Jetzt geht es aber wirklich ans Eingemachte. Wenn ich schon dachte, dass die vorherigen Kapitel ordentlich an mir und meinem Selbstbild kratzen – es kommt noch schlimmer!
Naja, eigentlich hatte ich die letzten Monate eine zarte Ahnung von dem allen und vielleicht ist jetzt für mich der Zeitpunkt gekommen, mich dem ganzen zu stellen. Wenn ihr mit „all dem Zeugs“ nichts anzufangen wisst, dann seid ihr vielleicht noch nicht an dem Punkt, dass Gott in dieser Hinsicht an euch arbeitet?
Soweit waren wir ja schon beim letzten mal. Nun kommen einige Beispiele der Israeliten, ihre Reaktionen auf die Schwierigkeiten in der Wüste – und während wir sie lesen, achten wir bitte nicht so sehr auf die Israeliten, sondern versuchen wir zu sehen, ob wir uns selbst in der jeweiligen Beschreibung wiederfinden. Also ich sehe mich da schon….
Der erste Text ist aus 4. Mose 11:4-23
Diesen Punkt, dass wir gern die Schuld auf andere abschieben, finden wir hier übrigens immer wieder – und es ist wichtig, sich das bewusst zu machen, dass dies unsere Neigung ist, aber nichts mit der Realität zu tun hat, dass die anderen wirklich Schuld sind…
Weiter geht’s mit 4. Mose 14, wo wir letztendlich erfahren, wie wenig sinnvoll solches Jammern ist
Aber jetzt kommt es noch viel schlimmer!
Wir sind in einer schwierigen Situationen, auf die wir absolut keinen Bock haben. Wir wollen, Ruhe, Frieden und Harmonie und haben absolut keine Lust mehr auf Schwierigkeiten. Aber es gibt immer jemanden oder etwas, was diese so heiß ersehnte Ruhe stört, es macht uns wutend
Halt, Stopp!
Was haben wir da gelesen? Noch mal zurück blättern;
Au weia!
Wir sind also nicht in dieser schwierigen Situationen, weil uns dieser oder jener nervt oder an uns versündige hat oder weil wir Opfer der Umstände sind – Gott selbst hat uns in diese Wüste geführt, um an uns und unserem Charakter zu arbeiten! (5. Mose 8:2-14)
Wie sinnvoll ist es da, wenn wir der Person aus dem Weg gehen, die uns so mächtig auf die Nerven fällt?
Wenn Gott uns dadurch Schulen will, schickt uns er die nächste Nervensäge über den Weg, also haben wir nix gewonnen, sondern nur hinausgeschoben und die Zeit der Schwierigkeiten verlängert.
Das trifft aber nicht nur auf Personen, sondern auch auf schwierige Situationen zu. Wenn wir aus einer Beziehung ausbrechen, weil wir meinen, wir können nicht mehr und dass „Gott nichts von uns erwartet, was über unsere Kraft geht“… Vielleicht stecken wir ja gerade in dieser schwierigen Beziehung, um zu lernen, unsere Kraft genau bei IHM zu suchen?
Was habe ich gewonnen, wenn ich aus der Situation ausbreche, weil ich mich überfordert fühle?
Erinnern wir uns an die Israeliten, wo sie das erste Mal vor dem verheißenen Land stehen und Kundschafter aussenden. Durch den negativen Bericht der zehn Kundschafter ist das Volk entmutigt und gibt auf. Gott lässt sie gewähren. Aber was haben sie gewonnen?
Sie müssen sich nicht dem Volk stellen, wenn sie sich überfordert fühlen, aber sie haben nichts gewonnen, sondern müssen 40 Jahre durch die Wüste wandern und werden das Land der Ruhe, des Friedens und des Überflusses nie betreten
Gott lässt auch uns gewähren. Es kommt kein Donnerwetter vom Himmel, wenn wir aus einer für uns belastenden Ehe ausbrechen – aber wir müssen mit den Konsequenzen Leben. Ich weiss, wovon ich da spreche…
Gott hat den Menschen von Anfang an Willensfreiheit gegeben, aber sie mussten auch von Anfang an mit den Konsequenzen leben
Wichtig finde ich hier den Gedanken, dass es wenig Sinn macht, vor „der Schule Gottes“ wegzulaufen
by Jule with 3 commentsIrgendwie drücke ich mich scheinbar zur Zeit ziemlich missverständlich aus, denn oftmals kommt das Gegenteil von dem an, was ich eigentlich rüber bringen will
Ich will weg von diesem selbstzentrieren, weg von den Umständen – hin zu dem, „wie reagiere ich darauf und warum?“
Gott schult mich gerade an diesem wichtigen Punkt – nicht erst seit dem Bibelseminar, sondern bereits Wochen vorher, ich konnte es nur nicht in Worte fassen. Das ist es auch, was mich zur Zeit schwer beschäftigt.
Gott will, dass ich anders mit den Dingen umgehe, die mich belasten, die mich verärgern, frustrieren, wütend oder traurig machen. Es geht nicht darum, dass ich glücklich und zufrieden bin, wenn die Umstände anders sind, sondern um ihn, um sein Wort, um seinen Plan und um seine Vision, die er jedem von uns gibt. Er will nicht, dass ich die Dinge von meinen persönlichen Befindlichkeiten abhängig mache, sondern er will, dass ich auf ihn blicke und meinen Blick auf ihn gerichtet halte – egal, was ist!
