Eine Aussage gestern: „Als ich noch bei den ZJ war, habe ich mich immer unwohl gefühlt. Ich habe nie genug studiert und hatte auch immer zuwenig Stunden im Predigtdienst. Ich hatte einfach keine Lust dazu und daher hatte ich immer das Gefühl, nicht gut genug zu sein…“
Interessante Worte, wenn dies ein Mann sagt, der uns besonders durch seinen Hunger nach Gottes Wort aufgefallen ist, der immer tiefer graben will und der ständig mit jedem über das Evangelium redet 😉
Also warum „widerspricht“ er da sich selbst?
Hierzu fällt mir ein Bild eines Reiters ein, der mit seinem Pferd am Strand galoppiert oder über weite Wiesen und Felder. Der Wind weht durch das Haar und die Umgebung ist wunderschön. Man kann die Freiheit und unbändige Freude buchstäblich spüren – auch wenn wir nur zusehen.
Aber dann kommt ein Reiter ins Bild, dem man Schmerzen und Übelkeit ansieht und mir wird schon vom Zusehen schlecht und schwindelig. Hier ist absolut nix mit Freiheit und Freude.
Aber Halt!:
Es ist derselbe Reiter, das selbe Pferd, dieselbe Umgebung, die selbe Richtung und das selbe Ziel und das Pferd galoppiert ebenso wie bei dem ersten Bild 🤔
Was ist denn dann anders?
Beim genaueren Hinsehen erkennen wir, dass der Reiter verkehrt herum auf dem Pferd sitzt – mit dem Rücken zur „Fahrtrichtung“, er sitzt mit dem Rücken zum Kopf des Pferdes …. sorry, mir wird schon allein vom Schreiben übel 🙁
Was hat der Reiter nun mit dem Bruder zu tun?
Wir hatten es in den letzten Wochen im Kurs ebenso wie im AktivGottesdienst immer wieder:
Jehova fordert nicht erst Gehorsam und Mitarbeit und segnet dann – sondern er segnet das Volk, befreit es, versorgt es, hilft ihm – und daraus resultiert dann tiefe Dankbarkeit und Liebe, es entwickelt sich eine Beziehung, die immer inniger wird und so sind wir voller Liebe und Dankbarkeit voller Freude und Begeisterung für diesen Gott und daher tun wir gern das, was er gerne möchte
So sitzen wir richtig herum auf dem Pferd und er wilde Ritt macht uns jede Menge Freude, wir fühlen uns frei und sind begeistert
Leider zäumen viele ihr Pferd falsch herum auf. Als (ehemalige) ZJ haben wir immer wieder gehört, wie falsch die Lehre von der Hölle ist, mit der die katholische Kirche ihre Gläubigen „in Schach hält“ und dass Angst vor der Hölle keine wirklich innige Beziehung zu diesem Gott fördert.
Allerdings sind einige wohl „nur“ deswegen ZJ geworden, weil sie Harmagedon überleben und in einem Paradies leben wollten. Um das zu erreichen „musste“ man natürlich tun, was „gefordert“ wurde und so ging man halt in den Predigtdienst – weil man es ja musste, es gehörte dazu – und ging man auch zu Versammlung und hörte die Vorträge und evtl machte man auch beim WT Studium mit. Aber es machte keine Freude, man tat es, weil „es war eben der Preis“.
Gestern sagte eben dieser Bruder, wie toll er es fände, dass Thom sich immer „so viel Arbeit“ macht. Aber in Wirklichkeit ist das keine Arbeit für Thom – denn es ist sein Hobby, seine Leidenschaft, noch tiefer in Gottes Wort einzutauchen und IHN noch besser kennen zu lernen und anderen dabei zu helfen, diesen wunderbaren Gott zu erkennen. Jeder, der Thom kennt, weiß, was ich meine.
Wir hören auch immer wieder von anderen ehemaligen ZJ, dass sie von den Ältesten besucht und aufgefordert werden, doch wieder in die Versammlung zu kommen, „denn Harmagedon kommt jetzt bald“.
Und nun kommen wir zu dem Punkt: es geht ja dadrum, „das Evangelium“ zu verkündigen und ich habe auch hier schon mal ab und an die Leute gefragt, was denn für sie persönlich das Evangelium ist, ob sie es in ein zwei Sätzen erklären könnten. Was folgte, waren immer lange umständliche Erklärungen vom Sündenfall, Prophezeiungen und deren Bedeutung und Erfüllung und ja, die Offenbarung darf da auch nicht fehlen…. hm …..
Und jetzt gucken wir mal genauer hin bei und in der Bibel: zu den Evangelien zählen die 4 Berichte über Jesu Leben und Tod. Das Alte Testament hatten zu der Zeit die Juden bereits und damit auch das mit dem Sündenfall und den Prophezeiungen – und wenn man dann weiß, dass der größte Teil der Offenbarung eigentlich nichts Neues bringt, sondern „lediglich“ die bis dahin noch nicht erfüllten Prophezeiungen in die zeitlich richtige Reihenfolge bringt – dann fällt diese auch weg.
Was war also das NEUE, das Evangelium, das die ersten Christen verkündigten?
