Beim letzten Mal haben wir die Brüder auf die zweite Reise nach Ägypten begleitet. Wir haben gesehen, wie sich der erste Traum von Joseph mit den Ähren erfüllte und sich alle 11 Brüder vor ihm verbeugten. Er hieß sie willkommen, lud sie zu einem Festessen ein, bei dem er Benjamin deutlich bevorzugte. Später ließ er seinen wertvollem Becher in Benjamins Sack packen und ihnen nachjagen. Sie wurden beschuldigt, seinen wichtigen Becher geklaut zu haben und bekamen nun eine gute Chance, den zweiten Lieblingssohn des Vaters unauffällig zu entsorgen. Würden sie diese Chance nutzen oder hatten sie sich wirklich geändert?
Wir lesen weiter in 1. Mose 44:16 bis 45:28
Warum hatte er diese Spielchen mit ihnen gespielt? Hatte er ihnen nun vergeben oder nicht?
Es ist garnicht so einfach, nach so einem großen Vertrauensbruch wieder zur Tagesordnung überzugehen. Immerhin hatten sie ihn hinterrücks überfallen, wollten ihn töten und hatten ihn dann in die Sklaverei verkauft (Kapitel 37), das war keine Bagatelle. Er hatte ihnen zwar vergeben, aber bevor er wieder eine enge Beziehung mit ihnen eingeht, will er erst mal sicher sein, dass sie sich geändert haben.
Wir befinden uns also in der Wüste, sehen die Brüder auf dem Heimweg, als der Bedienstete vom Machthaber ihnen nachjagt, sie des Diebstahls beschuldigt und der Becher bei Benjamin gefunden wird. Die Indizien sprechen gegen Benjamin, obwohl sich die Brüder absolut nicht vorstellen können, dass ausgerechnet dieser etwas gestohlen haben sollte. „Wie sollen wir uns rechtfertigen?“, fragt Juda. Alles spricht gegen Benjamin.
„Juda antwortete: »Was sollen wir jetzt noch zu unserer Verteidigung vorbringen? Es gibt nichts, womit wir uns rechtfertigen könnten. Gott hat eine Schuld von uns bestraft. Darum sind wir alle deine Sklaven – nicht nur der, bei dem dein Becher gefunden wurde!«“ 1. Mose 44:16 HFA
Von welcher Schuld (oder „Missetat“ laut Elberfelder) ist hier die Rede? Spricht Juda hier von dem Kelch? Sie wussten doch garnicht, dass jemand den geklaut hatte, waren sich keiner Schuld bewusst. Auf welche Schuld bezieht er sich dann hier?
Ihnen schlägt immer noch das Gewissen. Scheinbar bereits, seit sie nach Ägypten aufgebrochen sind, denn bereits als sie im Gefängnis saßen wegen Spionage, waren sie der Ansicht, dass Gott sie für das, was sie mit Joseph getan hatten, bestrafen würde und auf dem Heimweg zurück zum Vater, als sie das Geld in einem der Säcke sehen, fragen sie „was hat uns Gott da getan!“ (Kapitel 42:21, 26).
Wir lesen Kapitel 44, die Verse 18 bis 34
Juda hat hier eine sehr gute Argumentation. Er hätte ja nun auch zornig werden können, denn sie hatten ja nichts gestohlen. Aber er ist demütig und ehrlich. Luther sagte mal dazu „so will ich vor meinen Gott treten können“
Worum bittet Juda hier den Machthaber? Um Vergebung? Nein, er selbst will für Benjamin büßen – und das, nachdem Joseph diesen ganz eindeutig bevorzugt hatte (Vers 33).
Für wen legt er hier Fürsprache ein – für Benjamin oder für Jakob? Er konzentriert sich auf den Vater, der bereits einen Lieblingssohn verloren hatte und der sich grämen und es nicht überleben würde, wenn Benjamin nun auch nicht wieder kommt.
Jakob hatte seine Kinder also nicht falsch erzogen. Joseph harrte viele Jahre unschuldig im Gefängnis aus und Juda will sich hier für Benjamin opfern, damit sein Vater nicht an seiner Trauer zugrunde geht.
Wie reagiert Joseph nun darauf? Wir lesen weiter in Kapitel 44 die Verse 1 bis 15
Joseph ist so bewegt, dass er alle bis auf die Brüder raus schickt und weint – und zwar so laut, dass man es draußen hören kann (Vers 2).
Aber warum fragt er ein weiteres Mal nach dem Vater? Und warum sind die Brüder derart bestürzt, dass sie nicht reden können?
In der Fußnote von Vers 2 lesen wir, dass die Brüder „vor Joseph zurück schraken“. Wie würden wir denn reagieren, wenn auf einmal die Tür aufgeht und derjenige herein kommt, von dem wir gerade geredet haben? Immerhin hatten sie gerade wieder gesagt, ‚dass Gott ihre Missetat aufgedeckt hätte‘, womit sie sich darauf bezogen, was sie mit dem unschuldigen Joseph vor über 22 Jahren angestellt hatten. Und nun gibt der Machthaber sich ihnen hier als dieser Joseph zu erkennen. Würde er sich nun an ihnen für das rächen, was sie ihm angetan hatten?
Aber wie reagiert Joseph und wie begründet er die Tatsache, dass er nun in Ägypten ist?
„»Ich bin Josef!«, sagte er zu seinen Brüdern. »Lebt mein Vater noch?« Fassungslos standen die Brüder vor ihm. Sie brachten keinen Ton heraus. »Kommt doch näher!«, sagte Josef. Sie traten zu ihm, und er wiederholte: »Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten. Macht euch keine Vorwürfe, dass ihr mich hierher verkauft habt, denn Gott wollte es so! Er hat mich vorausgeschickt, um euch zu retten. Schon seit zwei Jahren hungern die Menschen, und auch in den nächsten fünf Jahren wird man kein Feld bestellen und keine Ernte einbringen können. Gott hat mich euch vorausgesandt, damit ihr mit euren Familien am Leben bleibt. Denn er will ein großes Volk aus euren Nachkommen entstehen lassen. Nicht ihr habt mich hierhergeschickt, sondern Gott! Er hat mir diese hohe Stellung gegeben: Ich bin der Berater des Pharaos und der Vorsteher seines Reiches. Ganz Ägypten hört auf das, was ich sage.“ 1. Mose 45:3-8 HFA
Sie sollten nicht jammern, sondern froh sein, dass Gott ihn vor ihnen hergesandt hatte. Dies erinnert an das zweite Lied, dass wir zur Einstimmung gesungen hatten:
Chorus
„Doch was, wenn durch Regen erst der Segen,
wenn erst durch Tränen Heilung kommt?
Was, wenn erst tausend wache Nächte
mir dann zeigen: Du bist da!
Wenn im Leid in Wirklichkeit
vielmehr deine Gnade wohnt?“
(Aus „Wir beten für Segen“)
Regen ist nicht immer schön – besonders nicht, wenn Thom die ganze Nacht im strömenden Regen Zeitungen austragen muss ? – aber Regen ist für eine gute Ernte nötig
Joseph ist nicht sauer auf sie, er hatte erkannt, dass diese Zeit nötig war, um ihn auf seine jetzige Aufgabe und Stellung vorzubereiten, daher sagt er, dass Gott ihn in Wirklichkeit vor ihnen her geschickt hat.
