Super Gedanken, kenne ich auch von mir:
„Während ich den Drachen festhalte, rollt mein Sohn die Schnur ein Stück aus und will losrennen. „Warte noch!“, rufe ich, „du musst erst auf den nächsten Windstoß warten!“ Aber mein Sohn hat keine Zeit zu warten; er rennt los – und wirklich – der Drache hebt sich ein wenig in die Höhe. Jauchzend rennt der kleine Mann über die Wiese. „Mama, er fliegt!“, jubelt er.
Doch sobald er aufhört zu rennen, gleitet der Drachen wieder zum Boden zurück. Der Motivation meines Sohnes tut das keinen Abbruch. So geht das eine ganze Weile und irgendwann kann ich es nicht mehr mit ansehen. „Komm, ich helfe dir; ich kann den Drachen für dich hochziehen, und dann übernimmst du die Schnur!“ Doch mein Sohn ist anderer Meinung – er will es allein schaffen. Und so rennt er wieder und wieder los. Ohne mich helfen zu lassen. Irgendwann kommt er erschöpft und frustriert zu mir gelaufen. Das Projekt scheint doch schwerer in der Umsetzung, als er sich das vorgestellt hat. Er hält mir den Drachen hin: Nun soll ich ihn festhalten, während er losrennt. „Gib mir doch lieber alles!“, bitte ich ihn, „dann ziehe ich den Drachen für dich in die Luft. Ich kann das!“ “
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Gib mir alles!
Es ist ein warmer, goldener Herbsttag. Der Park ist voller Menschen, die ihr Picknick in der Sonne genießen, und die Spielplätze sind bevölkert von Kinderscharen. Mein Sechsjähriger hat gerade einen neuen Drachen bekommen, und den will er heute unbedingt ausprobieren. Hin und wieder streicht tatsächlich eine Windböe durch den Park und lässt die bunten Herbstblätter auf den Bäumen so wundervoll rascheln. Während ich den Drachen festhalte, rollt mein Sohn die Schnur ein Stück aus und will losrennen. „Warte noch!“, rufe ich, „du musst erst auf den nächsten Windstoß warten!“ Aber mein Sohn hat keine Zeit zu warten; er rennt los – und wirklich – der Drache hebt sich ein wenig in die Höhe. Jauchzend rennt der kleine Mann über die Wiese. „Mama, er fliegt!“, jubelt er.
Doch sobald er aufhört zu rennen, gleitet der Drachen wieder zum Boden zurück. Der Motivation meines Sohnes tut das keinen Abbruch. So geht das eine ganze Weile und irgendwann kann ich es nicht mehr mit ansehen. „Komm, ich helfe dir; ich kann den Drachen für dich hochziehen, und dann übernimmst du die Schnur!“ Doch mein Sohn ist anderer Meinung – er will es allein schaffen. Und so rennt er wieder und wieder los. Ohne mich helfen zu lassen. Irgendwann kommt er erschöpft und frustriert zu mir gelaufen. Das Projekt scheint doch schwerer in der Umsetzung, als er sich das vorgestellt hat. Er hält mir den Drachen hin: Nun soll ich ihn festhalten, während er losrennt. „Gib mir doch lieber alles!“, bitte ich ihn, „dann ziehe ich den Drachen für dich in die Luft. Ich kann das!“ Während mein Mund diese Worte ausspricht, spüre ich plötzlich, wie Gott im selben Moment die gleichen Worte an mein Herz richtet: „Gib mir doch alles!“
Oh ja, mein Leben ähnelt in manchen Bereichen den erfolglosen Versuchen meines Sohnes, den Drachen in die Luft zu bekommen. In vielen Punkten mühe ich mich ab, ohne Erfolg zu sehen. Statt Gott die Kontrolle über diese Bereiche zu geben, will ich sie lieber selbst kontrollieren und es aus meiner eigenen Kraft schaffen. Und selbst wenn ich Gott um Hilfe bitte, bin ich doch zu stolz, ihm ganz die Kontrolle über mein Leben zu überlassen. Abends blicke ich oft erschöpft zurück auf einen Tag, an dem es mit der Gelassenheit meinen Kindern gegenüber wieder nicht besonders gut geklappt hat, oder ich bin frustriert, dass mich wieder diese innere Unruhe durch den Tag getrieben hat.
Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen“ (Matthäus 10,39). Er kennt meinen Wunsch nach mehr Leichtigkeit im Leben. Die Frage ist nur: Vertraue ich ihm genug? Und glaube ich wirklich, dass er es gut mit mir meint, sodass ich ihm getrost die Kontrolle über meinen „Lebens-Drachen“ anvertrauen kann?
Sarah Mittelstädt