1. Mose 2:18
Und Jehova Gott sprach weiter: „Es ist für den Menschen nicht gut, daß er weiterhin allein sei. Ich werde ihm eine Gehilfin machen als sein Gegenstück.“
Dieser Text ist mir gerade erst in den letzten Wochen mehrfach wieder in den Sinn geschossen.
Zum Einen war da dieser Leserbrief von Hannelore in einer Frauenzeitschrift, die nicht damit klar kam, dass ihr Mann die Frau geheiratet hat, wegen der er sie verlassen hatte. Aber es gab noch etwas Interessantes:
In der Zeitschrift „Welt der Wunder“ 1/11 gab es einen Artikel über „Bullying“ und es wurde gesagt, es gälte unter Experten als die Foltermethode unseres Zeitalters. Bullying ist eine Mischung zwischen Mobbing, Stalking und der Wassertropfenmethode. Wer gern Näheres wissen will, kann sich ja die Zeitschrift besorgen. Mir geht es hier um den wichtigen Aspekt, der mit dem Bibelvers zu tun hat, denn dort heißt es auszugsweise:
Die Effekte von systematischem Ausgrenzen und Niedermachen auf das menschliche Gehirn sind inzwischen gut erforscht. „Wir wissen jetzt, dass es nicht nur wichtig, sondern überlebenswichtig für den Menschen ist, in einem sozialen Gefüge – etwa in der Schulclique, dem Klassenverband oder im Arbeitsteam – seine Position zu finden“, sagt Brodsky. Und: „Es gibt kaum einen Stressfaktor, der so massiv schädigend in die Strukturen des Gehirns eingreift wie Bullying“, fügt der Psychiater hinzu.
Man muss sich die Signale aus der Umwelt eines Menschen, die ihm Anerkennung, Zwendung, Respekt, kurz: Zugehörigkeit vermitteln, vorstellen wie Wasserquellen, nach denen sich die langen Fortsätze der Nervenzellen im Gehirn ausstrecken. Wie die Wurzeln einer Pflanze verästeln sie sich, suchen Kontakt zu anderen Neuronen, wenn sie positives Feedback, schöne Berührungen, wohlwollende Worte empfangen; oder wenn sie positive Gesten und Gesichtsausdrücke wahrnehmen.
„Von Geburt an sind diese Signale unverzichtbar. Säuglinge, die nicht angelächelt und ausreichend berührt werden, entwickeln keine gesunden geistigen Fähigkeiten. Zuwendung ist die Grundnahrung für das Gehirn„, sagt der amerikanische Entwicklungspsychologe David Feldmann.
Wird die Zufuhr positiver Signale gekappt oder sogar ins Gegenteil verkehrt, entsteht Stress, der wie ein Nervenzellgift wirkt. „Tatsächlich verhalten sich die Neuronen in bestimmten Bereichen des Gehirns dann so, als würden sie durch ein Gift abgetötet“, sagt Jean Decety, empirischer Psychologe an der University of Chicago. „Da sehen wir keinen Unterschied. Innerhalb weniger Wochen schrumpft bei Bullying-Opfern etwa der Hippocampus“, erklärt Decety weiter. „Das ist eine Region, die zum einen für das Gedächtnis eine zentrale Rolle spielt. Zum anderen liegt hier der Jungbrunnen des Gehirns. In diesem Bereich werden laufend frische Nervenzellen produziert“. Der Forscher verweist auf Studien, denen zufolge eben dieser Zellnachschub dafür sorgt, dass wir motiviert sind, Eindrücke schnell verarbeiten können; dafür, dass wir aufnahmefähig, positiv gestimmt und konzentriert sind. Diesen Erkenntnissen zufolge stellt das Gehirn den Zellnachschub als Reaktion auf die Massiven Belastungen jedoch ein.
Dies zeigt sehr schön, was Jehova wohl damit gemeint haben könnte, dass es für den Menschen nicht gut ist, allein zu sein.
Aber was können wir für uns heute daraus lernen?
Haben wir ein Auge für die Bedürfnisse unserer Brüder? Sehen wir es, wenn sich jemand einsam und allein fühlt und helfen wir ihm, indem wir ihm unsere positive Aufmerksamkeit schenken?
Wie steht es mit unserem Ehe- und Familienleben?
Sind wir uns dessen bewusst, dass wir selbst, jeder einzelne von uns, die Verantwortung dafür haben, wie es in der Ehe oder der Familie klappt? Nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder?
Bitte lassen wir uns nicht von Satan irreführen und benutzen wir es nicht als Waffe gegen den Ehepartner oder die Eltern, mit denen wir sauer sind, indem wir sie aus unserem Leben ausgrenzen.
Und bitte verurteilen wir niemanden, der sagt, er fühle sich einsam und allein. Denken wir nicht, „das geht ja garnicht, er ist ja Teil der Versammlung, wir sind ja alle da“, sondern überlegen wir, was wir selbst tun können, um es dieser Person leichter zu machen. Vielleicht, indem wie ihm unsere persönliche Aufmerksamkeit schenken – und wenn es nur ein freundliches liebevolles Lächeln ist.
… die Signale aus der Umwelt eines Menschen, die ihm Anerkennung, Zwendung, Respekt, kurz: Zugehörigkeit vermitteln, …, wenn sie positives Feedback, schöne Berührungen, wohlwollende Worte empfangen; oder wenn sie positive Gesten und Gesichtsausdrücke wahrnehmen.
Und verurteilen wir auch nicht den Bruder oder die Schwester, die jahrelang von ihrem Ehepartner betrogen wurde und letztendlich verlassen wurde. Denken wir bitte nicht „na, die kann ja froh sein, dass sie diesen untreuen Ehemann endlich los ist“, sondern bedenken wir, dass sie unter Einsamkeit leiden könnte, denn ihr Bedürfnis nach Zuwendung ist nach wie vor da.
Ja, lassen wir diesen wichtigen Aspekt des menschlichen Wesens nicht aus den Augen. Denken wir immer daran, wie wichtig es ist – ja sogar überlebenswichtig!
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