Ich hatte heute Nacht 1. Korinther 10 bis 13 gelesen und mir kamen ähnliche Gedanken
Was mir besonders aufgefallen war, war dass Kapitel 13 – das Kapitel der Liebe – hier in einem bestimmten Zusammenhang steht, der einen ganz anderen Sinn macht, als den, den wir gewohnt sind
Bisher ging es immer nur um Liebe, zwischenmenschliche Beziehungen. Also um mich und meinen Partner, vielleicht auch noch um mich und meine Kinder, Verwandten oder Freunde
Aber so war das mit der Liebe überhaupt nicht gedacht. Paulus schreibt dies im Zusammenhang mit der Gemeinde. Da finden sich auch viele Leute, die mir mit ihrer Art nicht so liegen (ich weiß, wovon ich hier rede, denn ich gehe seit über drei Jahren in dieser Hinsicht durch eine harte Schule) und mit denen ich eben nicht nur einfach auskommen muss. Es geht um meine Beziehung zu Gott, um meine Stellung im Leib der Gemeinde
Es war sehr aufschlussreich für mich, die Kapitel heute Nacht zu hören und jetzt hier noch die Kommentare von Fruchtenbaum und Walvoord zu lesen
by Jule with no comments yetGerade in meinem akruellen Leseplan gelesen, muss ich erst mal verdauen:
Manchmal sind es gerade die Menschen, die wir am meisten lieben, die die größten Schwächen in uns an die Oberfläche bringen. Es sind diejenigen, mit denen wir täglich Kontakt haben. Die, so scheint es, alle christlichen Tugenden aus uns heraussaugen, bis auch die weniger schöne Seite unserer Persönlichkeit zum Vorschein kommt.
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Wir haben es alle mit schwierigen Menschen zu tun. Vielleicht hat Gott sie strategisch in unser Leben platziert. Stell dir das vor! Gott liebt dich und vertraut dir, dass du schwierige Menschen gut behandelst. Gott will, dass die Früchte des Geistes in deinem Leben wachsen. So erlaubt er einer ungehobelten, widerspenstigen Frau, in dein sonst so liebliches Umfeld zu kommen. Gott braucht in jeder Generation Männer und Frauen, die die Unliebsamen lieben, die freundlich zu den Unfreundlichen sind, die geduldig sind angesichts Ungeduld; und die jene segnen, die einfach kategorisch gemein sind.
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Gott hat dich so geschaffen, dass du Menschen lieben kannst, die schrecklich grob sind. Er hat dich für diese Zeit bestimmt, weil Er vertraute, dass du dich zu einer reifen Person entwickelst, durch die Seine Herrlichkeit in die Dunkelheit anderer Seelen leuchtet. Allein aus dir heraus kannst du das nicht. Auch nicht, wenn du auf dein besonderes emotionales Erbgut vertraust, das du durch deine Eltern mitbekommen hast. Du kannst es nur, wenn du dich in deinem Herzen entscheidest, mehr wie Jesus zu sein als wie du. Wenn du wirklich sagst, Sein Weg ist besser als dein Weg, und deine Idee nicht besser ist als Gottes Idee.
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Wenn du Liebe zeigst in stürmischen Situationen, wenn du freundlich bist und keinen Wutanfall bekommst, sagst du damit: „ich will so handeln wie mein Papa! Ich gehöre zu Seiner Familie und so handeln wir! Wir lieben unliebsame Menschen. Es gehört zu dem Anstand unserer Familie aufsässigen Menschen mit göttlicher Freundlichkeit zu begegnen.“ Vergiss nie, dass nur der genetische Code deiner Familie dich dazu befähigt, schwierige Menschen zu lieben. Das ist es, was Christen tun!
Ich lese den @YouVersion-Leseplan ‚Heilige Gefühle – biblische Antworten für jede Herausforderung‘.
by Jule with no comments yetWie wahr!!!!
Und ich spreche hier aus Erfahrung, denn auch ich hatte mich mehrfach aus einer für mich unglücklichen und unbefriedigenden Ehe gelöst, immer in der Überzeugung, dass es an dem Mann lag, dass man mit dem einfach nicht leben könne. Wirklich glücklich gemacht hatte mich dieser Schritt nicht, denn ich hatte das Problem immer mitgenommen – denn das Problem lag bei mir: in meinen überspitzten Wünschen und Erwartungen und in der ständigen Angst, ich könne zu kurz kommen.
Wahr ist, dass die Liebe darin besteht, sich zu entscheiden zu lieben, weil uns Gott zuerst geliebt hat und mit der Liebe, mit der Gott uns liebt.
Letztes Jahr hab ich mir eine schöne Tasse für meinen Morgenkaffee gekauft, auf der steht ein ähnlicher Gedanke: „der erste Schritt zum Glück besteht oft in der Entscheidung glücklich zu sein“ – nicht, weil ich dem Glück um jeden Preis nachjage, sondern weil ich gelernt habe, das zu schätzen, was ich habe, anstatt darauf zu gucken, was noch fehlt
In diesem Sinne wünsche ich uns allen noch einen gesegneten Tag ?
by Jule with 1 commentWas machen wir Menschen nicht alles, um etwas Liebe, Anerkennung oder Zugehörigkeit zu bekommen! Wir geben unser Bestes, um das Loch in unserem Herzen zu stopfen, das sich immer wieder zeigt und schreit: „Fülle mich!“ Dieses Loch ist bei denjenigen von uns noch ausgeprägter, die als Kind nicht die Nestwärme, die sichere Bindung, den Schutz und die Unterstützung erhalten haben, die wir dringend gebraucht hätten. Nicht wenige verbinden ihre Kindheit zudem mit unschönen oder gar traumatischen Erfahrungen. Auch wenn wir uns vielleicht nicht mehr bewusst an frühere Erlebnisse erinnern können, laufen die damit verbundenen Prägungen und Programme im Hintergrund nach wie vor mit und bestimmen unbewusst unser Denken, Fühlen und Handeln im Alltag. Erst wenn wir dies zu reflektieren beginnen, können wir aussteigen und etwas daran ändern.
