Dieser Gedanke, dass uns Gott deshalb dorthin bringt, weil wir selbst dort nicht hin wollen – es aber für uns und unsere Entwicklung wichtig ist!
by Jule with no comments yetVorhin haben wir ja schon einiges kapiert: dass Gott schwierige Situationen nutzt, um uns zu schulen. Wir haben auch schon eine leise Ahnung davon bekommen, warum es nicht wirklich sinnvoll ist, wegzulaufen.
Einige Seiten weiter wird es noch krasser:
Kann das denn wirklich sein, dass Gott uns nicht nur in Hitze hinein schubst, sondern die Hitze auch noch vergrößert? Und das soll ein Zeichen von Liebe sein?
OK, gehen wir noch mal einige Absätze zurück, um das besser zu verstehen:
Sehen wir, wie das auch auf uns zutrifft?
Wir befinden uns in einer für uns schier unerträglichen und aussichtslosen Situation – egal, um welche Schwierigkeiten es sich auch gerade handelt. Seien es Probleme auf der Arbeit, in der Gemeinde, Unstimmigkeiten mit anderen Personen, oder eine unbefriedigende freudlose Ehe. Wir haben das Gefühl, es nicht mehr ertragen zu können, also beten wir.
Als nix passiert, werden unsere Gebete immer intensiver. Es kann doch nicht sein, dass das hier wirklich Gottes Willen ist. Wir wissen, dass er von uns nicht mehr verlangt, als wir tragen können. Warum ändert sich dann nichts an der Situation?
Vielleicht haben wir alles getan, was in unserer Macht steht, um das Problem zu lösen, die Situation zu entspannen. Wir haben das Gefühl, dass die Situation nicht mehr tragbar ist. Kennen wir nicht auch den Spruch „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“?. Also greifen wir zur Eigeninitiative, um das Problem zu lösen.
Doch statt der erwarteten Entspannung der Lage scheint alles nur noch schlimmer zu werden.
Vielleicht haben wir uns selbst aus einer für uns unerträglichen Beziehung befreit und sind schockiert, dass es uns nun nur schlechter, anstatt besser geht. Wie kann das sein?
Lesen wir noch mal den Absatz, den wir hier ganz zu Anfang hatten:
Kann es sein, dass Gott überhaupt nicht wollte, dass wir aus der Situation fliehen?
Dass er es nicht nur einfach zugelassen hat, dass wir uns so schrecklich fühlen – sondern dass er diese Situation wollte, um uns vorzubereiten?
Worauf?
„Die grosse Drangsal“ vielleicht…?
Ich persönlich finde diese Aussage schon ziemlich krass: Bisher habe ich schon viel mit Gott gehadert, dass er so viele für mich unerträgliche Dinge zugelassen hat. Aber naja, wenn Gott jeden nur segnen würde, der ihm dient, dann würden ihm ja alle folgen – aus purem Egoismus…
Aber dass Gott selbst schwierige Situationen schafft und sogar noch verstärkt, damit ich es endlich kapiere?
Jetzt stosse ich mächtig an eine Grenze: bei den Zeugen Jehovas habe ich gelernt, dass so ein Denken und so eine Aussage Gott entehrt und falsch darstellt – denn heisst es nicht, dass „Gott niemanden versucht“ und dass nur „das Gute von Oben kommt“?
Kann es sein, dass gerade diese Sicht es mir in den vergangenen Jahren so schwer gemacht hat?
Habe ich nicht immer meine geliebte Oma genau für diese Einstellung bewundert, dass sie absolut alles als von Gott gegeben angenommen hatte? Sie ist mit dieser Einstellung immer gut gefahren. In den Kalendersprüchen liest man es immer wieder – aber in einem Buch, das auf der Bibelschule behandelt wird?
Könnte eine veränderte Sichtweise in dieser Richtung mein Leben erleichtern und bereichern?
In erster Linie ist natürlich wichtig, dass die Bibel das sagt. Da beide Ansichten biblisch „belegt sind“ – warum nicht mal diese Sichtweise prüfen?
by Jule with no comments yetJetzt geht es aber wirklich ans Eingemachte. Wenn ich schon dachte, dass die vorherigen Kapitel ordentlich an mir und meinem Selbstbild kratzen – es kommt noch schlimmer!
