1. Mose 43:16-34
16 Als nun Joseph den Benjamin bei ihnen sah, sprach er zu seinem Verwalter : Führe die Männer ins Haus hinein, schlachte und bereite [ein Essen] zu; denn sie sollen mit mir zu Mittag essen! 17 Der Mann tat, wie ihm Joseph gesagt hatte, und führte die Männer in das Haus Josephs.
18 Da fürchteten sich die Männer , weil sie in das Haus Josephs geführt wurden, und sprachen: Man führt uns hinein wegen des Geldes, welches das erste Mal wieder in unsere Säcke gekommen ist, um über uns herzufallen und uns zu überwältigen und uns zu Sklaven zu machen samt unseren Eseln! 19 Darum wandten sie sich an den Mann, der über das Haus Josephs [gesetzt] war, und redeten vor der Haustür mit ihm, 20 und sie sprachen: Bitte, mein Herr, wir sind schon einmal hier gewesen, um Speise zu kaufen; 21 und es geschah, als wir in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, siehe, da lag das Geld von jedem oben in seinem Sack, unser Geld nach seinem vollen Gewicht. 22 Nun haben wir es wieder mit uns gebracht und anderes Geld dazu, um Speise zu kaufen; wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat! 23 Er sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Fürchtet euch nicht! Euer Gott und der Gott eures Vaters hat euch einen Schatz in eure Säcke gegeben. Euer Geld ist mir zugekommen! Und er brachte Simeon zu ihnen hinaus.
24 Und der Mann führte die Männer in das Haus Josephs und gab ihnen Wasser, dass sie ihre Füße waschen konnten, und gab ihren Eseln Futter. 25 Sie aber machten das Geschenk bereit, bis Joseph zur Mittagszeit kam; denn sie hatten gehört, dass sie dort essen sollten. 26 Als nun Joseph nach Hause kam, brachten sie ihm das Geschenk, das in ihren Händen war, ins Haus und beugten sich vor ihm zur Erde nieder.
27 Und er fragte nach ihrem Wohlergehen und sprach: Geht es auch eurem alten Vater gut, von dem ihr mir erzähltet? Lebt er noch? 28 Sie antworteten: Es geht deinem Knecht, unserem Vater, gut; er lebt noch! Und sie verneigten sich und beugten sich vor ihm nieder. 29 Als er aber seine Augen erhob und seinen Bruder Benjamin sah, den Sohn seiner Mutter, fragte er: Ist das euer jüngster Bruder, von dem ihr mir gesprochen habt? Und er sprach: Gott sei dir gnädig , mein Sohn ! 30 Danach aber zog sich Joseph zurück, denn sein Innerstes war aufgewühlt wegen seines Bruders; und er suchte einen Ort auf, wo er weinen konnte, und ging in sein Gemach und weinte dort. 31 Dann aber wusch er sein Angesicht, ging hinaus, überwand sich und sprach: Tragt das Essen auf!
32 Und man trug ihm besonders auf und ihnen besonders und ebenso den Ägyptern, die mit ihm aßen, besonders; denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen essen, denn das ist für die Ägypter ein Gräuel . 33 Und sie saßen vor ihm, der Erst-geborene zuoberst und der Jüngste zuunterst, und die Männer schauten einander verwundert an. 34 Und man trug ihnen besondere Gerichte von dem auf, was vor seinem Angesicht gestanden hatte; das besondere Gericht für Benjamin aber war fünfmal größer als die besonderen Gerichte von ihnen allen. Und sie tranken und wurden fröhlich mit ihm.
In den beiden biblischen Dramen wird erst mal so richtig klar, was Joseph hier eigentlich tut: er will ja herausbekommen, ob sich seine Brüder geändert haben. Ihr Motiv dafür, was sie ihm angetan hatten, war Eifersucht. Also schürt er hier ganz bewußt die Eifersucht auf Benjamin.
Das Drama „Wie barmherzig bist du?“ beginnt damit, dass die Brüder in der Wüste Rast machen und sich gegenseitig fragen, „hast du gesehen, dass er Benjamin immer eine deutlich größere Portion vorlegen ließ?“ Wenn sie sich nicht geändert hätten, wäre der Ton hier eher ungehalten und wütend gewesen. Aber sie klingen nur erstaunt. Vielleicht halten sie den Großvisier für einen merkwürdigen Kauz.
Joseph wäre sicher glücklich gewesen, wenn er dies hätte sehen können. Vielleicht hätte er dann alles abgekürzt? Auf der anderen Seite gleicht seine Prüfung nachher dem, was Salomo mit den beiden Müttern macht.
Noch ein Gedanke zu dem Livestream mit Ruht Lapide: sie erwähnt immer wieder, wie toll sie das Wort „Wie geht es eurem Vater?“ findet. Sie kommt immer wieder darauf zurück und erklärt dann auch, warum: in der heutigen Zeit interessieren sich die Kinder immer weniger für die Eltern – daher ist es für sie hier so schön, dass Joseph immer wieder nach seinem Vater fragt.
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