Viele unserer Muster haben wir bereits früh in unserer Kindheit etabliert. Um emotional über die Runden zu kommen, waren wir sehr einfallsreich: „Wie muss ich mich verhalten, damit ich von Mama und Papa geliebt werde? Was muss ich tun, damit ich akzeptiert werde und dazugehöre?“ Als Kinder machen wir die Erfahrung, dass Liebe oft an gewisse Bedingungen geknüpft ist und wir uns die Akzeptanz „verdienen“ müssen, indem wir lieb, brav, angepasst, still oder hilfsbereit sind. Aber das hat Auswirkungen. Aufgrund solcher Erfahrungen entwickeln wir unbewusst Bewältigungsstrategien und Schutzstile, mit denen wir uns heute noch durchs Leben navigieren. Typische Schutzstrategien können Perfektionismus, Rückzug, Harmoniesucht, Macht-, Leistungs- oder Kontrollstreben, Anpassung, Opferhaltung oder Helfersyndrom sein. Wir laufen als Erwachsene immer noch in dieser alten Rüstung herum, die für das Kind hilfreich und schützend war, die aber heute längst nicht mehr nötig ist. Meist erst durch den Weckruf einer Krise, Krankheit oder durch einen Konflikt – oft zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr – wachen viele auf.
Innere Glaubenssätze aufspüren
Einer meiner Glaubenssätze aus der Kindheit lautete: „Ich bin immer für die gute Stimmung verantwortlich. Nur wenn ich für Harmonie sorge, werde ich geschätzt und gehöre dazu.“ Bereits als Kind versuchte ich in der Familie Streit zu schlichten und zu vermitteln. Dies war unbewusst mein Auftrag. Damit kam ich auch im weiteren Leben ziemlich gut voran, bis ich in meinem Führungsalltag Mitarbeitern gegenüber auch negatives Verhalten und unbequeme Dinge ansprechen musste. Das ging gegen meine Grundüberzeugung und brachte mich in Bedrängnis.
Vielleicht kennen Sie ähnliche Glaubenssätze? Folgenden Grundüberzeugungen begegne ich in der Beratung öfter: „Nur wenn ich mich ständig anpasse, gehöre ich dazu.“ „Ich muss immer helfen, nur so habe ich eine Lebensberechtigung.“ „Ich muss alles kontrollieren, nur so bin ich sicher.“ „Ich muss mich ständig zurückziehen, nur so kann ich mich schützen.“ „Nur wenn ich alles perfekt mache, werde ich nicht abgelehnt.“
Andere innere Überzeugungen können lauten: „Ich bin nichts wert.“ „Niemand mag mich.“ „Ich bin nicht willkommen.“ „Ich bin für alles allein verantwortlich.“
Hinterfragen Sie solche destruktiven Glaubenssätze! Sind sie wirklich wahr? Wie könnte das Gegenteil lauten? Ersetzen Sie Lügen konsequent mit Wahrheit und biblischen Werten.
Oft sind wir Menschen erst dann willens, alte Prägungen zu verändern, wenn der Leidensdruck groß ist oder wenn neue Ziele uns motivieren. Doch selbst dann sind wir nicht so schnell bereit, unsere Komfortzone zu verlassen. Denn eine Veränderung bringt Unsicherheiten und Ängste mit sich. Und dies vermeiden wir grundsätzlich.
Im Konflikt mit mir selbst
Bei all unserem Veränderungsstreben kommen wir mit uns selbst in Konflikt und tun oft exakt das Gegenteil von dem, was wir uns vorgenommen hatten. Bereits der Apostel Paulus hat diese Erfahrung gemacht. Er stellt fest: „Ich verstehe ja selbst nicht, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich“ (Römer 7,15). Wenn wir Probleme haben und nicht so können, wie wir eigentlich wollen, dann erleben wir zwei Dynamiken: Einerseits sehen wir uns als Opfer von Umständen oder Menschen. Wir fühlen uns ausgeliefert und meinen, dass es uns nur dann besser gehen würde, wenn endlich der Chef verständnisvoller, der Partner rücksichtsvoller, die Kinder folgsamer wären. Andererseits springt in uns ein Selbstabwertungsprogramm an. Wir werden hart gegen uns selbst und klagen uns an: „Ich blöder Esel, ich bin einfach unfähig. Ich dumme Nuss, wie konnte ich nur, ich bin eine Versagerin!“ Wir werten uns innerlich ab und machen uns fertig. Dies ist jedoch keine hilfreiche Lösungsstrategie. Im Gegenteil, solche Selbstverurteilungen setzen uns nur noch stärker unter Druck.
Zur Wahrheit stehen
Wie wäre es, wenn wir uns als Erstes eingestehen, dass wir es nicht aus eigener Kraft schaffen und auf Unterstützung angewiesen sind? Wir dürfen lernen, barmherzig mit uns selbst zu sein und falsche Ideale loszulassen. Sich so anzunehmen, wie wir sind, und nicht so, wie wir sein sollten, fällt vielen schwer. Aber dieses Eingeständnis verschafft uns Luft und setzt Kraftreserven frei. Denn nun müssen wir nicht mehr so viel Energie darauf verwenden, alles zu beschönigen, zu unterdrücken und zu verdrängen.
Dieser Schritt – zur eigenen Wahrheit zu stehen – geht gegen unseren Stolz. Wir haben Angst, die Kontrolle zu verlieren, und deshalb leugnen, verharmlosen und kaschieren wir unsere Schwächen. Wir halten die Illusion aufrecht, alles im Griff zu haben.