Wenn ich also von Dingen erzähle, die mich in irgendeiner Form belasten – dann geht es nicht darum, dass ich die Dinge geändert haben will – sondern darum, dass ich anders damit umgehen will
Bitte behaltet das im Hinterkopf, wenn ich mal wieder jammere oder mich ausheule und bitte betet für mich: dass ich die Dinge mit Gottes Augen sehe und mich selbst nicht so wichtig nehme. DAMIT helft ihr mir dann wirklich
Danke
by Jule with no comments yetWir waren ja eine Woche auf einem Bibeleminar beim „Wort des Lebens“ am Koriser See und dort kam ich mit der „Mentorin für Charakterentwicklung“ ins Gespräch. Sie zeigte mir einen völlig anderen biblischen Ansatz, wie man Konflikte lösen kann, einen Ansatz, der sich komplett von allem unterscheidet, was ich in Therapien oder in Versammlung bzw Gemeinde gelernt habe und der eigentlich meinem Gefühl komplett widerspricht.
Wir alle fühlen uns ja im Recht, sonst würden wir ja anders handeln und wir möchten zwar Frieden, aber auch uns selbst gut fühlen. Mein Ansatz bei den anderen war bisher immer, Verständnis für die andere Seite zu wecken, warum der andere so handelt usw. Oftmals hat das schon geholfen, und darüber zu beten.
Hier ist das Konzept anders. Es gibt zwei Schritte:
Ok, das versuche ich ja mit den gefrusteten Frauen auch. Aber es geht noch weiter: jeder von uns hat nicht nur diesen Eigenanteil, sondern dies ist der Punkt, wo ich mich gegen Gott versündige. Ja, ihr habt richtig gelesen: hier ist ein Punkt, wo ich nicht nur die Vergebung des anderen, sondern die Vergebung des Höchsten nötig habe.
Wenn ich diesen Punkt (oder auch diese Punkte) gefunden habe, dann muss ich zuerst zu Gott gehen und ihn dafür um Vergebung bitten. Sicherlich wird er mir diesen Frieden dann auch geben, aber dieser Friede von Gott ist die Grundlage für den zweiten Schritt:
Dann, wenn ich den anderen um Vergebung gebeten habe, dann kann ich das ansprechen, was mich so belastet oder gekränkt hat – aber erst dann.
Wir sehen, dass es ein komplett anderer Ansatz ist, aber sehr erfolgversprechend, denn er ist unabhängig von dem, was der andere getan oder nicht getan hat und auch unabhängig von dessen Reaktion, denn nach Schritt 1 habe ich bereits den Frieden Gottes und der Druck ist weg. Man geht ganz anders mit der Situation um.
Aber wenn wir das tun, dann erkennen die Menschen um uns herum, dass wir anders sind, dass wir die Probleme anders lösen, als andere, dann leuchten wir und strahlen die Herrlichkeit unseres Gottes wieder!
Die Mentorin hat mir noch zwei Bücher empfohlen, die sie dort in der Bibelschule behandeln, eins davon hieß „Sei ein Friedensstifter“ und spricht davon, dass wir in unseren Gemeinden eine Kultur des Friedenstiftens entwickeln sollten um unseren Gott zu ehren und unser Licht leuchten zu lassen
Oftmals ist es ein langer Weg dorthin, aber es lohnt sich sicherlich. Ich bin immer noch bei Punkt 1, herauszufinden, wo genau das Verhalten der anderen Person an mir kratzt und wieso es im Widerspruch zu Gottes Wort ist. Eine kleine Ahnung habe ich schon, aber ich kann es nicht recht benennen….
Aber ganz wichtig dabei ist: egal, wie sehr wir uns auch rechtfertigen mögen, es gibt diesen Eigenanteil, daher muss jeder von uns zuerst durch Schritt 1 durch!
by Jule with 3 commentsObwohl wir gerade im Kapitel zuvor von dem Duell zwischen Baal und Jehova gelesen haben und davon, wie danach nach vielen Jahren endlich wieder Regen einsetzte, ist Elia entmutigt und völlig ausgelaugt.
Warum?
Und wie denkt Jehova darüber?
Als erstes finde ich wichtig, dass Jehova nicht von ihm enttäuscht oder sauer ist, sondern dass er Verständnis für Elia und seine Situation hat. Ob das vielleicht an dem Grund liegt, weshalb Elia entmutigt ist?
Elia liebt Jehova und sein Herz brennt für ihn und sein Wort. Er wünscht sich so sehr, dass er genau dies auch seinen Brüdern vermitteln kann. Er ist enttäuscht darüber, dass ausgerechnet der König, der ja eigentlich das Volk in der Anbetung leiten sollte, auf ganzer Linie versagt hat und dass das Volk Jehova immer mehr aus den Augen verliert.
Vielleicht ist dies ja ein guter Grund dafür, dass sich ein Mensch ausgelaugt fühlt?
Ich fühle mich seit einer Weile ebenso, könnte den ganzen Tag schlafen, bin dauernd nur müde und Thom geht es auch so. Für die Hauskreise und Gottesdienst fahren wir all unsere Kraft hoch. Es ist uns ein Herzensanliegen, unsere Umgebung mit der Liebe zu Gott und sein Wort anzustecken und es macht uns traurig, wenn wir sehen, wie sehr das Niveau gerade bei unseren Brüdern abgeflacht zu sein scheint. Warum unterhält man sich über alles mögliche, nur nicht wirklich über Gott und sein Wort?
Auf der anderen Seite der neu gegründete Hauskreis, dessen Ziel es war und ist, die Teilnehmer für Gott und sein Wort zu begeistern und zu dem Menschen kommen, von denen wir dachten, dass sie es dringend nötig haben, da die eine erst am Anfang steht und von dem anderen Paar der Mann auf dem ersten Blick den Anschein erweckte, dass er die Bibel nicht als Wort Gottes anerkennt und nur kritisieren will. Hier haben die Gespräche mehr Niveau als im ganzen letzten Jahr teilweise bei den Treffen mit anderen „gestandenen“ Christen. Unfassbar für uns.
