NIchts ärgert mich mehr, als wenn wohlmeinende Christen mir Bibelverse an den Kopf werfen, um mir zu zeigen, dass ich nicht geistlich genug bin. Einmal in meinen turbulenten Tagen als frisch verheiratete Ehefrau, fern von Familie und Heimatland, bekam mein armer Ehemann die volle Wucht meines Zorns ab. Nichtsahnend hatte er einen Vers aus Sprüche 31 zitiert, in dem es um die tugendhafte Frau geht. Er wollte mich damit nur ermutigen, meinte er später. In jener angespannten Situation war die tugendhafte Frau für mich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nachdem mein Mann das Haus verlassen hatte, marschierte ich in sein Arbeitszimmer, schnappte seine Bibel und riss die Seite mit Sprüche 31 wutentbrannt aus ihr heraus. Ich konnte diese mustergültige Dame in jenem Moment nicht leiden und wollte mich an ihr rächen. Genüsslich riss ich die Seite in Stücke und warf sie in den Papierkorb.
Gleich danach überrollte mich eine herzzerreißende Reue. Die peinliche Erkenntnis, dass eine wüste Randaliererin in mir steckte, schockierte mich. Wie konnte ich nur mit meinem lieben Mann so grausam umgehen, und erst recht mit seiner Bibel? Ich wühlte im Papierkorb, holte jedes Stück zerrissener Sprüche 31 heraus und klebte die Papierfragmente tränenüberströmt mit Klebstreifen wieder zusammen. Danach riss ich die gleiche Seite aus meiner Bibel heraus und klebte sie sorgfältig in jene meines Mannes hinein. Zum Glück hatten wir beide die gleiche Bibelausgabe. Die geschädigte Seite aus seiner Bibel klebte ich als Strafe für meine Untat in meine hinein. Ich entschuldigte mich bei Gott und bei meinem Mann, und als wiedergutmachende Selbskasteiung las ich Sprüche 31 dreimal durch.
Im Nu schloss ich mit dieser musterhaften Heldin Frieden. Eigentlich ist sie eine total patente Frau. Eine Powerfrau, aber nicht die militante Sorte, die in eine rohe, garstige Muskelbude mutiert ist. Aufblühende, befreite Weiblichkeit stellt diese Frau dar, im Auftrag Gottes unterwegs, zum Segen ihre Mitmenschen, allen voran ihres Mannes und ihrer Kinder. Ein ehrfurchterregendes Multitalent, ohne Frage. Sie kann stricken, häkeln und nähen, hat aber auch ein Auge für gute Geschäfte, kann mit Finanzen umgehen und besitzt außerordentliche soziale und pädagogische Kompetenzen. Und das alles, ohne ein griesgrämiger, verbissener Leistungstyp zu sein, der auf diejenigen herabschaut, die keine so gute Schow abziehen wie sie. Diese Frau bringt Atmosphäre ins Geschehen. Ihr Haus strahlt eine fröhliche Unbeschwertheit aus. Ihr Mann und ihre Kinder dürfen sich auf sie verlassen. Sie dient einem Herrn, der aus der Enge führt, Nicht einem, der in die Enge treibt. So sind nämlich die Götter der modernen Emanzipation: Die, die uns Frauen weismachen wollen, dass wir zwar „genderneutral“ sind, aber trotzdem für unsere „Frauenrechte“ kämpfen sollten. Für das „Recht“, Kinder als Last zu empfinden. Für das „Recht“, uns überall zu „verwirklichen“, aber ja nicht im eigenen Heim, ja nicht im Dienst unserer Männer und Familien.
Die Frau in Sprüche 31 belehrt uns eines Besseren. Ihr Haushalt ist keine lästige Pflicht, sondern das spannende Hauptquartier eines abenteuerlichen Familienlebens. Von hier aus wird Geschichte geschrieben, Lebensgemeinschaft gestaltet, hier wird gelacht, erzogen, gebetet, versorgt, ernährt. Hier entwickeln sich Persönlichkeiten.
Diese Frau hätte ich gern als Freundin. Und weil meine Bibel sich immer als Erstes an der Stelle öffnet, wo das geschädigte, mit Tesa zusammengeglebte Blatt ihre Geschichte erzählt, habe ich sie inzwischen sehr gut kennengelernt. Geschieht mir recht.
(nach NIcola Vollkommer)
Wenn zwei Menschen heiraten, kommen sie mit unterschiedlichem Geschlecht, Temperament, Charakter und Prägung zusammen. Die Konflikte, die aus dieser Unterschiedlichkeit entstehen können, werden nicht automatisch aufgehoben, wenn wir gläubig sind. Vielmehr geht es darum, im Glauben und in der Liebe zu wachsen, auch dann, wenn uns der Partner enttäuscht hat.
Wir bringen nicht nur Altlasten mit in die Ehe: schlechte Gewohnheiten, temperamentsbedingte Verhaltensweisen und Fehlprägungen, sondern damit verbunden auch Uneinsicht und Unverständnis dem Partner gegenüber. Wir halten unsere Art zu denken und zu handeln für absolut richtig und aufgehbar.
Der Perfektionist rauft sich die Haare, wenn der andere die Zeitung nicht ordentlich gefaltet an ihrem Platz legt.
Der Kontrolleur ist unfähig, loszulassen. Mit seinem Verhalten lähmt er den Ehepartner.
Der Märtyrer fühlt sich immer als Opfer. Er pflegt das Selbstmitleid und kann so den andern manipulieren.
Der Rechthaber hat an allem etwas auszusetzen. Er weiß immer alles besser. Das entmutigt das Gegenüber.
Der Nörgler findet immer ein „Haar in der Suppe“, was zu Frust und Ärger führt.
Wir können den andern nicht ändern. Aber wir können uns selbst verändern lassen, indem wir uns selbst und unser Verhalten kritisch hinterfragen und bereit sind, aufzugeben, was dem Partner stört oder verletzt.
Und wir sind aufgerufen, dem andern zu vergeben, weil uns selbst ganz unverdient vergeben wurde.
(nach Yvonne Schwengeler)
Wenn du im Leben nicht auf Rosen gebettet bist – erinnere dich, wer die Dornen für dich trug
by Jule with no comments yetTja, das mit der Vergebung ist echt so eine Sache:
Wir wollen immer, dass andere uns sofort vergeben, von Gott erwarten wir das eh – aber wenn wir einem anderen vergeben sollen, dann tun wir uns echt schwer…