Auch wir kommen immer wieder in Situationen, wo wir denken, wir könnten nicht mehr, aus denen wir am liebsten fliehen würden. Hier können auch wir uns sagen „Gott hat irgendwas mit mir vor, worauf er mich jetzt in, mit und durch diese Situation vorbereitet“.
Wir haben schon öfters davon erzählt, wo das bei uns der Fall war. Natürlich ist so eine Situation nicht schön, man möchte da raus und in dem Moment verstehen wir nicht, wozu es gut sein soll. Aber im Nachhinein erkennen wir dann, warum wir durch diese schlimme Zeit durch mussten.
In solchen Situationen neigen wir dazu, darum zu beten, dass Gott die Situation verändert. Aber wir sollten besser um die Kraft und Geduld bitten, um in dieser Situation zu bestehen.
Vor 1,5 Jahren habe ich in der Bibelschule „Word des Lebens“ ein Buch empfohlen bekommen, das genau dies zum Thema macht: „Alles anders, aber wie?“ von Timothy S. Lane und Paul D. Tripp. Hier geht es darum, dass es nicht die Situation ist, die sich ändern muss, sondern unsere eigene innere Einstellung. Die Probleme sind nicht das Schlimme, sie sind nur ein Anstoß und offenbaren unsere innere Einstellung. Wenn man das Prinzip begriffen hat, kann man in jeder Situation ausharren und die Probleme als Herausforderung ansehen, die uns im Glauben wachsen lassen.
Genau dies ist das, was mich an meiner geliebten Oma so fasziniert hatte. Sie hat alles „als von Gott“ angenommen. Sie hat nicht gejammert, sie ist im Glauben gewachsen und dem Schöpfer nur umso näher gekommen. Ich hatte mich mal gefragt, ob sie immer so war, denn sie war schon über 50, als ich geboren wurde. Heute denke ich, dass ihre Einstellung ein Produkt dessen ist, dass sie immer wieder rückwirkend gesehen hatte, wozu das alles sein musste. Das hat ihr Vertrauen in den himmlischen Vater immer wieder gestärkt und gefestigt.
Jeder kann für sich selbst überlegen, „wo waren und sind für mich solche Situationen?“ und uns dann dazu entschließen zu sagen „mach, wie du denkst“.
In dieser Hinsicht haben wir ein gutes Beispiel in Jesus Christus. Er wusste bereits, bevor er auf die Erde kam, was ihm bevorstand – und er kam trotzdem, aus Liebe zu uns sündigen Menschen. Wir alle kennen die Szene im Garten Gethsemane, wo er vor seiner Verhaftung innig zum Vater betet „nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“
Kommen wir wieder zu der Szene mit Joseph und seinen Brüdern zurück. Er macht keine Vorwürfe, er nimmt ihnen sogar in gewisser Hinsicht die Schuld und somit das schlechte Gewissen. Es sind noch 5 weitere Jahre, an denen die Hungersnot im Land wüten wird. Gut, dass er hier in Ägypten ist und helfen kann. Ohne ihren Verrat und Verkauf hätten sie jetzt ein Problem (Kapitel 44:6-8)
Und jetzt, nachdem dies alles geklärt ist, fällt er ihnen um den Hals. Kein Vorwurf, kein Groll, kein ängstliches Zurückhalten mehr. Wie müssen sie sich da gefühlt haben?
Wir lesen die letzten Verse: 16 bis 28
Joseph erzählt dem Pharao von seiner Familie und dieser lädt alle ein, in Ägypten zu wohnen.
Wie reagiert Jakob, als er hört, dass sein geliebter Sohn noch lebt? Er kann es nicht glauben, denn „das geht ja garnicht“! Hatte er nicht selbst das blutverschmierte Gewand von Joseph in den Händen gehalten? Wie konnte er da noch leben? Er wird sich ja kaum in der Wildnis ausgezogen und sein Oberkleid vergessen haben…
Nun müssen die Brüder Farbe bekennen. Wie werden sie ihm wohl sagen, was passiert ist, welchen Anteil sie selbst daran hatten?
Und wie mag der Vater reagiert haben? Ob er sie daran erinnert, dass sie selbst doch gekommen waren, um ihn zu trösten? Wie konnten sie dies tun in dem Wissen, dass Joseph noch lebt?
Ob der Vater ihnen vergeben kann?
Sie erzählen ihm alles, was Joseph gesagt hatte, dass er ihnen vergeben hatte und dass er der Meinung ist, dass alles so kommen musste: „in Wirklichkeit hat Gott …“
Aber warum wollte Gott, dass sie nach Ägypten ziehen? Das verheißene Land lag doch ganz woanders …
Zum einen ging es um die Linie des Samens. Wir erinnern uns an 1. Mose 3:15. Rings um das Volk herum lebten Menschen, die anderen Göttern und Götzen dienten. Sie waren die einzigen, die den Schöpfergott anbeten und das Volk sollte rein bleiben. Das war der Grund, warum Abraham seinen Diener nach Haran sandte, um eine Frau für Isaak zu besorgen (Kapitel 24), ebenso wie Jakob sich dort eine Frau suchte (Kapitel 28).
Aber nach der Flucht vor Laban und dem Streit gab es eine Vereinbarung, dass Jakob und seine Nachkommen das Land nicht mehr betreten durften, daher nahmen sie sich Frauen aus ihrem Land (Kapitel 31:51-53). Denken wir an Juda, der für seinen Sohn eine Frau von den Kanaanitern nahm (Kapitel 38). So vermischten sie sich mit den Bewohnern des Landes und die Gefahr, dass die wahre Anbetung verwässert würde, war nicht zu unterschätzen. Denken wir nur an Salomo, der durch seine vielen heidnischen Frauen dazu verführt wurde, nebenbei ebenfalls den anderen Göttern und Götzen zu dienen.
Zum anderen hatte es mit der Prophezeiung zu tun, die Gott Abraham gab:
„Da sagte Gott zu ihm: »Ich vertraue dir jetzt etwas an, das in der Zukunft geschehen wird: Deine Nachkommen werden in einem fremden Land unterdrückt. Sie arbeiten dort als Sklaven – vierhundert Jahre lang. Aber ich werde das Volk bestrafen, das sie dazu gezwungen hat. Mit großen Reichtümern werden sie von dort wegziehen; nach vier Jahrhunderten kehren sie in das Land Kanaan zurück. Bis dahin leben die Amoriter in diesem Land, denn sie sind noch nicht reif für das Gericht. Du selbst wirst ein hohes Alter erreichen, in Frieden sterben und begraben werden.«“ 1. Mose 15:13-16 HFA
Es ging also darum, dass die Zeit noch nicht reif war, dass die bisherigen Bewohner des Landes vertrieben werden sollten, noch gab es keinen ausreichenden Grund, der dies rechtfertigen würde. Solange duldete Jehova sie auch weiterhin im verheißenen Land.
Hier beginnen also die 400 Jahre Fremdlingsherrschaft, die Jehova Abraham verheißen hatte.