Es macht uns sehr traurig und mich macht es teilweise sehr wütend, da ich eigentlich von meinen Brüdern mehr erwarte. Erwarte ich damit zu viel?
Warum genieße ich nicht einfach die positive Entwicklung beim neu gegründeten Hauskreis? Warum lasse ich mich von dem anderen derart runter reißen?
Eine ähnliche Situation wie hier bei Elia?
Gott schenkt ihm eine Auszeit, lässt ihn erst mal so richtig ausschlafen und stärkt ihn in der Zeit. Danach gewährt er Elia eine besondere Nähe, die kaum jemanden zugute kam. Auf dem ersten Blick fällt mir hier nur Mose ein, der ebenfalls in einer Höhle stand, als Jehova „an ihm vorüber ging“.
Jehova gewährt Elia eine Auszeit, stärkt ihn, zeigt ihm, wie nah sie sich beide sind und schickt ihn dann frisch gestärkt für einen neuen Auftrag los…
by Jule with 4 commentsTja, das mit dem „step by step“, „Take another step“ und der „Erziehung in der Schule Gottes“ ist so eine Sache, das geht irgendwie an die Schmerzgrenze ?
Ich habe gerade gelesen, was C.H. Macintosh in seiner Abhandlung zu der Zeit von Elia in der Wüste schreibt und muss das erst mal sacken lasen.
Ja, er hat Recht mit dem, was er da schreibt, die Ereignisse der letzten Jahre und insbesondere des letzten Jahres und der letzten Wochen und Tage bestätigt dies: ich hätte meine „Stille Zeit mit Gott“ vehement verteidigen müssen, nichts kann wichtiger sein, auch wenn es alles Dinge im christlichen Dienst sind, Akte der Nächstenliebe usw. Ohne die Stille Zeit mit Gott gehen innere Ruhe und die Kraft, die wir haben, flöten und dann eskaliert irgendwann die Situation, so wie es mir gestern passiert ist.
Ich werde sicherlich in den nächsten Tagen noch einiges dazu schreiben, bin zur Zeit völlig übermüdet und wie betäubt, brauche noch etwas Zeit, um meine Gedanken zu formulieren
Aber nun weiss ich auch, warum ich die Woche Zeit gebraucht hätte, hier weiter zu machen, obwohl ich das Kapitel 17 mehrfach gelesen hatte: es betrifft mich ganz persönlich, meine momentane Situation und das, was mich belastet und warum. Ich befinde mich auch gerade in der „Schule Gottes“ und es ist sehr anstrengend und schmerzhaft für mich. Es wäre leichter, wenn ich Zeit und Ruhe habe, die ich abgeschieden mit Gott verbringen kann, das ist mir klar geworden…
by Jule with no comments yetSchultasche
Ja, es wurde dann doch noch ein schöner Tag – besonders, wenn man den Anfang bedenkt
Eigentlich waren wir mit Hanna und Tyler im Tierpark verabredet und Cassandra hätte eigentlich in die Schule gemusst. Aber der Tag fing mit grosser Aufregung und Ärger an, denn Thom stürmte – für mich total früh am Morgen – ins Zimmer und fragte, ob Cassandras Schulmappe bei uns ist. Es stellte sich heraus, dass sie am Abend zuvor, als sie von Sarah Geburtstagsparty kam, vergessen hatte, den Schlüssel wieder mit rein zu nehmen, den Astrid für sie hatte draußen in der Wohnungstür hatte stecken lassen. Als sie die Schultasche morgens packen wollte, die direkt an der Wohnungstuer im Vorraum stand, war diese weg und die beiden waren in der Wohnung eingeschlossen und mussten eine Nachbarin anrufen, die von außen mit dem immer noch steckenden Schlüssel aufgeschlossen hat. Scheinbar war nachts jemand fremdes in ihre Wohnung gekommen, hat sich die Schultasche gepackt und die beiden dann eingeschlossen. Sie hatten beide nichts gemerkt.
Suse, Astrid , Cassandra und Thom der gerade nach Hause kam, haben hier alles abgesucht, aber die Tasche war weg.
Astrid fragte Thom, ob unsere Camera im Zelt was aufgezeichnet hat, war aber nicht. Noch schlimmer: derjenige hatte vorher im Keller den Hauptstecker vom Zelt gezogen und einige Minuten später wieder rein gesteckt. Man konnte es am Protokoll sehen, dass die Camera in der Zeit von halb vier bis vier stromlos war, ohne dass es ein Bewegungsbild gab. Wenn derjenige im Zelt gewesen wäre, hätte es dies gegeben.
Aber noch schlimmer: es scheint derjenige gewesen zu sein, der seit Monaten in der Nacht von Samstag zu Sonntag in unserem Haus rumgeistert und die Sachen aus der Werkzeugtasche an meinem Rolli raus kramt und auf den Rolli legt. Bereits am letzten Wochenende war er in der Nacht von Sonntag zu Montag da, immer in der selben Zeitspanne. Als Thom um kurz vor zwei zur Arbeit ging, war am Rolli alles in Ordnung, er hatre extra genau hingesehen, da er sich über meinen Schal auf dem Rolli gewundert hatte. Nun lagen wieder die Sachen aus der Werkzeugtasche oben drauf. Also war der Spinner wieder da und scheinbar auch derjenige, der bei Astrid in der Wohnung war. So eine Sauerei
Wir waren alle total aufgebracht, Cassandra konnte nicht zur Schule, Astrid hat auf ihrer Arbeit abgesagt (wir hätten Cassandra nachmittags und über Nacht gehabt). Hm, was nun? Polizei rufen? Da sie den Schlüssel ausser hatte stecken lassen, haben wir nur gemeinsam eine online Anzeige gemacht, so wie bereits vor einigen Wochen wegen dem geklauten Funk Lautsprechern und der Mikrowelle im Zelt ?. Später, als der Hausmeister zum Schneeschippen kam, fiel auf, dass derjenige auch noch den Schnee von Astrid Haus bis zu uns weg gemacht hatte (wahrscheinlich, um Spuren zu verwischen).