Eine neue Identität
Abgesehen von der Beziehung zu Gott und zu anderen gibt es noch einen wichtigen Faktor in unserem Leben: die Beziehung zu uns selbst. Sie beeinflusst jeden anderen Bereich und jede unserer Beziehungen weit mehr, als wir denken. Ob wir liebevoll oder verurteilend mit uns selbst umgehen, bestimmt maßgeblich unsere emotionale Gesundheit und die Art, wie wir uns anderen Menschen gegenüber verhalten. Erst wenn wir aus der Verbindung mit Gott unsere Identität erneuern lassen, können wir liebevoller mit uns selbst umgehen. Dies ist eine entscheidende Grundlage für einen dauerhaften Veränderungsprozess und hat positive Auswirkungen auf unser Umfeld. Dann können wir uns selbst sagen: „Ich muss mich nicht mehr verdrehen, um Liebe zu bekommen. Ich darf zu mir stehen, weil Gott mich in Jesus bereits vollkommen liebt, mich vorbehaltslos annimmt und ich bedingungslos dazugehöre.“
Lernen Sie, bewusst auf Gottes wohlwollende Stimme zu hören. Zu Jesus sagte der Vater im Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude“ (Markus 1,11). Seine Liebeszusage gilt auch Ihnen und mir. Auf dieser Grundlage können wir Verhaltensänderungen gelassener angehen und sind nicht mehr darauf angewiesen, uns so zu verhalten, dass uns alle mögen und toll finden.
Studien haben gezeigt, dass wir in Veränderungsprozessen meist vier Phasen durchlaufen. Zufriedenheit, Verleugnung, Chaos/Verwirrung und Erneuerung. Wir durchlaufen jede dieser Phasen auf unserer Reise. In der letzten Phase geht es vor allem um die Erneuerung unseres Denkens, Fühlens und Handelns. Sich Neuem zu öffnen und Veränderungen anzugehen heißt, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Dabei ist die Erneuerung des Denkens zentral. Die Bibel bestätigt das: „Was ich dir jetzt rate, ist wichtiger als alles andere: Achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben!“ (Sprüche 4,23).
Aufgrund unserer Geschichte laufen wir oft noch mit unserer alten Brille herum: „Nun werde ich wieder abgelehnt, nicht gesehen, geliebt, einbezogen. Nun denkt sie sicher wieder, ich bin eine Versagerin.“ Je besser es uns gelingt, die alte Brille abzusetzen, desto objektiver können wir Situationen neu betrachten und anders handeln. Menschen in unserem Umfeld haben dann weniger Macht über uns. Sie können uns nicht mehr so schnell in Rage bringen und damit alte destruktive Verhaltensweisen oder Schutzstile auslösen.
Umdenken und anders handeln
Die Hirnforscherin Dr. Caroline Leaf weist darauf hin, dass die Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen in unserem Gehirn ständig umgebaut werden. Mit jeder Entscheidung, jedem Gedanken verbinden sich Nervenzellen mit anderen, verstärken bereits bestehende Verbindungen oder schaffen neue. Unser Gehirn ist also nicht einfach so, wie es ist, sondern wie wir es mehrheitlich nutzen! Das heißt, wenn wir unser Denken erneuern, verändern wir gleichzeitig unser Gehirn. Hirnforscher sprechen von einigen Monaten, die es braucht, bis sich in unserem Gehirn neue Denkstrukturen etablieren können, die stark genug sind, damit neue Gewohnheiten automatisiert werden. Das braucht Geduld und Durchhaltevermögen. Denn diese müssen durch Wiederholungen immer wieder neu stimuliert werden. Das heißt, je mehr wir ermutigendes, wohlwollendes Denken und positive Verhaltensmuster trainieren, desto stärker werden diese neuronalen Verbindungen im Gehirn werden. Dies hat Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt und befähigt uns, anders zu handeln.
Ich mache Ihnen Mut, Ihren persönlichen Veränderungsweg zu gehen und sich mit den tieferen Schichten Ihrer Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Rechnen Sie mit Gottes Liebe und Annahme. Steigen Sie mutig aus der Opferrolle aus und beginnen Sie bewusst, anders zu handeln. Und wenn Sie in alte Muster zurückfallen, macht das nichts. Beginnen Sie von Neuem. Dieser Prozess führt zu mehr Zufriedenheit, Tiefe, Erfüllung und Freiheit in Ihrem Leben.
Christoph Hickert arbeitet als Coach und Supervisor in eigener Praxis in Männedorf/Schweiz (www.beratung-coaching.ch). Dieser Artikel erschien in Lydia 1/2019.
by Jule with no comments yetWow, ich hab jetzt noch Gänsehaut.
Dieser Brief ist an den Papa, der die Familie verlassen hat. Aber er könnte ähnlich von Kindern geschrieben werden, deren Mutter mit ihnen den Vater verlassen hat. Ich rede da aus Erfahrung, sehe seit einigen Jahren ztu, welch immense Verletzungen diese Kinder davon getragen haben, die heute erwachsen sind. Immer wieder tut es mir leid, dass ich selbst vor über 30 Jahren selbst so eine Mutter war. Es schmerzt sehr, dass man im Nachhinein die Dinge nicht mehr ändern kann. Als ich knapp 4Jahre danach zur Besinnung kam, war es leider zu spät, der Vater wollte nicht mehr
Daher hier mein Appell an jeden, der vorhat, aufgrund von Schwierigkeiten aus der Ehe zu fliehen – der Vergleich von Stephi mit dem kaputten Wagen ist wirklich sehr treffend. Und ich bin mir sicher, dass jeder, der sich für die Reparatur entscheidet, von Gott die Kraft dazu bekommt und sehr gesegnet wird
by Jule with no comments yetAntwort auf einen Beitrag in einer christlichen Gruppe auf Facebook, wo der Verfasser auszugsweise schrieb:
„Bevor wir also an der Liebe zu anderen arbeiten, oder zumindest gleichzeitig, müssen wir auch immer daran arbeiten die Liebe Gottes für uns annehmen zu können.“
Ich persönlich denke, dass eben diese Liebe Gottes die Basis dafür ist, den anderen zu lieben.