Wir sehen, heute drehte sich alles um das Thema „Vergebung“ und „Vertrauen auf Gott“. Wir müssen auf Gott vertrauen und warten, dass Gott endlich das tut, was er verheißen hat.
Nächste Woche lesen wir 1. Mose 46:1-47:11 und sehen Jakob und seine Familie nach Ägypten ziehen. Wie geht es mit Joseph und seiner Familie weiter? Es bleibt auch weiterhin spannend ?
by Jule with no comments yetNach dem Einschub mit Juda und Tamar in der vergangenen Woche (1. Mose 38), sind wir jetzt wieder bei Joseph. Vor zwei Wochen hatten wir gelesen, dass er der Lieblingssohn des Vaters war und dieser ihn bevorzugt behandelt hatte. Außerdem hatte er Träume von Gott, die er erzählte, was die Brüder nicht nur wütend gemacht hatte, sondern auch eine große Rolle für die Brüder spielte – denn Träume kamen sonst von Jehova (oder Jahwe). Die Brüder wollten ihn loswerden, darum verkauften sie ihn in die Sklaverei (Kapitel 37).
Hier geht es nach dem Einschub also weiter. Wir lesen Kapitel 39 und 40 – und auch hier geht es wieder um Träume ?. Aber erst mal lesen wir, wie es jetzt mit Joseph weiter geht. Er wurde ja an Potiphar verkauft, der „der oberste der Leibwache vom Pharao“ war und somit ein ziemlich hohes Tier (Kapitel 37:36). Für diesen arbeitet Joseph als Sklave (Kapitel 39:1)
Joseph ist gesegnet
Heute geht es um Gottes Segen und was es bedeutet und was nicht. Achten wir mal bitte beim Lesen darauf! Was verstehen wir unter Segen? Ruhe, Frieden und Sicherheit, auch dass es uns materiell gut geht.
In Kapitel 39:1-6 lesen wir, dass Jehova Joseph auf besondere Weise segnet. Ja, er ist als Sklave am Hof von Potiphar, aber ein Sklave hat kein besonders schönes Leben. Er hat harte Arbeit zu verrichten, ohne jegliche Vergünstigungen. Er bekommt lediglich Kost und Logie und beides ist kein Luxus. Er wird in einer einfachen Hütte mit vielen anderen Skalven beengt geschlafen haben (denn am Tage war er ja arbeiten und fiel wahrscheinlich abends tot ins Bett) und zu Essen gab es wahrscheinlich lediglich Wasser und Brot.
Joseph ist also ein ganz normaler Sklave, einer von vielen und wird sicherlich nicht sonderlich gut behandelt worden sein. Dennoch macht er seine Arbeit gut, denn sein Leben dreht sich um Gott und er tut alles so, dass kein Schatten auf seinem Gott fällt. Dies segnet Gott, er hat Gelingen (Vers 2) und dies sieht wiederum sein Herr und Joseph bekommt eine bessere Behandlung (Verse 3-4). Daraufhin segnet Jehova den Potiphar (Vers 5), denn er hatte seinerzeit zu Abraham gesagt „ich werde die segnen, die dich segnen“ (Kapitel 12:3).
Wir sehen, dass Jehova aus dem Fluch einem Segen machte: Joseph kam als Sklave, als Niedrigster am Hof, aber Gott wandelte es in Segen um. Nun ist er der zweit Höchste im Hause von Potiphar (Kapitel 39:6). Wie lange dieser Prozeß gedauert hat, wissen wir nicht, aber vor diesem Hintergrund lesen wir weiter bis Vers 18
Die Frau
Wir hatten ja gelesen, dass sich Joseph zu einem besonders attraktiven Mann entwickelt hatte und dies bleibt auch seiner Herrin nicht verborgen. Scheinbar verliebt die sich in ihn, zumindest fängt sie an, ihm nachzustellen. Aber Joseph lässt sich nicht darauf ein. Warum eigentlich nicht? Ist sie so hässlich?
Sie ist nicht nur mit einem anderen Mann verheiratet, sondern er weiß, dass es Gott nicht gefallen würde (Verse 8-9), denn er sagte zu den Menschen, sie sollten „ein Fleisch sein“ (1. Mose 2:24), da passt kein Dritter dazwischen.
Aber das alles interessiert die Frau nicht, sie stellt ihm auch weiterhin nach. Als sich die Gelegenheit ergibt und er mit ihr im Haus allein ist, wird sie handgreiflich und nötigt ihn wieder. Aber Joseph meint es ernst, er rennt weg. Dabei bleibt ein Kleidungsstück von ihm zurück, das sie als Indiz missbraucht. Sie dreht den Spieß einfach rum und schreit und behauptet, er habe versucht, sie zu vergewaltigen. Zeugen gab es ja keine, aber den Schrei werden alle gehört haben und diesen zeigt sie das Kleidungsstück als Beweis. Angeblich sei er weggerannt, als sie geschrien hat und habe dabei vergessen, sich wieder ganz anzuziehen.
Interessant ist hier die Schuldfrage: wem gibt sie die Schuld an allem?
In den Versen 14 und 17 lesen wir, dass ihr Mann die Schuld habe, schließlich hatte er den dreisten Mann ja ins Haus gebracht. Aber das kennt man ja auch heute: Wenn ein Partner fremd geht und es herauskommt, ist immer der Betrogene Schuld, der einen schlecht behandelt hat, einen mit seiner Eifersucht in die Arme eines anderen getrieben hat oder was auch immer. Ich habe noch keinem gesehen, der zugibt, dass er selbst Mist gebaut hat, etwas was ich extrem schlimm finde.
Diese Frau handelt ebenso. Gerade hatten wir noch gelesen, dass sie Joseph über einem längeren Zeitraum nachgestellt hat und als es nicht klappt, behauptet sie, er habe sie vergewaltigen wollen – und schuld daran ist ihr Ehemann, der den frechen Kerl erst angeschleppt hat *grummel
Ist uns eigentlich aufgefallen, dass wir hier das erste mal davon lesen, dass „Gott es nicht will“, dass Gott Ehebruch hasst?
Aber wir lernen auch viel darüber, dass sich jemand, der Gott in den Mittelpunkt stellt, generell anders verhält, als andere Menschen.
Denn wer wird immer reicher? Ist es Joseph selbst? Nein, er ist und bleibt ein Sklave, aber Potiphar, sein Herr wird immer reicher. Welchen Grund sollte Joseph also haben, weiterhin hart zu arbeiten? Er hat ja nichts davon. „Jehova ließ alles gelingen, was Joseph tat“, daher wurde sein Herr immer reicher. Das einzige, was Joseph davon hat, ist dass er noch mehr Arbeit und Verantwortung bekommt ? (Verse 2-5).
Also noch mal die Frage zum Segen:
Du kannst den Segen Gottes haben, auch wenn es dir eine Zeit lang nicht gut geht. Aber Joseph scheint trotzdem ruhig zu bleiben, er macht seine Arbeit gut. Er lebte nicht für sich selbst, sondern für Gott. Auch als er angeklagt wird, kommt von ihm nur eine kurze Rechtfertigung (Kapitel 40:15).
Manchmal ist der Segen eben nicht das, was wir uns vorstellen. Wir denken, er hätte Luxus haben müssen und im Schaukelstuhl sitzen und das Leben genießen – statt dessen bekommt er mehr Arbeit und kommt dann noch durch die Intrige in den Knast.