Dann haben wir erst mal zusammen gefrühstückt. Ich war nervlich so aufgebracht, dass ich einige Std gebraucht habe, um mich soweit einigermaßen wieder einzukriegen, aufzurappeln und anzuziehen. Bei mir war die Anspannung so stark, dass ich immer wieder in meine Panik rein rutschte und eigentlich gar nicht mehr raus wollte.
Cassandra und Thom hatten sehr viel Geduld mit mir und die Stunden abgewartet und so sind wir dann kurz nach zwölf los, gemeinsam in den Tierpark. Wir hatten Cassandra eingeladen, damit sie auf andere Gedanken kommt, denn der Gedanke, dass Nachts ein Fremder in ihrer Wohnung war, machte ihr richtig Angst.
So sind wir dann doch endlich los Richtung Tierpark, mit Abstecher zum neuen Haus von Goerings. Hier haben wir nur kurz Fotos aus dem Auto raus gemacht und dann ging es weiter, so dass wir kurz vor eins endlich ankamen. Hanna hatte morgens kurzfristig abgesagt, da sie und Tyler erkältet waren.
Wir hatten dann noch einen sehr schönen Tag im verschneiten Tierpark und jede Menge Fotos gemacht (fast 400 und 19 Videos allein auf meinem iPad).
Hinterher haben wir noch mit Astrid und Cassandra bei uns zu abend gegessen, hab schnell Fischstabchen in die Fritteuse geworfen, und dann sind wir todmüde ins Bett gefallen.
Dafür, dass es mir nicht so gut ging und ich schon seit Weihnachten kaum richtig viel gelaufen bin, hat es sehr gut geklappt . Wir sind bis zum Elefantenhaus und bis zum Alfred Brehm Haus gelaufen.
Preist Gott, dass er alles noch so gut geregelt hat. Während wir weg waren, hat Astrid von einer Spende von Rock Berlin neue Schulsachen für Cassandra gekauft ?
by Jule with 1 commentWie diejenigen, die hier regelmäßig mitlesen, ja wissen, haben wir uns im Frühjahr vergangenen Jahres einer kleinen bereits länger bestehenden Hausgemeinde hier in unmittelbarer Nachbarschaft angeschlossen. Diese kleine bibeltreue Gemeinde sieht ihre Aufgabe darin, mit den Menschen über Gott und Jesus zu reden und sie zu den beiden hinzuzuführen. Im Mai und August fanden Sonderaktionen statt, zu denen wir Unterstützung von Schwestergemeinden aus Amerika erhalten haben. Brüder und Schwestern, die ihren Urlaub geopfert hatten, um uns beim Evangelisieren zu unterstützen. Leider war kein wirklicher Erfolg zu sehen, selbst zu den Grill- und Pizzapartys, zu denen wir eingeladen hatten, kam niemand, der nicht eh sonst schon kam. Einziger Lichtblick schien Suse, die Nachbarin, zu sein, die bei der Johannesstudie mitgemacht hatte. Dann lange wieder nichts.
Warum war das so? Niemand schien eine Antwort zu haben. Gebetet wurde doch immer wieder darum, aber nichts schien zu passieren. Statt dass sich die Hausgemeinde vergrößerte, wurden wir weniger, da einige ins Ausland geheiratet hatten, in den Missionarsdienst gingen oder andere, noch im Aufbau befindliche Gemeinden unterstützten.
Es schien, als liefe bei uns etwas mächtig schief. Wieder mal das Wörtchen “schien”….
Dieter, einer der beiden Ältesten, die die Gemeinde leiten, schlug in einem Privatgespräch vor, mal die Nachbarschaft vom Hof zum Grillen einzuladen, aber irgendwie wurde der Gedanke wieder verworfen. Warum eigentlich?
Dann waren Dieter und John, die beiden Ältesten, Ende Mai zu einer Leiterkonferenz und überlegten, wie man das Problem mit dem “mangelnden Erfolg” angehen könne. Einige Wochen später machten sie einen Gebetsspaziergang, bei dem sie Gott immer wieder fragten, was sie ändern sollten. Einige Gedanken wurden beim nächsten Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt und auch wir durften eigene Gedanken mit einbringen.
Erstes Ergebnis war, dass der Gottesdienst noch weniger formell ablaufen solle, sondern dass sich jeder aktiv einbringen soll. Es sollte keine Veranstaltung sein, wo die Leute nur hinkommen um sich von den Ältesten vorne auftanken zu lassen, sondern jeder sollte mit Anteil daran haben, die anderen zu ermuntern und jedem zu helfen, im Glauben zu wachsen. Am Anfang war das für alle recht merkwürdig, auch der Teil, wo wir gemeinsam für die Gemeinde und die Menschen in unserem Umfeld gebetet haben.