Naja, eigentlich hatte ich die letzten Monate eine zarte Ahnung von dem allen und vielleicht ist jetzt für mich der Zeitpunkt gekommen, mich dem ganzen zu stellen. Wenn ihr mit „all dem Zeugs“ nichts anzufangen wisst, dann seid ihr vielleicht noch nicht an dem Punkt, dass Gott in dieser Hinsicht an euch arbeitet?
Soweit waren wir ja schon beim letzten mal. Nun kommen einige Beispiele der Israeliten, ihre Reaktionen auf die Schwierigkeiten in der Wüste – und während wir sie lesen, achten wir bitte nicht so sehr auf die Israeliten, sondern versuchen wir zu sehen, ob wir uns selbst in der jeweiligen Beschreibung wiederfinden. Also ich sehe mich da schon….
Der erste Text ist aus 4. Mose 11:4-23
Diesen Punkt, dass wir gern die Schuld auf andere abschieben, finden wir hier übrigens immer wieder – und es ist wichtig, sich das bewusst zu machen, dass dies unsere Neigung ist, aber nichts mit der Realität zu tun hat, dass die anderen wirklich Schuld sind…
Weiter geht’s mit 4. Mose 14, wo wir letztendlich erfahren, wie wenig sinnvoll solches Jammern ist

Aber jetzt kommt es noch viel schlimmer!
Wir sind in einer schwierigen Situationen, auf die wir absolut keinen Bock haben. Wir wollen, Ruhe, Frieden und Harmonie und haben absolut keine Lust mehr auf Schwierigkeiten. Aber es gibt immer jemanden oder etwas, was diese so heiß ersehnte Ruhe stört, es macht uns wutend
Halt, Stopp!
Was haben wir da gelesen? Noch mal zurück blättern;

Au weia!
Wir sind also nicht in dieser schwierigen Situationen, weil uns dieser oder jener nervt oder an uns versündige hat oder weil wir Opfer der Umstände sind – Gott selbst hat uns in diese Wüste geführt, um an uns und unserem Charakter zu arbeiten! (5. Mose 8:2-14)
Wie sinnvoll ist es da, wenn wir der Person aus dem Weg gehen, die uns so mächtig auf die Nerven fällt?
Wenn Gott uns dadurch Schulen will, schickt uns er die nächste Nervensäge über den Weg, also haben wir nix gewonnen, sondern nur hinausgeschoben und die Zeit der Schwierigkeiten verlängert.
Das trifft aber nicht nur auf Personen, sondern auch auf schwierige Situationen zu. Wenn wir aus einer Beziehung ausbrechen, weil wir meinen, wir können nicht mehr und dass „Gott nichts von uns erwartet, was über unsere Kraft geht“… Vielleicht stecken wir ja gerade in dieser schwierigen Beziehung, um zu lernen, unsere Kraft genau bei IHM zu suchen?
Was habe ich gewonnen, wenn ich aus der Situation ausbreche, weil ich mich überfordert fühle?
Erinnern wir uns an die Israeliten, wo sie das erste Mal vor dem verheißenen Land stehen und Kundschafter aussenden. Durch den negativen Bericht der zehn Kundschafter ist das Volk entmutigt und gibt auf. Gott lässt sie gewähren. Aber was haben sie gewonnen?
Sie müssen sich nicht dem Volk stellen, wenn sie sich überfordert fühlen, aber sie haben nichts gewonnen, sondern müssen 40 Jahre durch die Wüste wandern und werden das Land der Ruhe, des Friedens und des Überflusses nie betreten
Gott lässt auch uns gewähren. Es kommt kein Donnerwetter vom Himmel, wenn wir aus einer für uns belastenden Ehe ausbrechen – aber wir müssen mit den Konsequenzen Leben. Ich weiss, wovon ich da spreche…
Gott hat den Menschen von Anfang an Willensfreiheit gegeben, aber sie mussten auch von Anfang an mit den Konsequenzen leben
Wichtig finde ich hier den Gedanken, dass es wenig Sinn macht, vor „der Schule Gottes“ wegzulaufen
by Jule with 3 commentsDas erinnert mich an die gleichnamige Ansprache von BaylessConley Conley, guckst du Hier
by Jule with no comments yet