Beziehungen sind ein aktuelles Thema und werden es bleiben, denn schon bei der Schöpfung hat Gott die zwischenmenschliche Beziehung eingeplant.
Doch wie sieht es mit unseren eigenen Beziehungen aus? Fremdfischen ist bekanntlich schon seit jeher aufregender als im eigenen, öden Beziehungsteich nach mickrigen Fischen zu suchen… die Informationsflut im Internet liefert dazu die optimale Angelausrüstung.
Wir leben in einer Beziehungsinflation. Zum einen leben wir in einer Gesellschaft, die sich zunehmend nur um eines dreht: „Ich, meiner, mir, mich“. Das oberste Gebot dabei: Lebe deinen Traum aus, auf wessen Kosten auch immer!
Die Gesellschaft vermittelt nicht mehr Selbstlosigkeit, Demut, Geduld, Verlässlichkeit oder andere Tugenden, die für gelungene Beziehungen unverzichtbar sind, sondern das Verhaltensschema: „Du willst sie? Dann hol sie dir! – Du willst ihn? Dann hol ihn dir!“.
Wo einst Grund-, Sicherheits- und Gemeinschaftsbedürfnisse das solide Fundament bildeten, stehen heute die Ich-Bedürfnisse sowie Selbstverwirklichungsbedürfnisse.
Nicht etwa geburtenstarke Jahrgänge sind das Problem der Kindertagesstätten, sondern Kleinkinder, die in staatlichen Einrichtungen die ersten Schritte laufen und die ersten Worte sprechen sollen, während Mama und Papa beide fleißig an ihrer Karriere feilen.
Trennungsgründe sind nicht etwas häusliche Gewalt, sondern „unüberbrückbare Differenzen“ und „Auseinanderleben“. Scheidungsraten schnellen rasant in die Höhe.
Kann es sein, dass wir verlernt haben, „in guten wie in schlechten Zeiten“ treu zu bleiben und dieses Versprechen zu halten? Liebe setzt sich aus weit mehr Komponenten zusammen als nur aus Gefühlen. Der Wille sowie die Entscheidung treu zu bleiben, scheinen die beiden entscheidenden Fehlfaktoren des 21. Jahrhunderts zu sein. Leidtragende dieser Bequemlichkeits- und Selbstverwirklichungsmentalität sind unsere Beziehungen und damit letztendlich – wir selbst.
Zum anderen verzerren die Sozialen Netzwerke unser Bild von Freundschaft und Beziehung. Vielleicht würden wir heute immer noch meinen, Freund sei einfach Freund, wenn da nicht z.B. dieser Mark Zuckerberg gewesen wäre, der eine Art „Freundschaftsrevolution“ in die Gänge brachte. Fortschrittliche Freundschaft ist heute Freundschaft auf Schaltflächen. Ein Klick – ein Freund. Viele Freunde – viel Glück.
Offline gehen in einer reellen Beziehung ist nicht möglich. In schwierigen Zeiten stehen Facebook-Freunde nicht zur Verfügung. Beziehungen setzen Investittion, Treue und Zeit voraus. Das Herzchen auf der Pinnwand des anderen oder das schnelle „liken“ eines Status kann einen Abend „face to face“ von Familie oder Freunden nicht ersetzen. Soziale Netzwerke erleichtern zwar die Kontaktaufnahme erheblich, erschweren aber die Kontaktpflege, weil das Zeitbudget durch die Kontaktinflation schmaler geworden ist. „Wir haben online so viele Freunde, dass wir ein neues Wort für die echten brauchen.“ Echte Freundschaften beanspruchen Investition und Zeit, während oberflächliche Facebook-Freundschaften, die dem gängigen Prinzip „Erst ich – dann du!“, der heutigen Werbewelt entsprechen.
Die Cyberspace-Generation verfällt zunehmend in eine Freundschaftsseichtheit.
Viel mehr als um des Glück von anderen geht es heutzutage um das Glück im eigenen Leben. Selbstverständliche Hilfeleistungen, Familienleben über Generationen hinweg und echtes Glück ohne totale Selbstentfaltung in Beruf und Familie sind verlorengegangen und zugleich essentiell, wenn wir weiter glücklich leben wollen. Denn Glück misst sich weder an der Schwere des Kontos noch an dem Erfolgsgrad im Beruf.
Das Gegenmodell zur heutigen Lebensweise liefert Jesus Christus. Sein Leben war gekennzeichnet von der absolut selbstlosen Liebe zum Nächsten.
Für ihn war und ist Beziehung und Freundschaft kein Selbstzweck. Wer keine inflationären Beziehungen haben will, muss raus aus dem „Ich-Karussell“ und hin zum göttlichen Beziehungsprinzip.
(nach Jessica T. Vollkommer)
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