Dann fuhren Dieter und Lucy für einen Monat nach Amerika und auch Stephi, die Frau von John und die Kinder fuhren für zwei Wochen zu den Großeltern. Kurz vor deren Abreise kam der Gedankenblitz auf, in der Zeit – da wir eh nur zu Dritt sein würden – den Hauskreis nach draußen auf den Hof zu verlegen und Suse und Astrid zum Grillen einzuladen, die beiden Muttis, deren Kinder regelmäßig zum Gottesdienst kamen. Wir wollten denen lediglich die Schwellenangst nehmen, damit sie auch mal kommen. Aber dann passierte etwas, mit dem niemand gerechnet hatte und auch nicht rechnen konnte:
Eine Woche vorher tauchte Maggie, eine Nachbarin aus dem Nebenhaus, mit kleinem Kind öfters auf dem Hof auf, wo ich zu der Zeit bei dem tollen Wetter viel saß, weil Thom in der Zeit viel tagsüber arbeiten musste. Sie besuchte Astrid, die Mutti von Cassandra, die als einzige wirklich regelmäßig Sonntags kam. Ich saß draußen an dem großen Tisch und hörte, wie die beiden zusammen mit Mandy, Astrids erwachsenen Tochter beschlossen, sich hier an den Tisch zu setzen. Da ich noch zu tun hatte, ging ich rein. Nach einer Weile kam ich wieder und sie saßen immer noch da. Ich war verunsichert und fragte, ob ich mich dazu setzen könne. Die Antwort war: “Ja, wegen dir haben wir uns ja hier her gesetzt.” Nanu?
Ja, sie wollten mich ein wenig aushorchen, was die kleine Gemeinde da hinten auf dem Hof angeht, dass das Engländer sind, wusste man ja (richtig ist, dass John Amerikaner ist). Mandy war der Ansicht, dass das eine Sekte sei, denn Cassandra hatte wohl nach einer Weile angefangen, vor dem Essen zu beten . So wurden also jede Menge Fragen gestellt, die ich beantworten konnte.
Ich war über das Interesse ehrlich überrascht und so war der Gedanke mit dem Grillen geboren. Nach dem Gottesdienst habe ich gleich die Astrid, die auf ihrer Terrasse saß, eingeladen und erzählt, dass wir das vom Hauskreis machen, aber diesmal keine Bibelarbeit – nur John würde seine Gitarre mitbringen und mit den Kids ihre Lieblingslieder aus dem Gottesdienst singen. Antwort: “Ach, das ist ja schade, denn gerade das interessiert mich wirklich”. Überraschung pur, denn das hätte ich nie gedacht. Ich hatte bisher immer angenommen, sie würde lediglich tolerieren, dass ihre Tochter zum Gottesdienst geht. Niemand war auf die Idee gekommen, sie selbst auch mal darauf anzusprechen.
Am nächsten Tag wieder eine Überraschung: ich sitze mal wieder auf dem Hof, Astrid und Maggie sitzen auf Astrids Terrasse und ich bekomme mit, wie die beiden Sandra, eine mir völlig unbekannte Frau aus den Nachbarhaus, zu “unserem Grillen” einladen. Unfassbar, das sollte doch einen bestimmten Zweck haben…, für einen Moment hatte ich überlegt, etwas dazu zu sagen, wollte die beiden aber nicht in Verlegenheit bringen, vor allen Dingen, da die Sandra sagte, sie könne eh nicht.
Die Tage hatte man sich öfters gesehen und am Morgen des Grill-Tages kam Sandra auf den Hof. Nach einer kurzen freundlichen Begrüßung drängte sich spontan die Frage auf die Lippen, ob sie nun Abends kommen würde. Nein, das ging nicht, denn sie hatte am nächsten Tag Frühschicht und müsse früh ins Bett. Sie würde so gern mal wieder grillen, “schade, dass das ausgerechnet Heute ist”. So ergab es sich von selbst, den Sinn und Zweck der Veranstaltung zu erklären. Die Reaktion darauf haut mich noch Heute um: “Was, hier gibt es eine Gemeinde? Was, hier ist regelmäßig Gottesdienst? Warum sagt mir das denn keiner? Nun wohne ich schon so lange hier und niemand hat mir das gesagt!”
Na sowas! Gut, dass ich mich nicht eingemischt hatte, als die beiden anderen Frauen sie so einfach eingeladen hatten. Nun war auch klar, wer die spontane Frage, ob sie komme, auf die Lippen geschubbst hatte! Sie erzählte, dass sie das total interessiert sei und sie ginge auch ab und an in die evangelische Kirche hier am Ort, aber das sei ihr alles zu groß. Da ist sie ja bei uns richtig, denn wir sind eine kleine Gemeinde. Aber sie wusste es nicht, weil es ihr niemand erzählt hatte und wir haben es nicht gesagt, weil wir nicht dachten, dass sie interessiert sei. Ich selbst hatte sie immer nur kurz gesehen, wenn sie nach Hause kam und ein kurzes freundliches “Hallo”, dabei war es geblieben. So kam es also hier dazu, dass wir sie für Sonntags eingeladen haben.
Abends war das Grillen und alle drei Muttis – Astrid, Maggie und Suse – kamen mit ihren Kindern, jede brachte wie besprochen etwas mit und Forky, der Nachbar, der uns den Grill geliehen hatte, war auch dabei, ebenso wie Lisa, eine weitere erwachsene Schwester von Cassandra, die ebenfalls im Nebenhaus wohnt. Es war ein sehr schöner Abend, besonders die Gesangseinlagen riefen Begeisterung hervor und das nicht nur, weil John echt toll singen kann.