Und das in beiderlei Hinsicht:
Warum bin ich ein Christ geworden, warum bete ich Gott an? Geht es mir darum, etwas zu bekommen, wie ewiges Leben oder Seinen Frieden oder was auch immer? Oder tue ich es, weil ich mich rettungslos in IHN verliebt habe, weil er so wunderbar ist, dass ich garnicht anders kann? Dann bin ich wirklich wiedergeboren und dann ist es mir auch möglich, meinen Gegenüber zu lieben, auch wenn er mich verletzt oder mir mächtig auf die Ketten geht.
Die andere Seite ist es, die unendliche und bedingungslose Liebe Gottes zu erkennen, zu spüren und anzunehmen. Das ist garnicht so einfach, diese wirklich zu begreifen, weil so etwas uns Menschen fremd ist. Wie du schon sagtest, lieben wir gerne, solange alles gut läuft und wir auf einer Wellenlänge sind. Ansonsten tauchen wir lieber ab, denn wir wollen ja, dass es uns gut geht. Eine Herausforderung, an der Gott seit über 2 Jahren an mir arbeitet und was mir mächtig an die Substanz gegangen ist und noch geht.
Da mir als Mensch so etwas eigentlich fremd ist, fällt es mir umso schwerer, zu begreifen, dass GOTT aber mich genau so liebt, mit allen meinen Ecken und Kanten, einfach, weil ich ich bin, sein geliebtes Kind. Das muss ich erst einmal begreifen, dann muss ich es glauben, dass ER mich wirklich so lieben kann – wo es mir selbst kaum gelingt. Und dann muss ich es noch annehmen.
Schon allein, es zu begreifen, verändert schon sehr viel, es verändert meine Einstellung. Wenn Gott mich SO lieben kann, obwohl ich gerade mal wieder…., dann tut er es bei meinem Gegenüber auch und dann bin ich kein Deut besser, als mein Gegenüber – denn ich habe diese Liebe und diese Vergebung ebenfalls nicht verdient. So lerne ich, meinen Gegenüber mit anderen Augen zu sehen…
Gottes bedingungslose Liebe ist unbegreiflich und das Wissen darum, dass sie Gnade ist und dass wir sie nicht verdient haben. Sie ist die Basis für alles im Leben, auch ganz besonders für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen.
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass man gerade daran sehen kann, wie gereift ein Mensch im Glauben ist.
Ich sehe es an meinem Mann, mit dem ich nun seit über 12 Jahren verheiratet bin. Er ist in dieser Hinsicht schon sehr nahe dran. Ich selbst bin noch so weit entfernt. Ich rege mich schnell auf und steigere mich in eine Sache hinein. Wenn mich jemand verletzt hat, spult bei mir meist immer der selbe Film ab: ich möchte demjenigen genauso weh tun, wie er mir gerade getan hat und werde ungerecht. Das ist dann eine Endlosspirale, wenn ich es zulasse. Mein Mann ist da anders, er ist schnell zum Vergeben bereit und er erstaunt mich immer wieder, wie er es schafft, mich in den Arm zu nehmen, WÄHREBD ich rum meckere. Er nimmt mich einfach in den Arm, sagt mir, dass er mich liebt und hält mich dabei liebevoll fest. Wer kann das schon? Und genau dadurch habe ich erst mal die Liebe Gottes wirklich begriffen!
Seit einigen Jahren besuchen wir 2 mal im Jahr im Urlaub Seminare auf der Bibelschule WDL am Kōriser See und haben dabei viele der Bibelschüler und auch der Angestellten und Lehrer dort kennen gelernt. Eine der Schülerinnen erzählte mir bei unserem ersten Besuch dort, dass sie das Jahr dort macht, um ihren „Charakter zu schulen“ – ein Begriff, der mir bis dato fremd war. Es gibt dort spezielle Mentoren dafür und unter anderem leben die Schüler dort deshalb mit mehreren auf einem Zimmer, damit Konflikte auftreten und sie lernen, sie im Geiste der Liebe beizulegen. Es ist erstaunlich, welche Entwicklung die Einzelnen in dem einen Jahr durchmachen. Man erkennt die hinterher fast nicht wieder. Es ist unglaublich ❣️
Wir sehen, dass die Liebe Gottes die Grundlage dafür ist, unseren Gegenüber zu lieben und Konflikte beizulegen. Mir geht es in letzter Zeit oftmals so, dass wenn ich mich über einen anderen aufrege und im Geist bereits ziemlich hässliche Sachen ausdenke, die ich ihm sagen könnte- mir dann bewusst wird, dass Jesus sicherlich auch oftmals so empfindet oder empfinden könnte, was mich persönlich angeht und dass er voller Liebe darüber hinweg sieht, weil er ja für mich und meine Sünden gestorben ist. Das ist er aber auch für denjenigen, auf den ich gerade so sauer bin – auch wenn derjenige sich gerade nicht christlich verhält oder vielleicht garkein Christ ist. Aber vielleicht könnte ja ich in dieser Situation darauf einen positiven Einfluss nehmen, wenn ich anders reagiere? Wie oft haben wir in den letzten Wochen von unserer Umgebung gehört, dass wir „völlig unvernünftig“ reagieren, „denn man darf sich nichts gefallen lassen und müsste doch….“. Vielleicht fällt dies ja auch denen auf, die uns gerade so provozieren, uns unchristlich zu verhalten und vielleicht verändert dies etwas in ihrem Leben? Vielleicht finden sie ja gerade dadurch zu Gott?
Naja, ich rede mal wieder zu viel. Soviel zum Thema „Liebe“
by Jule with no comments yetIn der letzten Woche haben wir 1. Mose Kapitel 42 gelesen – Josephs Brüder kommen nach Ägypten.
Wir erinnern uns, dass die Brüder ihn seinerzeit wegen seinem Träumen als „der Träumer“ verspottet haben. Wegen ihrer Eifersucht auf den Lieblingssohn des Vaters wollten sie ihn eigentlich umbringen, aber Ruben, der Älteste, legte ein Veto ein und so warfen sie ihn lediglich in eine Grube. Dann setzten sie sich gemütlich hin um zu essen. Sie verkauften die Bruder an vorbeiziehenden Sklavenhändler und täuschten den Vater, indem sie ihm das blutige Kleid des Lieblingssohnes schickten. Als der Vater trauerte, kamen alle seine Kinder, um ihn zu trösten – obwohl 9 von ihnen wussten, dass Joseph noch lebt. (Kapitel 37).