Eigentlich wird der Segen schon fast zum Fluch. Denn durch den Segen bekommt er mehr Verantwortung und dadurch auch die Arbeit im Haus. Hier fällt er ja erst der Herrin ins Auge ?. Und dann taucht auch die Frage nach Gerechtigkeit auf: letzte Woche haben wir von Juda gelesen. Er schläft mit Tamar, die er für eine Nutte hält und ihm passiert nichts (Kapitel 38). Joseph weigert sich, mit der Frau eines anderen zu schlafen und er kommt dafür in den Knast. Ist das gerecht?
In den Versen 19-23 lesen wir die Auswirkungen dieser Falschanklage:
Wie kann das sein? Er hat den Segen Gottes und kommt trotzdem in den Knast? Wie kann das sein? Aber Gott lässt ihn nicht allein und schon bald wiederholt sich das selbe wie mit Potiphar: Jehova segnet ihn und er bekommt wieder eine Sonderstellung (Verse 21-23).
Um noch mal auf die Frau von Potiphar und ihre Intrige zurück zu kommen, wegen der Joseph nun im Knast ist: Die Frau gibt Potiphar die Schuld an dem Ganzen, denn er hat den Vergewaltiger ja erst angeschleppt. Potiphar ist sauer – aber auf wen eigentlich? (Vers 19)
Wenn man bedenkt, dass dieser die Möglichkeit gehabt hätte „dieses Schwein“ einfach hinrichten zu lassen und es nicht tut… ich denke, jeder Mann, dessen Frau gerade einer hinterhältigen Vergewaltigung entgangen ist, hätte die Gelegenheit genutzt und kurzen Prozess mit Joseph gemacht. Aber Potiphar lässt ihn lediglich ins Gefängnis werfen. Warum? Hat er seiner Frau nicht geglaubt?
Aber warum warf er Joseph dann ins Gefängnis? Man darf nicht vergessen, dass sie die Firstlady war und das ganze Haus die angebliche Vergewaltigung mitbekommen hatte, daher musste er was tun, wenn er sie und sich selbst nicht bloßstellen wollte. Daher warf er Joseph in den Knast…
Nun sitzt Joseph also zu Unrecht beschuldigt im Knast, ohne dass er sich etwas hatte zu Schulden kommen lassen – obwohl er von Jehova gesegnet ist. Ist das nicht unlogisch? „Wer ist schon so bekloppt, in so einer Situation noch an Gott zu glauben?“
Wir lesen weiter das Kapitel 40 – Joseph begegnet hier zwei weiteren Insassen, die von ihren Träumen verwirrt sind und er deutet ihre Träume. Aber konnte Joseph wirklich Träume deuten? Wie kann er das machen?
Wenn wir Vers 8 lesen, dann sehen wir, dass es Jehova ist, der die Träume deutet – „nicht ich, sondern Gott“ (frei nach Pape). Wenn der Traum von Gott ist, dann kann und wird ER ihn auch deuten.
„Erzählt mir doch …“, wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum Joseph seinerzeit seinen Brüdern und der ganzen Familie seine eigenen Träume erzählt hatte. Wenn Träume von Gott sind und von ihm gedeutet werden, dann macht es ja Sinn, sie jemandem zu erzählen, der diesem Gott dient und ein Verhältnis zu ihm hat. Wohlmöglich wollte er seinerzeit, dass ihm jemand erklärt, was diese verwirrenden Träume zu bedeuten haben. Im Prinzip haben dies die Brüder und der Vater ja auch getan, denn sie hatten begriffen, dass es um eine erhöhte Stellung ging, die Joseph haben würde (Kapitel 37:5-11)
Hier in Kapitel 40 ist es auch das erste mal, dass wir von einem Geburtstag lesen. Aber es ist kein Hebräer, keiner von den Anbetern Gottes, der ihn feiert, sondern der ägyptische Pharao. Wir lesen nirgendwo in der Bibel davon, dass irgendein Anbeter Jehovas seinen Geburtstag feiert, auch von Jesus und seinen Jüngern nicht ?
Joseph deutet die Träume der beiden Angestellten des Pharao und wir lesen später, dass beide genau so eingetreten sind (Vers 20). Da Joseph weiß, dass der Mundschenk wieder in den Dienst des Pharao zurück geht, bittet er ihn, sich an ihn zu erinnern und so dafür zu sorgen, dass auch er aus dem Gefängnis kommt (Vers 14-15), aber leider vergisst dieser ihn und Joseph bleibt auch weiter unschuldig im Knast (Vers 23).
Unser Thema heute war ja „der Segen Jehovas“ und wie er aussieht. Aber ist dies wirklich ein Segen, dass Joseph auch weiterhin unschuldig im Knast bleibt? Im Moment ist das völlig unlogisch, aber wir werden beim nächsten Mal ein Aha-Erlebnis haben.
In dieser Woche lesen wir 1. Mose Kapitel 41, ihr könnt es gerne diese Woche schon mal lesen, achtet dabei bitte mal darauf, warum es wichtig ist, dass Joseph zu diesem Zeitpunkt auch weiterhin im Gefängnis ist ?️♀️
Es bleibt auch weiterhin spannend?
by Jule with 2 commentsIn der Vorwoche haben wir uns mit 1. Mose 38 beschäftigt, mit der Geschichte um Juda und Tamar. Aber was hat die eigentlich jetzt hier zu suchen? Ging nicht gerade die spannende Geschichte mit Joseph los? Warum dann hier dieser Einschub? Und warum wird nur die Geschichte von einem der 11 Brüder erzählt und ausgerechnet von Juda?
Zum einen stammt die Linie zum Messias von Juda ab (Matthäus 1:1-3) und wenn wir Matthäus 22:23-33 lesen, dann merken wir, dass diese Geschichte hier um Juda und Tamar der Schlüssel zum Verständnis ist:
„Am selben Tag kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese Leute behaupten, es gebe keine Auferstehung der Toten. Sie fragten ihn: »Lehrer, Mose hat bestimmt: Wenn ein verheirateter Mann stirbt und keine Kinder hat, dann muss sein Bruder die Witwe heiraten und dafür sorgen, dass der Verstorbene doch noch einen Nachkommen erhält. Nun lebten da unter uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb. Weil er keine Nachkommen hatte, heiratete sein Bruder die Witwe. Auch der zweite Bruder starb kinderlos, und der nächste Bruder nahm sie zur Frau. So ging es weiter, bis die Frau mit allen sieben verheiratet gewesen war. Schließlich starb auch sie. Wessen Frau wird sie nun nach der Auferstehung sein? Schließlich waren ja alle sieben Brüder mit ihr verheiratet.« Jesus antwortete: »Ihr irrt euch, denn ihr kennt weder die Heilige Schrift noch die Macht Gottes. Wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht mehr wie hier auf der Erde heiraten. Es wird ganz anders sein: Sie sind dann wie die Engel Gottes im Himmel. Was nun die Auferstehung der Toten überhaupt betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was Gott euch in der Heiligen Schrift sagt: ›Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs‹? Er ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden!« Die vielen Menschen, die Jesus zugehört hatten, waren tief beeindruckt von dem, was er lehrte.“ (Matthäus 22:23-33 HFA)
Wir lesen die Geschichte in 1. Mose 38:1-11: Juda heiratet, bekommt drei Söhne und verheiratet den Ältesten mit Tamar. Als dieser stirbt, soll der Zweitälteste mit ihr den Erben zeugen – damit das Erbe des verstorbenen Bruders erhalten bleibt. Dies war zu der Zeit in der Kultur üblich. Aber dieser hat keine Lust, diesen Erben zu erwecken, denn er selbst hätte nichts davon. Also gibt er einen Orgasmus vor und zieht sich vorzeitig zurück. So hat er zwar jede Menge Spaß mit der Schwägerin, aber ohne Konsequenzen und da die Schwagerehe nur zu dem Zweck einer Schwangerschaft da war, konnte er auch weiterhin jede Menge Spaß mit ihr haben. Aber Gott gefällt das nicht und er bringt den Schwager zu Tode.