Seither treffen sich die Hof-Frauen regelmäßig am großen Tisch, es wird zusammen Kaffee getrunken und geplaudert und ein Thema war immer wieder der tolle Abend. Auch Sandra sprach jedes Mal davon, Sonntag kommen zu wollen
Eine kleine Missstimmung gab es aber doch, denn wir hatten Jadon (einen Jungen aus der Kindereinrichtung neben Goerings) eingeladen, der regelmäßig zum Gottesdienst kommt. Er sollte seine Erzieher fragen, ob er kommen dürfe, hat es aber falsch verstanden und die ganze Einrichtung eingeladen. Hm, das sind immerhin 7 Kinder und einige Erzieher, soviel Fleisch hatten wir nicht eingekauft. Also lief ihm Cassandra hinterher und sagte, sie müssten aber dann was mitbringen, wenn sie kommen wollten. Das Ergebnis war, dass Jadon überhaupt nicht kam. Am nächsten Morgen sagte er auf Nachfrage, dass es zu kurzfristig gewesen sei, etwas zu besorgen. Das stimmt, denn wir hatten ihn auf den letzten Drücker eingeladen, da wir ja für ihn mit eingekauft haben, da er ohne Familie ist und allein kommen sollte.
Irgendwie war es unangenehm, dass dieses Missverständnis im Raum hing, aber Jehova sieht alles und wieder einmal griff er ein, indem eine spontane Idee geboren wurde. Eigentlich wollte ich nur für die neu gebildete Hofgemeinschaft backen, aber da alle Kinder gern Amerikaner essen und die Kids eh auf dem Hof rumrennen und spielen und genug Zutaten da waren, wurde die Kindereinrichting komplett eingeladen, diesmal alle und zwar schriftlich, mit dem Zusatz, dass für genügend Gebäck gesorgt ist .
Alle kamen, es wurde ein schöner Nachmittag und das Missverständnis konnte aus der Welt geräumt werden. Wieder einmal was das Grillen und “die Gemeinde da hinten” ein Gesprächsthema und Besucher der einzelnen Frauen und Nachbarn wurden einfach mit eingeladen. Natürlich kam jedes Mal die Frage auf, was denn der Anlass sei und so erzählten alle freimütig vom Grillen, von “der Gemeinde da hinten” und dass es sich so ergeben habe, dass man nun eine tolle Hofgemeinschaft sei.
Was soll ich sagen? Am Sonntag kamen 3 von den 4 Müttern mit ihren Kindern zum Gottesdienst, die vierte hatte leider zu viel zu tun und verschlafen. Alle waren begeistert und haben sogar aktiv bei der Besprechung von dem Bibeltext mitgemacht. Nachher war es das Gesprächsthema auf dem Hof und Astrid hat Suse vom Gottesdienst vorgeschwärmt und gesagt, sie müsse unbedingt kommen. Diese antwortete ihr, dass sie ja selbst schon zweimal mit ihrer Tochter da war: Weihnachten und Ostern. Aber sie hat sich vorgenommen, demnächst auch mit Jamie zu kommen.
Nun ist eine Woche rum und heute war leider keine der Frauen da, aber alle hatten wirklich gute Gründe und wollen nächsten Sonntag wiederkommen und überlegen sogar wegen dem Hauskreis.
Dieter, der eine Älteste, fragte mich heute, ob ich den Frauen schon die Johannesstudie angeboten hätte. Wir hatten bereits Donnerstag mit John darüber nachgedacht, aber sind etwas unsicher, weil wir die Frauen nicht überfordern wollen. Immerhin haben wir sie nun bereits zu 2 Terminen die Woche eingeladen und wir wollen sie nicht in die Enge drücken, sie sollen sich ja nicht wegen uns verpflichtet fühlen und das uns zuliebe machen, sondern weil sie es wollen.
Heute hatte ich den Auftrag, wegen dem Hauskreis nachzufragen, da ja wegen dem Kochen geplant werden muss. (Wir essen vorher alle gemeinsam, dann singen wir und danach sprechen wir eine Stunde über einen Bibeltext. Zur Zeit sind wir noch bei Lukas 5.) Aber die Hausfrau, die das Kochen übernimmt, muss ja wissen, für wie viele Personen sie kocht und auch einkaufen muss. Irgendwie hatte ich etwas Sorge, bei der Nachfrage den Eindruck zu erwecken, dass sie sich nun zu was verpflichtet hätten und habe es deshalb noch mal erklärt, dass wir niemand unter Druck setzen wollen, sondern nur wollen, dass sie wissen: die Möglichkeit besteht und sie sind herzlich willkommen, die Nachfrage ist nur wegen der Planung vom Essen.
Die Reaktion war von allen recht positiv. Zwar können einige nicht, aber niemand fühlt sich unter Druck gesetzt. Im Gegenteil, alle finden es sehr lieb… (kleiner Nachtrag vom Tag nach dem Hauskreis: Astrid, Maggie und Suse waren mit ihren Kindern gekommen, Sandra musste wegen Pollenallergie leider das Bett hüten).
Tja, diese Erfahrung mit unseren “Hof-Frauen” hier ist echt umwerfend. Besonders, weil sie zu einer Zeit kommt, wo niemand damit gerechnet hatte und die Entwicklung von Rock Berlin für einige eher entmutigend war und viele unsicher wegen den Änderungen waren.
Hier zeigt sich wieder, wie wichtig es ist, auf Jehova zu vertrauen und es wirklich komplett in seine Hand zu legen. An einer Stelle sagt er selbst, ‘dass es umsonst sei, ein Haus zu bauen, wenn nicht Jehova selbst der Bauherr ist’. Wie wahr dieser Ausspruch ist!
Unsere beiden lieben Ältesten/Pastoren haben Gott gefragt, was sie tun sollten und dann entsprechend gehandelt – auch wenn sie vielleicht Bauchschmerzen dabei hatten. Die einzelnen Brüder und Schwestern haben mitgezogen, auch wenn es uns merkwürdig verkam – und Gott hat es gesegnet und dies zur genau richtigen Zeit.