Nach dem kurzen Einschub mit Juda und Tamar – Juda hatte selbst zwei Söhne durch den Tod verloren und weiß nun, wie schmerzhaft es ist, sein Kind zu verlieren (Kapitel 38) – geht es weiter mit Joseph. Er wird weiterverkauft und landet im Haus von Potiphar. Er bekommt eine erhöhte Stellung, landet dann aber im Knast, weil er zu Unrecht der Vergewaltigung beschuldigt wird (Kapitel 39). Auch hier wird er wieder erhöht, indem er eine bevorzugte Stellung bekommt. Im Gefängnis trifft er auf zwei Beamte des Pharao, denen er mit Gottes Hilfe ihre Träume deutet, die dann auch genau so eintreffen. Er bittet den Mundschenk, ihm zu helfen, aus dem Gefängnis frei zu kommen, aber dieser vergisst ihn und so muss Joseph weitere 2 Jahre noch im Gefängnis verbringen (Kapitel 40).
Aber dann hat der Pharao beunruhigende Träume, die ihm keiner seiner Traumdeuter deuten konnte und da erinnert sich der Beamte an Joseph. Er wird aus dem Gefängnis geholt, passend zurecht gemacht und kommt zum Pharao, dem er die Träume so deuten kann, dass dieser Herzensfrieden hat. Joseph wird wieder einmal erhöht, er bekommt die zweite Stellung nach Pharao und soll alles für die kommende Hungersnot vorbereiten (Kapitel 41).
Nun sind wir bei Kapitel 42:
Joseph war 17 Jahre, als er von seinen Brüdern verkauft worden war (Kapitel 37:2) und 30 Jahre alt, als er in den Dienst des Pharao kommt (Kapitel 41:46). Die 7 Jahre des Überflusses sind vorbei und wir sind im 1. Jahr der Hungersnot (Vers 54). Er ist jetzt 38 Jahre alt und hat seine Brüder seit 21 Jahren nicht mehr gesehen.
In Kapitel 42, den Versen 1 bis 5 lesen wir, dass die Hungersnot inzwischen auch das Land Kanaan erreicht hat und so schickt Jakob seine Söhne nach Ägypten, um Getreide zu kaufen. Von diesen 10 Söhnen wissen 9, dass Joseph nicht tot ist, sie hatten ihn in die Sklaverei verkauft. Aber welcher Sklave würde wohl 21 Jahre harte Arbeit überleben? Trotzdem haben sie ein flaues Gefühl, als sie losziehen.
Eigentlich hatte der Pharao nur von einer Hungersnot in seinem Land geträumt. Aber nun sorgt Gott dafür, dass auch in Kanaan Hunger ist, damit sich die Geschichte erfüllt, die vor 21 Jahren losgetreten wurde ?
Wir lesen weiter die Verse 6 bis 25. die Brüder kommen an den Hof des Pharao und verbeugen sich – vor Joseph (Vers 6)! Dies erinnert an den ersten Traum von Joseph, nur dass hier Benjamin nicht mit dabei ist (Kapitel 37:6-8).
Im Gegensatz zu Ihnen erkennt Joseph seine Brüder sehr wohl. Er diskutiert mit Ihnen, wirft ihnen immer wieder vor, dass sie Spione seien und sie erwidern immer wieder „wir sind redlich“ (Vers 11). Wie muss sich Joseph dabei gefühlt haben? Immerhin waren doch sie es, die ihn in die Sklaverei verkauft hatten.
Wenn Joseph sie doch erkennt, warum erkennen sie ihn dann nicht auch?
Zum einen sind 21 Jahre vergangen, Joseph war noch ein Jugendlicher, als er als Sklave verkauft wurde. Dann hatten wir gelesen, dass man ihn schor, bevor er vor den Pharao kam (Kapitel 41:14), so wie es bei den Ägyptern zu dieser Zeit üblich ist, rasiert, mit Perücke und geschminkt. Hebräer hingegen tragen zu der Zeit einen Vollbart. Zudem bedient er sich eines Dolmetschers, um mit Ihnen zu reden (Kapitel 42:23). Hätten wir da unseren Brüder in diesem hohen Herrn erkannt?
Joseph spielt also mit seinen Brüdern Versteck ?. Aber warum wirft er sie ins Gefängnis?
Zum einen braucht er ein Druckmittel, damit sie Benjamin herbringen müssen und zudem sollen sie umdenken, immerhin hatten sie ihn selbst in eine Grube geworfen und in die Sklaverei verkauft. Ist dies Rache?
Aber warum hat der Vater eigentlich alle 10 erwachsenen Söhne geschickt?
Waren sie nicht die Hirten seiner Herden und wurden auch anders bei ihm gebraucht? Zum einen werden die Herden durch die Hungersnot nicht mehr so groß gewesen sein und zum anderen ging es um die Sicherheit. Wenn wir uns vorstellen, dass es in Ägypten und den umliegenden Ländern Hunger gab und nun zieht da eine große Karawane mit Lebensmitteln daher, werden sicherlich viele versucht haben, diese zu überfallen, um den eigenen Hunger zu stillen oder um es zu verkaufen.
Joseph lässt seine Brüder also ins Gefängnis werfen für 3 Tage, worüber mögen sie sich unterhalten haben? Ganz sicherlich haben sie Schuldgefühle wegen Joseph, wir erfahren, dass er in der Grube Angst hatte und seine Brüder um Gnade und Gunst anflehte. Es war ihnen egal gewesen (Vers 21).
Zuerst sagte Joseph, dass alle im Gefängnis bleiben sollen und einer nach Hause gehen soll, um Benjamin zu holen. Nach den drei Tagen Gefängnis entscheidet er sich um. Nun dürfen alle gehen und nur einer soll als Pfand im Knast bleiben.
