzt beobachtete ich, wie ein kleines Kind einen Panther zwischen den Gemüsepflanzen herumführte und dann stehen blieb um eine Kobra aufzuheben, die auf dem Weg lag. Ich versuchte ihm eine Warnung zuzurufen, aber es war zu spät, da das Kind die Schlange schon aufgehoben hatte. Meine Begleiterin lachte. „Sie wird ihm nichts tun und ich zeige dir auch warum nicht.“ Meine Begleiterin zog ein Buch hervor, das ich sofort als die Bibel erkannte, und schlug Jesaja 11: 6-9 auf.
Sie sagte: „Siehe in Vers 6 und 7 heißt es: ´Und der Wolf wird tatsächlich bei dem männlichen Lamm weilen und der Leopard wird bei dem Böckchen lagern und das Kalb und er mähnige junge Löwe und das wohlgenährte junge Tier, alle beieinander und ein noch kleiner Knabe wird sie führen. Und die Kuh und er Bär, sie werden weiden. Zusammen werden ihre Jungen lagern. Und selbst der Löwe wird Stroh fressen, so wie der Stier. ´ Und hier im oberen Vers siehst du warum die Schlange dem Kind nichts Böses tut…
´… und der Säugling wird gewisslich auf dem Loch der Kobra spielen; und auf der Lichtöffnung einer giftigen Schlange wird ein entwöhntes Kind tatsächlich seine Hand legen´“.
„Aber wie lange geht das denn schon so?“, frage ich erstaunt. Lächelnd bat mich meine Begleiterin, mich ins Gras zu setzen. Gehorsam setzte ich mich und beobachtete nervös den Löwen, der herausstolperte und sich neben mich legte. Die nächste Stunde hörte ich zu. Freute mich, während meine Begleiterin den Ablauf der 500 Jahre erzählte, die verflossen waren, als ich im Tode geschlafen habe.
Zuerst erklärte sie mir aus der Bibel, dass das System, das ich gekannt hatte, zu einem gewaltigen Ende gekommen war, genau wie es in Zephania 1:8 vorhergesagt worden war. Es hatte Überlebende gegeben aus dieser Vernichtung, von denen sie auch eine war. Und diesen Überlebenden oblag die Aufgabe, die Erde zu einem Paradies zu gestalten.
Dann erzählte sie mir weiter, dass die Zeit gekommen war, alle jene aufzuerwecken, die im Tode entschlafen waren, wie es in Johannes 5: 28 und 29 vorhergesagt worden war. Die Auferstehung ging rasch und nach und nach vor sich, erklärte meine Begleiterin.
Dann erzählte sie mir die erfreuliche Nachricht, dass meine Eltern im Jahr zuvor auferweckt worden waren und jetzt bequem in einem Haus ganz in der Nähe wohnten. Meine Begleiterin sah die Wirkung, die diese Neuigkeit haben würde voraus, denn sie war sofort auf den Füßen und führte mich zu dem Pfad, der zum Haus meiner Eltern führte. Ich dankte ihr von ganzem Herzen und lief den gewundenen Steinpfad hinauf in die ausgebreiteten Arme meiner Eltern.
This entry was posted in Lyrik, Uncategorized by Jule with no comments yet
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.