Eigentlich wäre jetzt der jüngste Sohn von Juda dran gewesen, aber scheinbar war der noch nicht in dem entsprechenden Alter und so schickt Juda sie zu ihrer Familie zurück, bis es soweit ist. Er hat Angst, dass sein letzter Sohn auch noch stirbt. Etwas, was wohl jeder nachvollziehen kann. Scheinbar weiß er nicht, dass beide Söhne von Jehova verworfen waren und deshalb zu Tode kamen (Verse 7 und 10).
Was hätten wir an Stelle des Vaters nun getan? Basti hätte überlegt, selbst für sie zu sorgen. Wir dachten erst, er wolle an Stelle des Sohnes für diesen Samen zu sorgen – aber er meinte eher, für die Witwe anderweitig finanziell zu versorgen.
Wie wir weiter sehen werden, hat Juda nichts dergleichen vor und daher nimmt Tamar die Angelegenheit selbst in die Hand. Wir lesen die Verse 12 bis 25:
Nachdem die Schwiegermutter, Judas Frau, verstorben und die Trauerzeit rum ist, hört Tamar, dass der Schwiegervater zur Schafschur unterwegs ist. Da fasst sie einen Plan, verkleidet sich als Prostituierte und bietet ihm ihre Dienste an. Er geht darauf ein, aber da er kein Geld dabei hat, fordert sie einem persönlichen Pfand. Juda geht darauf ein, schläft mit ihr und geht seines Weges. Als er den Pfand einlösen will, ist die Prostituierte nicht aufzufinden und er lässt es dabei bewenden. Tamar hingegen ist von ihm schwanger und als es herauskommt, soll sie wegen Hurerei getötet werden. Aber sie schickt dem Schwiegervater den persönlichen Pfand, den er ihr als Prostituierten gegeben hat und er erkennt, dass er derjenige ist, der sie geschwängert hat.
Nachdem der erste Sohn von Juda gestorben war, hatte sich der Zweitgeborene „sie zur Frau genommen“. Wessen Frau war sie also jetzt? Die von dem Schwager? Nein, denn es ging lediglich um den Erben, mehr nicht. Sie war nach wie vor die Frau von Judas Erstgeborenen.
In dieser Geschichte kommt nur zwei Mal der Name Gottes vor.
Aber Juda hatte Gott nicht gefragt, was er tun solle und seine Söhne auch nicht, sie handelten einfach. Nirgendwo wird gesagt, dass diese Schwagerehe von Gott ins Leben gerufen worden ist oder dass ER es gut fand. Aber Gott fand es überhaupt nicht gut, dass sich der Schwager auf der einen Seite mit Tamar im Bett vergnügt hatte, aber keine Konsequenzen wollte und alles tat, damit sie nicht schwanger wird.
Auch Juda ist hier ungerecht. Zum einen versäumt er es, ihr seinen jüngsten Sohn zu schicken, damit der Erbe endlich kommt und zum anderen soll Tamar sterben, weil sie sich wie eine Hure benommen hat – selbst hat er aber kein Problem damit, mit einer zu schlafen, schließlich hielt er Tamar ja dafür (Verse 14-16 und 24 und 26).
Warum musste Onan, der Zweitgeborene von Juda sterben? Er war ungerecht: er wollte Sex mit Tamar, aber nicht für den geforderten Erben sorgen. Das mißfiel Gott, er sagte „Stop! So nicht!“ (frei nach Pape)
Wir lesen weiter die Verse 27 bis 30, Tamar ist schwanger mit Zwillingen und hier wird die Geburt beschrieben:
Warum bindet die Hebamme einen roten Faden um die Hand des Kindes, die sich zuerst raus streckt? Wer gilt als Erstgeborener? Ist das nicht das Kind, das als erstes aus dem Mutterleib kommt, das als erstes geboren wird?
In Matthäus 1:1-3 lesen wir, wen Jehova als Erstgeborenen ansieht, der Same kommt von Perez. Er ist derjenige, der als erstes „das Licht der Welt erblickte“ (1. Mose 38:29). Der Same kam also über Abraham, Isaak, Jakob, dann von Juda und dann von Perez ?
Wieder sehen wir, wie jemand erntet, was er gesät hat: Juda war derjenige, der seinen Brüdern geraten hatte, Joseph zu verkaufen (Kapitel 37:26). Jakob denkt, sein Lieblingssohn Joseph ist tot. Juda, der weiß, dass dies nicht so ist und dass Joseph noch lebt, kommt später zu Jakob nach Hause und zwei seiner Söhne sind tot. Er kennt nun den Schmerz eines Vaters, der um seinen Sohn trauert. Dies ist ausgleichende Gerechtigkeit.
Aber Juda wird hier auch für etwas zubereitet. Seine Söhne sind böse und deswegen gestorben. Joseph war nicht böse. Aber der Same, der verheißene Messias, kommt später aus der Linie von Juda.
Dies konnte Mose unmöglich zu dem Zeitpunkt wissen, als er das Buch Genesis schreibt. Trotzdem führt er lediglich die Geschichte von Juda weiter und von keinem der anderen Brüder. Dies zeigt, dass die Bibel wirklich von Gott inspiriert ist und nicht etwas ist, was Menschen einfach so aufgezeichnet haben, weil sie selbst es für wichtig hielten ?
In der kommenden Woche geht es also weiter mit der Geschichte um Joseph und wir lesen die Kapitel 39 und 40. Es bleibt weiterhin spannend ?
by Jule with no comments yetNachdem es beim letzten Mal etwas trockener Stoff war, da wir nicht so sehr an ellenlangen Geschlechtsregistern interessiert sind, wird es die nächsten Wochen richtig spannend. Es geht bis zum Ende vom 1. Buch Mose (oder der Genesis) um Jospeh, den erstgeborenen Sohn von Jakob und seiner Lieblingsfrau Rahel. Wir werden immer wieder einem „Gott aber…“ begegnen und sehen, dass Gott uns niemals allein lässt, auch wenn es uns so erscheinen mag. In letzter Zeit habe ich öfters die Aussage gehört „Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende“. Bei dieser Aussage wird Gott leider außen vor gelassen. Wenn wir ihn aber mit einbeziehen, dann ist es wahr.