Jesus ist auf die Erde gekommen und für uns und unsere Sünden gestorben – so dass wir heute uns ohne Scheu unserem himmlischen Vater in die Arme werfen können
Kurz und knapp – die Gute Botschaft, das Evangelium
Ich hatte dabei dieses Bild vor Augen: wenn Samuel von der Arbeit nach Hause kommt, rennt ihm seine Tochter voller Begeisterung in die Arme und kuschelt sich an. Sie überlegt nicht vorher, ob und was sie alles falsch gemacht hat und ob der Papa vielleicht wegen irgendetwas böse auf sie sein könnte. Für sie ist er der Papa der sie liebt, für sie sorgt, sie beschützt und tröstet, wenn sie sich weh getan hat. Sie hat eine tiefe und innige Beziehung zu ihrem Vater, sie liebt und vertraut ihm
Und genau das ist die gute Botschaft: auch wir dürfen voller Unschuld und Begeisterung unserem himmlischen Vater in die Arme laufen und uns ankuscheln, denn ER liebt uns. Er fragt nicht, was wir mal wieder alles falsch gemacht haben, er liebt uns und wir dürfen uns wie ein Kind in seine Arme kuscheln.
Bei dem Bild von Samuel und seiner Tochter kam mir die Aussage von Jesus in den Sinn, dass wir werden sollten wie die Kinder
Dies ist eine gute Botschaft und unser Herz sprudelt über für all das Gute, das ER für uns getan hat und noch tut, wir spüren die Begeisterung und fühlen uns befreit und da macht „der wilde Ritt auf dem Pferd“ Spaß. Wir reden automatisch voller Begeisterung über IHN und wir vertiefen uns immer wieder und noch mehr in SEIN Wort – um mit ihm Zeit zu verbringen und ihn noch besser kennen lernen.
Wir sitzen richtig herum auf dem Pferd und Schmerz und Übelkeit verschwinden, wir sind voller Freude
Lange Rede kurzer Sinn: unsere Motivation, Gott „zu dienen“, sollte nicht einer Angst vor Strafe entspringen und auch kein Preis sein, den wir dafür zahlen müssen – sondern eine innige Liebesbeziehung zu IHM
Ich haben fertig …. in diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen und gesegneten Tag
(((Dies sind im übrigen nur meine höchst persönlichen Gedanken zu dem Thema und hat keinen Anspruch auf Richtigkeit – es soll nur als Gedankenanstoß dienen)))
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Der Nachmittag gestern (online Bibelkreis jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr) hat mal wieder gezeigt, dass es nicht auf die Quantität ankommt – sondern dass man auch zu dritt einen lebhaften Austausch haben kann. Danke an Samuel fürs Kommen und die vielen interessanten Gedankenanstöße. Ein Punkt, auf den wir immer wieder kamen, betrifft jeden Christen ganz persönlich
Eigendlich kamen wir gestern beim Bibelkreis aus jeder Richtung immer wieder zu den Grundlagen biblischer Seelsorge: „Schau auf Gott, sonst wird es nix“
Denke da unter anderem an die Schlange in der Wüste – diejenigen, die gebissen wurden, mussten auf die Schlange sehen, um geheilt zu werden
Oder an Petrus auf dem Wasser – solange er den Blick auf Jesus gerichtet hielt, war alles gut, er ging erst unter, als er sich der Umstände bewusst wurde
Beides ist aus rein menschlicher Sicht nicht möglich
Personen, die mit Suchtkrankheiten zu tun haben und immer wieder rückfällig werden – sie bekommen Stress mit den Ältesten und werden dann halt ausgeschlossen —-> man hofft, denjenigen mit Druck wieder auf Spur zu bringen
Das ist Unsinn: man muss auf Gott gucken und sich und den Blick nicht ablenken lassen – von Gott. Es geht dabei nicht um die Organisation bzw Versammlung
Dieser Grundsatz funktioniert in jedem Bereich
Das 2. Thema war: „worauf bauen wir unseren Glauben?“
Es ging wieder mal darum, dass wir scheinbar alle geneigt sind, irgendwelchen Menschen nachzulaufen
Das ist falsch, auch wenn die Personen gut und gottesgläubig und bibelfest sind
Wir ALLE sind Sünder, daher wird jeder irgendwann enttäuscht oder andere enttäuschen und dann kommt die Krise
Wenn wir unseren Glauben einzig und allein auf Gott und sein Wort gründen – super!