Warum ausgerechnet Simeon?
Zum einen war er nach Ruben der Älteste. Joseph bekommt mit, dass Ruben nichts davon weiß, dass sie ihn verkauft hatten, er denkt, der Bruder wäre tot (Vers 22). Zu der Zeit trug immer der Älteste die Verantwortung und so ist es hier Simeon.
Aber es gibt auch andere Ausleger, die vermuten, dass dies mit der Sache in Sichem zu tun hat. Wir erinnern uns, dass ihre Schwester Dina von Sichem vergewaltigt wurde und Simeon und Levi ermordeten alle Männer der Stadt und plünderten sie (Kapitel 34). Dies hatte Jakob sehr verärgert, er fühlte sich dort nicht mehr sicher und zog mit der Familie weiter. Währenddessen bekam Rahel ihren Sohn Benjamin und starb nach der Geburt (Kapitel 35). Wahrscheinlich machte Joseph Simeon und Levi für den Tod der geliebten Mutter verantwortlich und will die beiden hier trennen. Aber das sind alles nur Vermutungen, denn in der Bibel wird kein Grund dafür genannt, warum es Simeon ist, der als Geisel bleiben muss.
Aber den Brüdern schlägt sofort das Gewissen, sie bringen ihre Schwierigkeiten mit der Sache mit Joseph in Verbindung (Kapitel 42:21)
Nun ist Simeon im Gefängnis und die Brüder auf dem Heimweg. Worüber werden sie nachgedacht und sich unterhalten haben?
Vor 21 Jahren waren sie schon mal auf dem Heimweg und hatten einen ihrer Brüder nicht mehr dabei. Sie werden überlegt haben „was wird der Vater sagen und wie können wir ihn trösten?“. Diesmal mussten sie überlegen „was werden wir dem Vater sagen und wie?“. Sie können ja schlecht sagen „jetzt fordert Gott das Blut Josephs von uns zurück“ (Vers 22, Kapitel 9:5). Sie müssen sich etwas ausdenken …
Wir lesen die Verse 25 bis 31. Joseph gibt ihnen nicht nur das gekaufte Getreide mit, sondern auch eine großzügige Wegzehrung. Als sie unterwegs Rast machen, sehen sie, dass sogar ihr Geld wieder im Beutel ist.
Warum macht ihnen dies so große Angst?
Basti ist der Ansicht, der Vater könnte denken, sie hätten Simeon verkauft. Vor dem Hintergrund, dass sie bereits Joseph verkauft haben, macht dies Sinn.
Wie würden wir reagieren, wenn wir nach einem Großeinkauf nach Hause kommen und feststellen, dass wir nichts bezahlt, sondern den Kaufpreis zurück erstattet bekommen haben? Erstmal würden wir uns wahrscheinlich freuen über dieses großzügige Geschenk, aber es wird uns klar werden, dass es sich um ein Versehen handeln muss. Wann würden wir das nächste mal in diesem Laden einkaufen gehen? Wahrscheinlich würden wir uns einen anderen suchen ?
Wahrscheinlich fühlen wir uns wie ein Dieb und es ist anzunehmen, dass es den Brüdern jetzt ebenso geht.
„Was hat Gott uns da angetan!“ (Vers 28), wahrscheinlich werden sie sich jetzt auch daran erinnern, dass sie ihren Bruder Joseph seinerzeit „für ein paar Kröten“ verkauft haben.
Sie kommen nach Hause und erstatten dem Vater Bericht, erzählen, dass sie für Spione gehalten und ins Gefängnis geworfen worden sind und dass der Pharao sie nur nach Hause gelassen habe mit der Bedingung, dass sie beim nächsten mal Benjamin mitbringen, zur Sicherheit müsste Simeon in Gewahrsam bleiben.
Was glaubt der Vater?
Er glaubt, dass er den Jüngsten auch noch verlieren wird (Vers 36). Wenn Simeon dort als Spion im Knast ist, wird er wahrscheinlich auch tot sein!?
Nun mischt sich Ruben ein und sein Vorschlag ist schon ziemlich krass: »Wenn ich dir Benjamin nicht zurückbringe, kannst du meine beiden Söhne töten« 1. Mose 42:37 HFA
Will er wirklich seine eigenen Söhne töten lassen? Nein, er übernimmt hier lediglich die Verantwortung, dass Benjamin nichts passieren wird. Behalten wir im Sinn: Ruben weiß nicht, dass Joseph noch lebt.
Aber was ist mit Joseph? Wie sind seine Gefühle den Brüdern gegenüber, die ihn ja immerhin vor 21 Jahren in die Sklaverei verkauft hatten und denen egal war, was aus ihm geworden war?
Nimmt er Rache?
Wir haben gelesen, dass er die Brüder für einige Tage ins Gefängnis werfen ließ. So hatten sie die Gelegenheit, zu schmecken, wie es ihm viele Jahre ging. Er wollte sie zum Umdenken bewegen. Vielleicht machte er sich sogar Sorgen um seinen kleinen Bruder, dass sie ähnlich mit diesem umgehen würden, denn auch dieser war ja ein Lieblingssohn des Vaters. Dadurch, dass sie beim nächsten Kauf diesen Bruder mitbringen müssen, wird sich zeigen, ob sie sich geändert haben.
