Wir haben uns bereits mit der Geburt von Jakob und Esau beschäftigt und welche Prophezeiung Gott der schwangeren Rebekka gab (Kapitel 25:23); wir haben gelesen, wie Esau das Erstgeburtsrecht an Jakob verkauft hat (25:33) und letzte Woche haben wir gelesen, dass Esau sich zwei Frauen von den Hethitern nahm (Kapitel 26:34) und was das eigentlich bedeutet.. Letzte Woche und am Sonntag im Gottesdienst haben wir 1. Mose 27:1-40 gelesen, es ging um den Väterlichen Segen und um einen Betrug. Dies ist ein sehr kontroverses Thema, hier scheiden sich oftmals die Geister der Prediger und Kommentatoren. Daher war es mehr als interessant ?
Aber lesen wir erst mal die Verse 1 bis 4: Isaak ist hier 137 Jahre alt und seine Söhne 77, sie sind also keine kleinen Kinder mehr, wie mancher vielleicht gedacht hat. Isaak will seinen Ältesten segnen, denn er denkt, er würde bald sterben. Wir wissen, dass er nachher noch viele Jahre gelebt hat, also wie kommt er darauf? Sein Halbbruder Ismael starb mit 137 Jahren und so dachte er, dass auch er bald sterben würde; wir kennen das, wenn wir über unsere Familie und unsere eigene Lebenserwartung nachdenken. Wenn die Eltern schon früh gestorben sind, rechnen wir auch uns keine hohe Lebenserwartung aus.
Aber wieso ruft Isaak nach Esau und nicht nach Jakob? Weiss er denn nichts von der Prophezeiung Gottes oder davon, dass Esau dieses Recht bereits an den jüngeren Bruder verkauft hatte? Und was ist mit Esau? Warum sagt er dem Vater nicht, dass ihm das Erstgeburtsrecht längst nicht mehr gehört? Wenn wir hier über einen Betrug reden – wer hat dann wen betrogen, wie und warum?
Die List
Wir lesen weiter die Verse 5 bis 17, von Rebekka und der List, die eigentlich nur funktioniert, weil Isaak blind ist. Sie schickt Jakob los, ein Tier von der Herde zu besorgen, das sie dann zubereitet und sich „zu verkleiden“, damit der Vater nicht misstrauisch wird. Sie plant eindeutig, ihren Ehemann hinters Licht zu führen – ein Betrug. Aber was sind ihre Beweggründe? Ist ein Betrug ok, wenn wir es gut meinen? Stimmt es, dass der Zweck die Mittel heiligt? Wie sieht Jehova (oder auch Jahwe) das Ganze?
In den Versen 18 bis 29 führt Jakob die List seiner Mutter aus, indem er mit dem zubereiteten Essen zum Vater geht. Wie denkt Gott darüber? Verurteilt er ihn? Was sagt die Bibel an anderen Stellen dazu? In Römer 9:10-14 lesen wir etwas von Jakob und Esau und in Vers 13 heisst es, dass „Gott Jakob liebte, den Esau aber hasste er“, Paulus zitiert hier auch Maleachi 1:2-3. Auch in Hebräer 11:20 lesen wir, dass Gott hier seine Hand mit im Spiel hatte. Das erkennen wir auch daran, dass Isaak nicht merkt, dass es kein Wild ist, was er hier isst, sondern ein Tier von der Herde.
Es wird nicht bestritten, dass Rebekka und Jakob Isaak täschten, aber es wird von Gott nicht verurteilt, ein ganz wichtiger Punkt.
Zurück zu Jakob, der sich jetzt im Zelt bei seinem Vater befindet. Er gibt sich mehrfach als sein Bruder Esau aus, denn der Vater fragt nach. Jakob riecht wie sein Bruder und er fühlt sich durch die umgebundenen Felle auch so an, aber Isaak bleibt verunsichert. Leider fragt er nur immer wieder den Sohn, der ihn da täuscht, anstatt dass er Jehova befragen würde. Ein Punkt, an dem sie alle einen Mangel aufweisen. Denn auch Rebekka und auch Jakob hätten besser Jehova befragt, als sie merkten, dass Isaak im Begriff war, den Falschen zu segnen. Alle drei verlassen sich hier auf sich selbst und wollen das Problem aus eigener Kraft heraus lösen…
Der Segen
Anstatt also Jehova zu befragen, ob er hier wirklich Esau vor sich hat und nicht wie befürchtet Jakob, gibt Isaak direkt seinen Segen – und diesen komplett! Er hatte sich so sehr auf Esau als seinen Erben versteift, dass er seinen Segen einseitig gibt – alles Gute soll an Esau gehen – anstatt den Segen aufzuteilen, da er ja zwei Söhne hat. Jakob hat daraus gelernt, denn er teilt seinen Segen später auf alle seine 12 Söhne auf.