Denn dies ändert sich nicht, Jehova und die Bibel hat auf Ewigkeit Bestand, da ändert sich nix
Wenn ich also meinen Glauben auf Jehova und sein Wort gründe, dann habe ich auf Fels gebaut (wir hatten über das Gleichnis von dem Samen gesprochen und dass der Feind immer wieder Unkraut sät, um uns zu Fall zu bringen)
Es war wirklich ein interessanter und lebhafter Austausch – obwohl wir nur einen Gast hatten 😊❤️
by Jule with no comments yetWir alle ziehen die guten Zeiten vor. Doch oftmals sind es die herausfordernden Zeiten, die uns zu dem Menschen machen, der wir sind. Die Zeiten, die uns etwas kosten, in denen wir kämpfen und in denen uns nicht einfach alles so gelingt, wie wir es uns vorstellen. Dunkle Zeiten schleifen unseren Charakter und stärken uns, wenn wir lernen, die Stärke und den Sieg in diesen Zeiten zu sehen. Wenn wir Gott ehren, positiv bleiben und die Hoffnung nicht aufgeben, werden wir erleben, wie die Zeit der Dunkelheit zu einem Sieg für uns werden kann. Es sind die Zeiten, in denen wir nicht wissen wie weiter und uns an Gott wenden, die Zeiten, in denen wir nicht schlafen können und plötzlich tiefe Gebete sprechen, die Zeiten, in denen wir – trotz allem, was gegen uns ist – treu bleiben und an Gottes Zusagen festhalten. Diese Zeiten stärken uns. Darum ermutige ich dich: Beklage dich nicht über deine dunkle Zeit, sondern entdecke den Segen, die Kraft und die neuen Möglichkeiten, die Gott dir dadurch zeigen will. Es gibt für jeden von uns gewisse Lektionen fürs Leben, die wir nur in den herausfordernden Phasen unseres Lebens lernen können.
David, ein Mann aus der Bibel, lernte auf dem Feld bei den Schafen seines Vaters in der Einsamkeit, weit weg von Zuhause, wie man Bären und Löwen mit der Steinschleuder bekämpft. Hätte er diese Zeit nicht durchlebt, hätte er sich Goliat nie stellen und ihn erfolgreich besiegen können. So wäre er auch nie an den Königshof gekommen und hätte später auch nie den Königstitel erhalten. David sagt selbst im Psalm 23, dass ihn der Herr als Sein Hirte immerzu führen wird, sei es in den Höhepunkten oder in den dunklen Zeiten seines Lebens. Gott ist immer bei ihm. Auch wenn es durchs dunkle Tal geht, braucht er sich nicht zu fürchten.
Genauso ist Gott auch bei dir und mir. Egal, was wir durchmachen oder erleben, Gott ist auf unserer Seite. Wir können und dürfen Gott vertrauen, dass Er uns weiterführen wird, dass der Segen wieder kommen wird und dass wir besser, gestärkter und frischer aus unseren Herausforderungen herauskommen werden, als wir zuvor im Leben unterwegs waren. Gott wird es nicht zulassen, dass die Dunkelheit uns mehr Schaden als Segen zufügen wird. Warum? Weil wir Gott nicht losgelassen, sondern uns an Ihm festgehalten haben. Wir dürfen Gott vertrauen. Gott meint es gut mit uns und Er sucht immer unser Bestes. Gott wird uns führen, und Er ist an unserer Seite. Darum lass deinen Glauben nicht los und entscheide dich – auch wenn es im Moment keinen Sinn macht -, Gott weiterhin zu priorisieren, Ihn zu ehren und Ihn zu suchen. Gott wird dich nicht nur herausführen, sondern diese Zeit der Herausforderung sogar noch dazu gebrauchen, deine Seele zu stärken und deinen Charakter reifen zu lassen.
by Jule with no comments yetGestern habe ich noch mal im „Handbuch Biblischer Seelsorge“ den Teil für den Seelsorger gelesen und es war mehr als interessant, worauf man da achten muss.
Ein ganz wichtiger Pinkt ist, welche Personen eigentlich geeignet sind, dass man ihnen mit dieser Methode helfen kann: der Hilfesuchende muss bereit sein, bei sich selbst Veränderungen im Denken, in der Einstellung und im Handeln vorzunehmen. Ansonsten solle man niemanden in dieses Programm aufnehmen, da es demjenigen nichts bringt und den Helfenden nur kaputt macht
Aus den vielen Jahren, wo ich schon in der einen oder anderen Form Seelsorge anbiete – anderen ein offenes Ohr leihen („Seelsorge“), mit passenden Bibeltexten Mut machen (christliche Seelsorge) und helfen, im Verhältnis zu Jehova zu wachsen (biblische Seelsorge) – habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele völlig andere Erwartungen an mich und das, was ich tue, hatten. Sie wollten, dass ich ihnen helfe, die Situation zu ändern und oder dem anderen klar zu machen, dass dieser sich ändern muss, damit es meinem Hilfesuchenden besser geht
Dies ist keine biblische Seelsorge und mit dieser Einstellung kann ich leider auch niemanden helfen
Aus Erfahrung weiß ich, dass es wirklich nicht leicht ist, den Blick bei Problemen auf Gott gerichtet zu halten und die Änderung bei mir selbst zu suchen, mein eigenes Denken, meine eigenen Erwartungen und mein eigenes Verhalten zu ändern. Aber dafür gibt es ja den Seelsorger bzw Mentor, der einem dabei hilft. Ich persönlich hatte über die Jahre gute „Mentoren für Charakterentwicklung“ bei WDL und dafür bin ich sehr dankbar. Und auf genau dieselbe Art biete ich anderen meine Hilfe an dabei, den Blick auf Gott selbst gerichtet zu halten
by Jule with no comments yet