Heute geht es also los mit Geschichte um Joseph. Wir lesen Kapitel 37. Vorher hat Thom im Kurzdurchlauf noch mal die Geschichte von Jakob und seinen Frauen zusammengefasst, auch um zu erklären, warum Joseph der Lieblingssohn von Jakob ist. Joseph ist jetzt 17 Jahre alt (Vers 1) und seine Brüder bis zu 23 Jahre alt.
Nach dem Tod seiner Mutter wird Joseph wahrscheinlich von Silpha und Bilha aufgezogen, den beiden Nebenfrauen von Jakob und verbringt deshalb viel Zeit mit den 4 Brüdern, den Söhnen von den beiden Frauen. Die Brüder sind Hirten und es wird gesagt, dass Joseph den schlechten Bericht über diese Brüder dem Vater bringt, er verpetzt sie (Vers 2). Aber was könnten diese als Hirten so schlimmes angestellt haben?
Unter anderem könnten sie welche von den Schafen verkauft und das Geld selbst eingesteckt haben, oder sie haben sich für sich selbst Schafe geschlachtet und gegessen, oder sie haben die Wolle auf eigene Kappe verkauft. Es waren ja nicht nur Jakobs Schafe, sondern sicherlich auch die Schafe vom Großvater – von Isaak – mit dabei. Sie durften sich nicht so einfach daran vergreifen.
War es falsch, dass er die Brüder beim Vater „verpetzt“ hat? Ja und nein. Es kommt darauf an, welche Beweggründe er hatte. Wenn er es aus Neid getan hatte, dann wäre es falsch gewesen. Aber wenn es ihm um den Besitz der Familie ging, der zu schützen war, dann war es richtig. In Gottes Wort selbst wird es nicht gewertet.
In Vers 3 lesen wir, dass Joseph der Sohn von Jakobs Alter ist. Was bedeutet das? Zum einen ist er der Erstgeborene Sohn von seiner Lieblingsfrau und außerdem sieht er sich wahrscheinlich selbst in Joseph. Er scheint der einzige zu sein, der ebenso wie Jakob Jehova (oder, falls es dir lieber ist: Jahwe) einen wichtigen Platz in seinem Leben gibt. Er spiegelt sich selbst in Joseph wieder ?
Aus dem Bibelbericht geht hervor, dass Jakob seinen Sohn Joseph ganz klar bevorzugt, nicht nur, indem er ihm ein besonderes Kleidungsstück anfertigen lässt. Seine Brüder hassen ihn, sie können ihn nicht einmal mehr grüßen, so groß ist der Hass (Vers 4). Das hängt auch damit zusammen, dass man bei einem Gruß „Shalom“ sagt und somit seinem Gegenüber „all umfassenden Frieden“ wünscht. Wer möchte schon gerne jemanden Frieden wünschen, der einem nervt?
Ein großes Problem zwischen Joseph und seinen Brüdern sind seine Träume.
Zu der damaligen Zeit sind Träume etwas Besonderes. Sie waren ein Zeichen von Gott. Bisher hatten wir von verschiedenen Träumen gelesen:
Jedesmal ist es eine Botschaft von Jehova selbst an denjenigen, der träumt. Dies wird auch den Kindern von Jakob bekannt sein.
Nun kommt also dieser bevorzugte Lieblingssohn des Vaters und erzählt ihnen von Träumen, die er gehabt hätte. Träume von Gott und der Inhalt reizt sie noch mehr, denn sie erkennen die Bedeutung: der erste Traum dreht sich um Garben auf dem Feld die sich vor Josephs Garbe verneigen (Verse 5-8) und der zweite ist noch schlimmer, denn Sonne, Mond und Sterne verbeugen sich vor ihm (Verse 9-11). Dies bringt sogar den liebenden Vater in Rage ?. Diesem Traum begegnen wir übrigens in der Offenbarung wieder (Offenbarung 12:1)
Damit hat Joseph seinen Spitznamen weg, künftig heißt er bei ihnen „der Träumer“ (Vers 19). Wir werden im Verlauf dieses Kapitels noch sehen, wie wichtig diese Träume für die Brüder sind.
Wir lesen weiter die Verse 12 bis 36: der Vater schickt Joseph los, um nach dem Wohlergehen der Brüder zu sehen, die mit den Herden unterwegs sind. Nach längerem Suchen findet er sie. Die Brüder sind wenig begeistert. Als sie ihn vom weiten kommen sehen, sagen sie „seht der Träumer“ und beraten, wie sie ihn los werden könnten. Es wird überlegt, ihn einfach zu töten, aber Ruben, der Erstgeborene und somit Älteste hält sie davon ab – besser man wirft ihn in eine Grube, anstatt sich die Finger an ihm schmutzig zu machen (Verse 20-22). Wieder erkennen wir, welch große Bedeutung Josephs Träume im Leben der Brüder einnehmen, denn sie sagen: „und wir werden sehen, was aus seinen Träumen wird“.
Der Anschlag
Achten wir bitte mal darauf, wer nachher weiß, dass Joseph nicht tot ist: in Vers 29 lesen wir, dass Ruben (von was auch immer) zurück kam und Joseph nicht mehr in der Grube war. Er dachte, Joseph wäre tot. Alle anderen Brüder (bis auf Benjamin, der nicht mit auf dem Felde war) wissen, dass Joseph nicht tot ist! Die Brüder schicken dem Vater das besondere Kleid von Joseph, das sie zuvor in das Blut eines ihrer Tiere getaucht haben und „lassen ihn selbst zu dem Schluss kommen“, dass der Lieblingssohn tot ist. Danach lesen wir, dass alle Kinder zu Jakob kommen, um ihn über den Verlust zu trösten, alle seine Söhne und Töchter (Vers 35). Hier sind also 9 Söhne, die wissen, dass Joseph noch lebt und die dennoch kommen um dem Vater ihr Beileid auszusprechen – wohlwissend, dass dieser garnicht tot ist. Unfassbar!
Aber erst mal zurück im Text. Die Brüder hören erst mal auf Ruben und werfen Joseph in eine Grube, anstatt ihn wie geplant umzubringen. Es kam die Frage auf, um was für eine Grube es sich dabei handelt? Es wird eines der Wasserlöcher sein, die man in der Wüste anstelle von gemauerten Brunnen gräbt. Joseph hat Glück und es ist kein Wasser drin, dennoch scheint er sich beim Sturz verletzt zu haben, denn wir finden später in Amos: „die Wein aus Schalen trinken und mit den besten Ölen sich salben, und sich nicht grämen über die Wunde Josephs.“ Amos 6:6 ELB
Also was genau haben die mißgünstigen Brüder mit Joseph gemacht?
Wie sehr müssen sie den Bruder hassen. Das erkennen wir auch daran, was sie tun, nachdem sie ihn in die Grube geworfen haben: sie setzen sich erst mal hin und essen (Verse 24-25) – während der kleine Bruder vor Angst und Schmerz nicht weiß wohin mit sich. Ziemlich grausam.
Die Frage beim Lesen von Vers 24 kam auf, was es bedeutet „sie hoben ihre Augen auf und sahen“. Wir haben uns noch mal das Gebiet auf der Karte angesehen, wo sich das alles abspielt und es ist offensichtlich eine bergige Gegend. Sie sitzen also da und essen und nehmen aus der Ferne eine Bewegung wahr. Klar wendet man sich diesem zu. Da sie saßen, mussten sie etwas hoch sehen, sie „erhoben den Blick“.