Dieter und Lucy waren ja für einen Monat in Amerika, zum einen, um ihre Familien zu besuchen, aber auch um neue Sponsoren zu werben, damit sie nicht so bald wieder zurück müssen. Natürlich wurden sie jedes Mal gefragt, wie sich Rock Berlin denn entwickelt und jedes Mal war es unangenehm, sagen zu müssen, dass die Gemeinde immer kleiner geworden ist. Viele meinen ja, der Segen Gottes müsse sich in Mehrung zeigen, ich denke da auch an die Ansprache von Dave Leander im letzten Frühjahr („It’s not about me“). Auch er musste da umdenken
Ist es etwa Zufall, dass Dieter und Lucy an ihrem letzten Tag in ihrer Ursprungsgemeinde diese tolle Erfahrung erzählen konnten? Es hat sicherlich nicht nur diese beiden sehr ermuntert.
Ein wenig schade finde ich bei dem Ganzen, dass Dieter, Lucy und Stephi dies alles nur aus der Ferne durch Mails und sms “miterleben” konnten. Ich hätte mir gewünscht, dass sie live dabei gewesen wären – denn gemeinsam mit John haben diese drei Lieben ihre ganze Zeit und Energie in den Aufbau und Erhalt der Gemeinde gesteckt. Aber vielleicht hatte Gott diese Zeit und Situation ganz bewusst so gewählt, weil er John damit ermutigen wollte, der zu der Zeit nicht nur Strohwitwer war, sondern auch noch die Last der Verantwortung alleine tragen musste.
Ja, “der Mensch denkt und Gott lenkt”. Wie wahr, war doch nur eine Woche vor dieser umwerfenden Erfahrung der Vorschlag gemacht worden, eine Sommerpause einzulegen, da doch die meisten eh im Urlaub wären und andere Gemeinden das ebenso handhaben. Wie gut, dass nicht auf diesen Vorschlag eingegangen wurde
Was für wunderbare Dinge doch passieren, wenn wir unseren Gott “lenken lassen”!!!
by Jule with no comments yet22. Mose 14:2-4
»Sag den Israeliten, sie sollen ihre Richtung ändern und bei Pi-Hahirot Halt machen, zwischen Migdol und dem Meer. Schlagt das Lager direkt am Ufer des Roten Meeres auf, gegenüber von Baal-Zefon! 3 Der Pharao wird denken, ihr irrt ziellos im Land umher und habt euch in der Wüste verlaufen. 4 Ich werde dafür sorgen, dass er seine Meinung wieder ändert und euch verfolgt. Doch dann werde ich ihn und sein Heer besiegen und zeigen, wie mächtig und erhaben ich bin. So werden die Ägypter erkennen, dass ich der Herr bin!« Die Israeliten befolgten den Befehl des Herrn.
Tja, so ist das: die Gedanken zu dem selben Stoff sind ganz andere, wenn sich die eigene Situation geändert hat. Wir sind nun in der 4. Runde angekommen – lesen also das 4. Jahr in Folge die Bibel von 1. Mose bis Offenbarung in einem Jahr. Wenn wir uns z.B ansehen, was wir allein zu diesen Kapiteln in den letzten 3 Jahren an ergänzendem Stoff zusammen getragen haben. In jedem Jahr gingen die Gedanken in eine andere Richtung, aber irgendwie mit einem roten Faden. Das hat damit zu tun, dass sie immer aus der Sicht einer bestimmten Situation heraus sind.
Zur Zeit hänge ich irgendwie bei allem was ich lese daran fest, dass Jehova Situationen provoziert, wo seine Anbeter in die Enge getrieben werden. So wie bei Hiob, der leiden mußte, damit Jehova seinen „Streit“ mit seinem Widersacher austragen kann. Dann wird Moses immer wieder zu Pharao geschickt, obwohl das aus seiner Sicht eigentlich sinnlos erscheinen muss. Denn Pharao würde eh nicht hören – weil Jehova ihn verstockt werden lässt, und so „muss“ der arme Moses immer wieder hin, obwohl in das jedesmal jede Menge Kraft und Überwindung kostet.
Auch hier provoziert Jehova wieder eine scheinbar aussichtslose Situation für sein Volk!
Ja, wir wissen, dass es ja nur aussichtslos erscheint. Es sieht ja nur so aus, als würden sie in einer Falle sitzen. In Wirklichkeit sind sie und ihre Situation ja nur „so eine Art Köder“, dem aber nichts passieren kann. So wie die Brieftasche, die vielleicht viele noch in ihrer Jugend an einer Schnur auf den Gehweg gelegt hatten und die sofort weggezogen wurde, sobald sich jemand danach bückt. Oder wie ein Lockvogel der Polizei, der nur den Täter anlocken soll. Aber im Hintergrund liegt die Polizei auf der Lauer, die sofort eingreift, sobald der Täter kommt.
Mit Abstand eine ganz tolle Sache. So ein Lockvogel ist wichtig, um einen Dieb oder gar einen Vergewaltiger oder Mörder dingfest zu machen. Und es kann ja auch nicht wirklich was passieren!
Jehova benutzt die Israeliten hier als Lockvogel. Wie ein Köder soll ihre scheinbar aussichtslose Lage Pharao anlocken. Es kann auch gar nichts passieren, denn Jehova liegt schon auf der Lauer und er wird zuschnappen, sobald Pharao und sein Heer in die Falle getappt sind. Eine super Sache. Und die Israeliten brauchen auch gar keine Angst haben, denn sie haben ja durch die Plagen gesehen, wie stark und mächtig ihr Gott Jehova ist. Er hat sogar dafür gesorgt, dass Pharao sie endlich ziehen ließ. Also: wo sollte da ein Problem sein?