Nächste Woche lesen wir Kapitel 43 und sehen, was passiert, als sie wiederkommen und er Benjamin ganz deutlich bevorzugt. Es bleibt auch weiterhin spannend ?
by Jule with no comments yetBeim Lesen des ergänzendem Stoffs zu 1. Mose 15 bin ich über folgendes bei Mackintosh gestolpert:
Weil die Sohnschaft auf die Auferstehung gegründet ist, steht sie in Verbindung mit vollkommener Rechtfertigung, Gerechtigkeit und Befreiung von allem, was in irgendeiner Weise gegen uns sein könnte. Gott könnte uns den Zutritt in seine Gegenwart nicht gestatten, wenn irgendeine Sünde an uns wäre, Er kann nicht einen einzigen Flecken von Sünde an seinen Söhnen und Töchtern dulden. Der Vater des verlorenen Sohnes konnte diesem keinen Platz an seinem Tisch anweisen, so lange er noch in Lumpen des fernen Landes gekleidet war. Er konnte ihm entgegengehen, ihm um den Hals fallen und ihn in seinen Lumpen küssen, und dies war eine seiner Gnade würdige Handlung, aber es war unmöglich, den zerlumpten Sohn an seinem Tisch Platz nehmen zu lassen. Die Gnade, die den Vater dem verlorenen Sohn entgegentrieb, herrscht durch die Gerechtigkeit, die den Verlorenen in das Haus und in die Nähe des Vaters führte. Es wäre nicht Gnade gewesen, wenn der Vater auf den Sohn gewartet hätte, bis dieser sich in neue, selbst beschaffte Kleider gekleidet hätte, und ebenso wenig wäre es gerecht gewesen, ihn in seinen Lumpen ins Haus zu bringen. Jedoch Gnade und Gerechtigkeit strahlen in ihrem vollen Glanz, wenn der Vater dem verlorenen Sohn entgegenläuft und ihm um den Hals fällt, ihm aber dennoch nicht eher einen Platz an seinem Tisch gibt, bis er seiner hohen Stellung würdig gekleidet ist. Gott ist in Christus bis zu der niedrigsten Stufe des Zustandes des Menschen hinabgestiegen, um ihn durch diese Erniedrigung bis zur höchsten Stufe der Glückseligkeit in Gemeinschaft mit sich selbst zu erheben. Hieraus geht hervor, dass unsere Kindschaft mit allen damit verbundenen Vorrechten durchaus unabhängig von uns selbst ist. Wir haben ebenso wenig damit zu schaffen, wie der erstorbene Leib Abrahams und der erstorbene Mutterleib Sarahs mit einer Nachkommenschaft, die den zahllosen Sternen des Himmels und dem Sand am Meerufer gleichen sollte. Alles ist von Gott. Gott der Vater entwarf den Plan, Gott der Sohn legte die Grundlage, und Gott der Heilige Geist führt den Bau aus, und dieser Bau trägt die Inschrift: „Durch Gnade, durch Glauben, ohne Gesetzeswerke“ (Röm 3,28; Eph 2,8).
Aber unser Kapitel stellt uns noch einen anderen wichtigen Gegenstand vor Augen, nämlich das Erbrecht. Nachdem die Frage der Sohnschaft und der Gerechtigkeit göttlich geordnet war, sprach Gott zu Abraham: „Ich bin der HERR, der dich herausgeführt hat aus Ur in Chaldäa, um dir dieses Land zum Besitz zu geben“ (V. 7). Hier wird die wichtige Erbschaftsfrage behandelt und der Weg beschrieben, den die erwählten Erben zu gehen haben, bevor sie das verheißene Erbe erreichen. „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden“ (Röm 8,17). Unser Weg zum Reich führt durch Leiden, Kummer und Trübsal, aber durch den Glauben können wir sagen, dass „die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8, 18). Wir wissen ferner, dass „das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal uns ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit bewirkt“ (2. Kor 4,17), und endlich „rühmen wir uns auch der Trübsale, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung“ (Röm 5,3.4).
Es ist eine hohe Ehre und ein Vorrecht für uns, wenn es uns erlaubt wird, aus dem Kelch unseres Herrn zu trinken, mit seiner Taufe getauft zu werden und in seiner Gemeinschaft den Weg zu gehen, der zu unserem Erbteil führt. Der Erbe wie die Miterben erreichen dieses Erbteil auf dem Weg des Leidens.
Erinnern wir uns jedoch, dass die Leiden, an denen die Miterben teilhaben, nichts mit Strafe zu tun haben. Es ist kein Leiden wegen der Sünde unter der Hand der göttlichen Gerechtigkeit, denn dieses Leiden hat Christus, das Schlachtopfer Gottes, am Kreuz, vollkommen erduldet, als Gottes Gerechtigkeit ihn schlug. „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten“ (1. Pet 3,18), und dieses „einmal“ geschah am Kreuz und sonst nirgends. Nie hat Er vorher für Sünden gelitten, und nie wird Er von neuem für Sünden leiden können. „Jetzt aber ist Er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ „Christus ist einmal geopfert worden“ (Heb 9,26.28).
Es gibt zwei Gesichtspunkte, unter denen wir den leidenden Christus betrachten können: Zunächst als von Gott geschlagen, und dann als von den Menschen verworfen. In dem ersten Leiden stand Er ganz allein, in dem Zweiten haben wir das Vorrecht, mit ihm vereint zu sein. In dem ersten Leiden musste Er ganz allein sein, denn wer hätte ihm zur Seite stehen können? Er trug allein den Zorn Gottes. Einsam stieg Er hinab in den „immer fließenden Bach, in dem nicht gearbeitet und nicht gesät wird“ (5. Mo 21,4), und dort ordnete Er für immer die Frage unserer Sünden. An diesen Leiden Christi hatten wir keinen Teil, obwohl wir ihnen alles verdanken. Ganz allein hat Er gekämpft und gesiegt, aber Er teilt die Beute mit uns. Er war allein „in der Grube des Verderbens, in kotigem Schlamm“ (Ps 40,3). Sobald Er aber seinen Fuß auf den ewigen „Fels“ der Auferstehung stellte, vereinigte Er uns mit sich. Er war allein, als Er am Kreuz den „lauten Schrei“ ausstieß (Mk 15,37), aber Er hat Gefährten, wenn Er das „neue Lied“ singt (Ps 40,4).