Wie bereits erwähnt, verkaufen sie den Bruder in die Sklaverei und machen ihren Vater Glauben, dass er von einem wilden Tier zerrissen worden ist (Vers 33).
Wer wird hier betrogen?
Jakob wird hier betrogen und zwar durch ein Tierfell. Wir erinnern uns? Der Name Jakob bedeutet auch „der Betrüger“ und er wird durch ein Ziegenfell in die Irre geführt.
Das erinnert uns an die Art und Weise, wie er selbst seinen Vater in die Irre geführt hatte, um den Segen des Erstgeborenen zu erhalten. Da Esau von Geburt an stark behaart war und als Jäger einen strengen Tiergeruch an sich hatte, musste der fast blinde Vater getäuscht werden und so hatte ihm die Mutter Ziegenfelle um die Arme gebunden, so dass der Vater keinen Verdacht schöpft (Kapitel 27).
Wir wissen, dass Jakob hier nicht zum ersten Mal von seinem Betrug am Vater eingeholt wird. Bereits in der Hochzeitsnacht wird er vom Schwiegervater ausgetrickst, der ausnutzte, dass Jakob in der Dunkelheit nicht sehen konnte und ihm statt die geliebte Rahel ins Zelt zu schicken, ihre Schwester unterschob (Kapitel 29:23-25). Hier passt Jürgens Lieblingszitat: „wir werden ernten was wir säen“? (Galater 6:7)
Hier wird Jakob also – wie sein eigener Vater – von seinen Söhnen betrogen. Sie wissen, dass Joseph noch lebt und sind trotzdem so dreist, zu kommen, um ihn über „den Tod“ des Bruders hinweg zu trösten. Dabei hätten sie es ganz einfach haben können, indem sie ihm gebeichtet hätten, dass Joseph noch lebt.
Letztendlich lesen wir, was weiterhin mit Joseph geschieht, den die Brüder an die Sklavenhändler verkauft hatten. Er wird in Ägypten weiter verkauft (Vers 36) und gerät so in Verbindung mit anderen Göttern: sein Käufer ist Potiphar, der Name bedeutet „Geschenk von Ra“ (ein ägyptischer Gott). Potiphar arbeitet als Sicherheitsmann für Pharao, was bedeutet „Sohn von Ra“. Es ist nicht der Gott der Bibel sondern ein ägyptischer Gott.
Zu Anfang hatte ich gesagt, dass wir hier immer wieder einem „Gott aber…“ begegnen würden. Wo aber war hier denn Gott? Gott wird hier nicht erwähnt in diesem Kapitel – scheinbar schaut dieser gerade „nur“ zu. Aber wir werden im Verlauf der nächsten Kapitel sehen, dass es ihm nicht egal ist und dass er bereits im Hintergrund wirkt.
In der kommenden Woche lesen wir Kapitel 38 und unterbrechen kurz die Geschichte von Jakob. Warum, das werden wir dann erfahren. Es bleibt also auch weiterhin spannend?
by Jule with no comments yetBeim letzten Mal hatten wir gelesen, dass Gott selbst Jakob aufgefordert hatte, wieder zurück zu seiner Familie ins verheißene Land zu ziehen. Bisher hatte er darauf gewartet, dass die Mutter ihn holen ließe – dies war jedoch nicht geschehen. Aber nun, da er die Berufung dazu von Jehova bzw Jahwe selbst bekommt, zieht er mit seiner Familie los. Es gab Ärger mit dem Schwiegervater, aber auch hier steht ihm sein Gott zur Seite – er hatte es ihm ja auch zugesagt.
Aber dann kommt ihm zu Ohren, dass ihm Esau bereits entgegenzieht und das mit einer großen Gruppe von Männern und dies macht ihm Angst, denn es könnte auch eine Kriegserklärung sein. Daher schickt er ihm in mehreren Etappen Geschenke entgegen, um den Bruder versöhnlich zu stimmen. Am Abend vor der Begegnung mit Esau hat Jakob eine Begegnung der anderen Art: er ringt mit Gott um den Segen, gewinnt und sein Name Jakob wird in „Israel“ abgeändert – was „mit Gott und den Menschen gestritten“ bedeutet und „Gott streitet für sie“. Soviel zu dem, was vorher geschah ?
Unter der Woche haben wir dann 1. Mose Kapitel 33 gelesen und waren live dabei, als sich Jakob und Esau begegnet sind ….
Als erstes lesen wir die Verse 1 bis 20 und erfahren, dass Jakob seine Familie in 4 Gruppen aufteilt, jede Frau mit ihren Kindern. Aber bedeutet das, dass Jakob feige ist und sich hinter Frau und Kindern versteckt? Nein, denn in Vers 3 lesen wir, dass Jakob vor ihnen her geht. Falls Esau weiterhin feindlich gesinnt ist, würde Jakob als erstes sterben.
Wir erinnern uns, dass er Angst hatte, wegen der Menge an Männern, die Esau begleiten. Aber nun sehen wir, dass das Gegenteil passiert: Esau rennt ihm entgegen und umarmt ihn. Eine Geste der Demütigung, denn zu der Zeit und in der Kultur würde kein hoher Herr irgendjemanden entgegen rennen, ein Aspekt, den wir bereits aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn kennen, wo der Vater dem „treulosen“ Sohn entgegen rennt – ein Zeichen seiner innigen und bedingungslosen Liebe. Auch hier rennt der Bruder Jakob entgegen, es ist ihm egal, was die anderen von ihm denken. Das muss Jakob fast umgeworfen haben, rechnete er doch mit Feindschaft.
Nun stellt Jakob ihm seine Familie vor. Und wieder wird er erstaunt, denn Esau will die Geschenke nicht haben, „ich habe viel“. Aber Jakob sagt, er solle es ruhig behalten, denn „ich habe alles“ (Verse 9-11). Ja, Jakob hat alles, was sein Herz begehrt und das, obwohl er kein Haus usw hat, „Gott hat für alles gesorgt“.
Wie steht es mit uns persönlich? Haben wir „viel“ oder „alles“? Es ist eine Sache der inneren Einstellung und dessen, worauf wir unseren Blick gerichtet halten ?
Esau möchte nun gemeinsam mit Jakob weiter ziehen, aber dieser lehnt ab. Warum?
Zum einen geht es um das junge Vieh und die kleinen Kinder, die nicht so schnell laufen können und die ganze Truppe nur aufhalten würden (Verse 13-14). Aber es geht auch um das Land. Esau zieht nach Seir – das ist das Gebirge, das Jehova Gott Esau als Erbe versprochen hatte – „das ist ja DEIN Land, da will ich nicht hin. Ich will in das Land, das Gott MIR versprochen hat“ (frei nach Pape ?) und er zieht nach Sukkoth (Vers 16-17).
Der Name, den er dem Ort gibt – Sukkoth – bedeutet „Hütten“. Kommt uns dies bekannt vor? Er erinnert und an das Laubhüttenfest, das die Juden jährlich feiern.