So ist es für Jehova und so sieht es für uns als Leser auch aus. Wir verstehen nicht, warum sie später in Panik geraten, wenn sie Pharao und sein Heer kommen sehen.
Aber wir haben auch einen ganz anderen Blickwinkel. Mit reichlich Abstand sieht so eine Situation immer anders aus. Wie die Sache mit der Geburt, wo der Vater, der nur Händchen hält, sicher weniger Angst und Schmerzen hat, als die werdende Mutter.
Wenn wir aber über Jahre verfolgt und in die Ecke gedrängt werden, dann sehen wir nur uns – und es fällt uns schwer, „über unseren eigenen Tellerrand zu gucken“.
Dann sagen wir zu Jehova: „muss das jetzt wirklich noch sein? Ich dachte, du warst gerade dabei, mich zu befreien. Ich war gerade dabei, endlich wieder aufzuatmen. Und nun kommst du daher und bringst mich in eine Situation, die mir Angst macht. Was willst du denn eigentlich noch? Reicht es denn noch nicht?*
Und Jehova sagt: „Bleib ganz ruhig, mein liebes Kind. Mach dir keine Gedanken. Ich bin ja bei dir. Ich stehe dir bei. Nur dieses eine Mal noch und dann kannst auch du zur Ruhe kommen.“
Und wir sagen: „ich kann nicht mehr. Die letzten Jahre hatten mich meine letzte Kraft gekostet. Wie lange waren wir unterdrückte Sklaven. Das war nicht leicht für mich. Ich habe zu dir um Hilfe geschrieen, weil es mir so schlecht ging. Aber es hat sich nichts geändert. Ich habe mich so allein gelassen gefühlt!“
„Aber ich habe doch Moses und Aaron zu euch geschickt, um euch zu befreien. Das habe ich dir doch auch durch ihm gesagt“
„Ja, das hast du. Und ich habe gedacht, dass ich nun bald von meiner Last und Bedrückung befreit werden würde. Aber was ist passiert? Das Gegenteil ist passiert. Die Bedrückung wurde nur noch größer. Aber ich habe weiterhin auf dich vertraut. Moses sagte ja, dass du uns befreien würdest. Aber es hat gedauert und gedauert und in der Zeit hast du so viele schlimme Dinge zugelassen“,
„Ja, aber was ist denn mit den 10 Plagen? Hast du nicht gesehen, welche Macht ich habe?“
„Das habe ich gesehen und das war ja auch toll. Trotzdem hat sich an meiner Situation nichts geändert. Eher im Gegenteil. Du hast den Pharao mit deinen Plagen so sauer gemacht, dass er uns nur noch mehr unterdrückt hat.“
„Ja, aber nun habe ich dich doch befreit. Oder habe ich euch nicht aus Ägypten herausgeführt?“
„Doch, das hast du. Aber du hast trotzdem so viele Dinge zugelassen. Und nun sagst du, dass du selbst den Pharao darauf bringen willst, mir und den anderen nachzujagen. Er wird uns vernichten wollen.“
„Ja, da hast du Recht. Genau das will er. Aber ich habe dir doch gerade erklärt, warum das so wichtig ist. Du erinnerst dich doch noch an Hiob und warum das alles war. Du weißt doch, dass dieser gefallene Engel mich verhöhnt. Wenn ich dich jetzt in so eine Lage bringe, dann doch nur, um diesem Flegel zu beweisen, dass er Unrecht hat und dass ich…“
„Stopp! Du hast ja Recht und ich finde das ja auch unverschämt und ich helfe dir ja gern. Aber mal ganz ehrlich: ich habe keine Lust mehr. Kannst du das mit dem nicht irgendwie anders klären? Warum immer ich? Kannst du das nicht vertagen? Für dich spielt Zeit doch keine Rolle. Bitte gib mir doch wenigstens eine Verschnaufpause. Ich kann wirklich nicht mehr. Ich habe keine Kraft und Energie mehr.“
„Mein liebes Kind. Ich verstehe dich ja so gut. Aber weißt du: gerade dann, wenn du so schwach und kraftlos bist – gerade dann kannst du mir am besten nutzen. Denn dann gebe ich dir meine Kraft und Energie und damit kannst du alles aushalten und alles bewirken und so kann ich zeigen, WER ich bin. Dass ich meinem Namen alle Ehre mache. Bitte „spiel mit“. Denke doch auch an deinen Bruder Mose. Auch er ist immer und immer wieder zum Pharao hingegangen. Und das, obwohl ich ihm schon vorher verraten habe, dass der Pharao nicht hören werde. Denkst du, dass dem das leicht gefallen ist? Du kennst ihn doch, weißt doch, dass er sehr schüchtern und ängstlich ist. Bitte habe du keine Angst. Ich bin bei dir und ich werde deine Hand halten. Du darfst sie auch so fest drücken, dass sie mir richtig weh tut, wenn die Angst zu groß wird. Aber bitte lass meine Hand nicht los. Bitte vertraue mir. Es wird dir ganz bestimmt nichts passieren. Ich verspreche es dir!“
Und wir? Wir ergreifen Jehovas Hand und vertrauen uns ihm ganz an und versuchen, die beängstigenden Gedanken zu verscheuchen. Wir rufen uns immer wieder in den Sinn, worum es eigentlich geht und wer hinter diesen beunruhigenden Gedanken steckt. Dass es der Satan ist, der will, dass wir aufgeben, damit er dies ganz frech unserem Gott ins Gesicht schleudern kann.
Also: raffen wir uns auf und halten wir durch. Spüren wir den Atem unseres Gottes im Nacken und drücken seine Hand, damit wir spüren, dass ER da ist. Wir sind nicht allein!
by Jule with no comments yet