Wie dem auch sei: Jakob bekommt den Segen, ganz so, wie es von vornherein von Jehova beabsichtigt war.
Wir lesen weiter in den Versen 30 bis 40. Jakob geht und Esau kommt nach Hause, geht mit dem zubereiteten Essen zum Vater und wartet auf den Segen. Aber da ist kein Segen mehr, da dieser bereits Jakob gesegnet hat. Wie geht Esau jetzt damit um? Schämt er sich, dass er nicht gleich dem Vater gesagt hat, dass dieser den Falschen segnen wollte?
Esau regt sich tierisch darüber auf, dass er von seinem Bruder übervorteilt und betrogen wurde. Dabei ist doch hier er der Betrüger – oder? Hatte er nicht dem Bruder das Erstgeburtsrecht verkauft? Es stand ihm nicht mehr zu. Er hatte es zwar dem Bruder verkauft, aber er dachte, dass er eh den Segen des Vaters bekommt. Dadurch, dass er auf den Wunsch des Vaters eingegangen war, wollte er seinen Bruder austricksen. Wer ist hier also der Betrüger?
Die Reaktion des Vaters
Isaak bleibt bei dem Segen, obwohl ihm nun klar ist, dass er ausgetrickst wurde. Im Vers 33 lesen wir etwas von einem „sehr großen Schrecken über die Maßen“, der Isaak erfasst. Worüber erschrickt er so? Es wird ihm klar, dass er den Falschen segnen wollte, dass Jehova den Segen an Jakob geben wollte und dass er selbst fast gegen Jehova gesündigt hätte. Der Vater fühlt sich schuldig – Jehova gegenüber. Der Sohn hingegen schreit rum, er fühlt sich überlistet (Vers 34).
—> Halten wir fest:
Isaak wollte Esau segnen, hat aber durch den Trick den Jüngeren gesegnet – und damit den Richtigen in Jehovas Augen!
Jakob log, indem er sich als Esau ausgab. Mal indirekt, indem er sagte, er sei der Erdtgeborene (was er durch den Kauf des Erstgeburtsrechts ja auch war), aber auch direkt, indem er auf die Frage des Vaters antwortete, dass er Esau sei. Aber Esau log auch. Er hätte ganz zu Anfang sagen müssen, dass ihm das Erstgeburtsrecht nicht mehr zustand. Wir sehen: jeder ist hier irgendwo der Betrogene und auch der Betrüger. Was ist richtig und was ist falsch? Wie sieht Jehova das alles und jeden Einzelnen?
—> Halten wir auch fest:
Jakob hat den Segen durch einen Trick bekommen, weil der Vater ihn nicht sehen konnte. Dies wird später noch von Interesse sein
Wir hatten uns ja mehrfach gefragt, was hier richtig und was falsch war, alle lügen, aber wer handelte richtig in Jehovas Augen?
In Römer, Maleachi, Hebräer, den Psalmen und in Jesaja finden wir Stellen, die sagen, dass das Handeln von Jakob richtig war in Jehovas Augen.
===> Aber behalten wir Im Sinn: es war ein Betrug. Er hatte die richtige Motivation dazu, denn es ging Jakob und Rebekka darum, dass Jehovas Wille geschah, allerdings haben die beiden dabei ausser Acht gelassen, dass Jehova selbst hätte dafür sorgen können, dass sein Wille geschah. Er hatte die List der beiden nicht nötig, damit Isaak Jakob segnet. Er hätte es auch anders regeln können. Aber Jakob ist keinesfalls der große Betrüger, als der er oftmals dargestellt wird!
In der kommenden Woche lesen wir den Rest von 1. Mose 27 lesen, ab Vers 41 und das komplette Kapitel 28. Wie reagiert Esau jetzt auf den „Betrug“? Welche Auswirkungen hat das Ganze auf Jakobs weiteres Leben? Es bleibt spannend
This entry was posted in 1. Mose, Resümee vom Gottesdienst by Jule with 1 commentDu musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
„Und es geschah, als Laban die Nachricht von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, hörte, da lief er ihm entgegen, umarmte und küsste ihn und führte ihn in sein Haus. Da erzählte er Laban diese ganze Geschichte. Da sprach Laban zu ihm: Fürwahr, du bist mein Gebein und mein Fleisch! Und er blieb bei ihm einen Monat lang.“ 1. Mose 29:13-14 SCH2000
Wo ich das jetzt so lese, hört sich das für mich so an, als würde Laban dies sagen, weil er durch das, was Jakob von sich und den Umständen erzählt hatte, erkannte, dass Jakob ebenso verschlagen sei, wie er selbst 🤔😇
Bis dahin hatte ich noch nie den Zusammenhang gesehen, dass Jakob hier erntet, was er gesät hat 🤔