Nun ergibt sich die Frage: Wollen wir uns weigern, mit ihm zu leiden von Seiten der Menschen, nachdem Er für uns von Seiten Gottes gelitten hat? Dass es in gewissem Sinn eine Frage ist, geht daraus hervor, dass der Heilige Geist in diesem Zusammenhang beständig das Wörtchen „wenn“ gebraucht. „Wenn wir anders mitleiden“ (Röm 8,17); „wenn wir ausharren, so werden wir auch mit herrschen“ (2. Tim 2,12). Es gibt kein „wenn“ bezüglich der Kindschaft. Wir erlangen nicht durch Leiden die hohe Stellung von Söhnen, sondern durch die lebendig machende Kraft des Heiligen Geistes, gegründet auf das vollbrachte Werk Christi, gemäß dem ewigen Ratschluss Gottes. Diese Stellung ist unantastbar. Aber als solche, die der Familie Gottes angehören, die sich als Kinder bereits im Haus befinden, sind wir berufen zu leiden. Unser Weg zum Reich führt allerdings durch Leiden, und das Maß dieses Leidens entspricht unserer Hingabe für den König und unserer Gleichförmigkeit mit ihm. Je mehr wir ihm ähnlich sind, desto mehr werden wir mit ihm leiden, und je tiefer unsere Gemeinschaft mit ihm ist im Leiden, desto tiefer wird sie auch mit ihm sein in der Herrlichkeit.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem Haus des Vaters und dem Reich des Sohnes. Das Erste spricht von Fähigkeit, das Zweite von einer angewiesenen Stellung.
Alle meine Kinder können rund um meinen Tisch sitzen, aber ihre Freude an meiner Gesellschaft und meiner Unterhaltung hängt ganz von ihrer Fähigkeit ab. Eins mag in der vollen Freude über sein Kindes-Verhältnis auf meinem Schoß sitzen, ohne aber fähig zu sein, ein einziges meiner Worte zu verstehen, während ein anderes vielleicht ungewöhnliche Intelligenz in der Unterhaltung zeigt, ohne deshalb etwa in seinem Verhältnis zu mir glücklicher zu sein als das Kind auf meinen Knien. Aber sobald es sich um den Dienst meiner Kinder für mich oder um ihre öffentliche Identifizierung mit mir handelt, liegt die Sache ganz anders.
Dieser Vergleich ist jedoch nur eine schwache Erläuterung des Gedankens von der Fähigkeit im Haus des Vaters und der angewiesenen Stellung im Reich des Sohnes.
Wir sollten jedoch stets daran denken, dass unser Leiden mit Christus nicht knechtisches Joch ist, sondern ein Vorrecht, nicht ein eisernes Gesetz, sondern eine Gabe der Gnade, nicht ein gezwungener Dienst, sondern eine freiwillige Hingabe. Denn euch ist es in Bezug auf Christum geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, „sondern auch für ihn zu leiden“ (Phil 1,29). Ferner unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass das wahre Geheimnis des Leidens für Christus darin besteht, dass die Zuneigungen unserer Herzen in ihm ihren Mittelpunkt finden.
Je mehr ich Jesus liebe, in desto engerer Gemeinschaft mit ihm werde ich meinen Weg gehen, je näher ich mit ihm verbunden bin, umso treuer werde ich ihn nachahmen, und je treuer ich ihn nachahme, so viel mehr werde ich mit ihm leiden.
So hat alles seine Ursache in der Liebe zu Christus, und es ist eine Grundwahrheit, dass wir ihn lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat. Hüten wir uns in diesem wie in jedem anderen Punkt vor einem gesetzlichen Geist, denn wir dürfen nicht meinen, dass jemand für Christus leidet, der unter dem Joch der Gesetzlichkeit steht. Es ist vielmehr zu befürchten, dass solch einer weder Christus noch die gesegnete Stellung der Kindschaft kennt, dass er nicht in der Gnade befestigt ist, sondern eher versucht, durch Gesetzeswerke in die Familie einzutreten, als auf dem Weg des Leidens das Reich zu erreichen.
Hüten wir uns aber auch andererseits, dass wir nicht vor dem Kelch und der Taufe unseres Herrn zurückweichen. Wir können uns nicht der Segnungen rühmen, die sein Kreuz uns sichert, während wir uns weigern, an der Verwerfung teilzunehmen, die dieses Kreuz in sich schließt! Wir dürfen überzeugt sein, dass auf dem Weg zum Reich nicht die Gunst und das Glück dieser Welt zu finden sind. Wenn ein Christ in der Welt vorwärts kommt, so hat er große Ursache zu fürchten, dass er seinen Weg nicht in Gemeinschaft mit Christus geht. „Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein!“ (Joh 12,26). Was war das Ziel der irdischen Laufbahn Christi? Strebte Er nach Einfluss und nach einer hohen Stellung in dieser Welt? Nein. Er fand seinen Platz auf dem Kreuz zwischen zwei verurteilten Verbrechern. „Aber“, wird man sagen, „Gott hatte seine Hand darin.“ Allerdings, aber auch des Menschen Hand war im Spiel. Und diese Wahrheit zieht unvermeidlich unsere Verwerfung seitens der Welt nach sich, wenn wir nur in Gemeinschaft mit Christus sind. Unsere Vereinigung mit Christus, die uns den Himmel öffnet, wirft uns aus dieser Welt hinaus, und wenn wir von dem Ersten reden, ohne von dem Zweiten etwas zu erfahren, beweist dies nur, dass bei uns etwas nicht in Ordnung ist.
Wenn Christus heute auf der Erde wäre, wie würde sein Weg sein, und wo würde er enden? Würden wir gerne mit ihm gehen?
Gott schenke uns Gnade, diese Fragen im Licht seines Wortes zu beantworten, das schärfer ist als jedes zweischneidige Schwert, und möge der Heilige Geist uns treu machen für unseren gekreuzigten und verworfenen Herrn! Wer im Geist lebt, wird von Christus erfüllt sein und sich nicht mit den Leiden, sondern mit dem beschäftigen, für den er leidet. Wenn das Auge auf Christus ruht, wird das Leiden unbedeutend erscheinen im Vergleich mit der gegenwärtigen Freude und der zukünftigen Herrlichkeit.