Interessant, dass Jakob hier sesshaft wird, denn in Vers 17 lesen wir, dass er sich ein Haus baut. Eigentlich sollte es ja eine vorübergehende Sache sein. Von Sukkoth zieht er nach Sichem, er lagert vor der Stadt und kauft sich ein Feld – obwohl ihm Gott das ganze Land verheißen hatte (Vers 19).
Woran erinnert uns das?
Joseph wird später auf diesem Feld begraben und Jesus war „auf dem Feld Jakobs“, er spricht mit der Samaritern am „Jakobsbrunnen“ ?
Das war es schon wieder, es war wie immer viel Neues dabei, auch nach mehreren malen die Bibel lesen ?. Eigentlich könnten wir die Geschichte mit „unser Verhältnis zu Gott“ überschreiben, denn es gab heute zwei wichtige Lehrpunkte:
Lassen wir diese Gedanken mal richtig in uns sacken. Nächste Woche geht es weiter mit 1. Mose 34 und Dina und Sichem, keine so schöne Geschichte aber mit vielen interessanten Aspekten für uns heute. Es bleibt also spannend
by Jule with no comments yetIn der letzten Woche ging es um die ersten 7 Ehejahre von Jakob und seinen beiden Frauen Rahel und Lea. Keine leichte Zeit, da er nicht nur seine Liebe unter den beiden aufteilen musste, obwohl sein ganzes Herz Rahel gehörte, sondern es entflammte auch ein regelrechter Gebärwettstreit unter den Frauen. Aber wir haben auch viel über die Beziehung der einzelnen zu Jehova Gott (oder auch Jahwe) gelernt.
Diese Woche haben wir 1. Mose 30:25-43 gelesen. Da Jakob nun den Brautpreis für beide Frauen abgearbeitet hat, „muss“ Laban ihn nun entlohnen, wenn er will, dass er bleibt. Mir scheint beim Lesen, dass es wieder mal um einen Betrug geht, nur wird mir nicht so ganz klar, wer hier wen betrügt? Es ist auch weiterhin spannend.
Aber erst mal wollen wir uns in Erinnerung rufen, was wir bereits über Labans wissen:
Wir lernen ihn kennen, als Abraham seinen Diener hinschickt, um eine Frau für Isaak zu suchen. Als er den teuren Schmuck sieht, den der Diener seiner Schwester Rebekka angelegt hatte, rennt er sofort los, da er Reichtum wittert, der auch auf ihn abfallen würde.
Viele Jahre später kommt sein Neffe Jakob zu ihm, weil er ebenfalls eine Frau sucht und er verliebt sich in Rahel. Laban verspricht sie ihm zur Frau, wenn er 7 Jahre für Laban arbeitet, um den Brautpreis zu verdienen – schickt ihm aber dann Lea zur Hochzeitsnacht ins Zelt und so muss Jakob weitere 7 Jahre für ihn arbeiten und hat zudem eine zweite Ehefrau, die er überhaupt nicht wollte.
So hat Jakob also 14 Jahre für seinen Schwiegervater gearbeitet und in der 2. Hälfte, also in den letzten 7 Jahren, schenken ihm seine Frauen insgesamt 11 Söhne und mindestens eine Tochter, die namentlich erwähnt wird.
Zu Joseph’s Geburt sind die letzten 7 Jahre um und Jakob fordert seinen Lohn ein, falls er weiter bleiben soll. Er ist mit Labans quitt, hat den Brautpreis für beide Frauen abgearbeitet. Nun stehen 2 Fragen im Raum: wird Labans ihn nun nach den 14 Jahren endlich ziehen lassen? Und was ist mit Esau, hat er sich inzwischen beruhigt, so dass Jakob wieder nach Hause kann?
Wir lesen die Verse 25-36. Jakob will weg und Laban will ihn nicht ziehen lassen – warum?
Wenn wir daran denken, warum Jakob nach Haran gekommen ist, wird schnell klar, warum er jetzt wieder weg will. Er lebte ja mit seiner Familie im verheißenen Land und war nur „kurz“ gekommen, um sich eine Frau zu suchen. Seine Heimat war und bleibt das verheißene Land – und jetzt, wo er mit Laban quitt ist, ist es eigentlich logisch, dass er nun endlich wieder nach Hause will. Immerhin sind aus seiner kurzen Brautsuche inzwischen 14 lange Jahre geworden (Verse 25-26).
Laban hingegen hat guten Grund, ihn nicht ziehen zu lassen, denn Jehova hatte ihn und seinen Besitz gesegnet, solange Jakob bei ihm diente (Vers 29). Natürlich ist er nicht daran interessiert, dass dieser Segen Jehovas wieder weg fällt.
Interessant ist hier in Vers 27 das Wort „gespürt“. Er sagt zu Jakob, er habe gespürt, dass Jehova ihn wegen Jakob gesegnet hatte. In der Fußnote steht, dass das Wort, das im Urtext hier steht – „nachash“ – auch „zaubern, erraten, weissagen“ bedeutet. Es ist ein ähnliches Wort wie in 1. Mose 3, das für die Schlange benutzt wird, nur die Betonungszeichen sind etwas anders. Also steht hier eigentlich, dass der Satan den Laban darauf hingewiesen hat, dass er nur deswegen so reich geworden ist, weil Jakob bei ihm ist, „lass ihn nicht ziehen…“. Laban will den Segen nicht verlieren, darum hält er Jakob auch weiterhin fest.
Also schlägt er Jakob einen Deal vor: „hüte meine Herden auch weiterhin und die seltenen Tiere bekommst du“ – und er bringt diese schnell weg, damit Jakob nichts bekommt und bleiben muss (Verse 29-30). Da Jakob ja den Lohn will, um nicht mit leeren Händen zu seiner Familie zurückkehren zu müssen – daher soll er nichts bekommen, damit er auch weiterhin bleiben muss.
Wer hat jetzt hier wen betrogen?
Es war Laban, der Jakob um seinen Lohn betrügen will, denn vom rein menschlichen ist es nun unmöglich, die entsprechenden Tiere zu bekommen.
Bevor wir jetzt weiter lesen, lesen wir zuerst einige Verse im nächsten Kapitel: 1. Mose 31:7,9. Denn hier erfahren wir, dass es Jehova ist, er den Betrug Labans nicht zulässt. Behalten wir das jetzt bitte beim weiterlesen von Kapitel 30:37-43 im Sinn:
Laban hatte versucht, Jakob auszutricksen und Jakob arbeitet nun seinerseits ebenfalls mit Tricks, indem er bestimmte Stöcke ins Wasser legt, um die starken Tiere bei der Paarung zu beeinflussen, so dass zwei weisse Schafe dennoch gesprenkelte und gestreifte Jungtiere hervorbringen. Es ist eigentlich unmöglich und aus den Versen, die wir bereits in Kapitel 31 gelesen haben, wissen wir, dass es ein Wunder war, das Jehova gewirkt hat.
Wissenschaftlich gesehen ist das, was Jakob da mit den Stäben tut, Blödsinn. Nicht Der Trick hat gewirkt, sondern Jehova hat es durch ein Wunder gewirkt.
Jakob selbst weiss das. Passenderweise gingen alle Lieder, die wir zur Einstimmung gesungen haben, um das Thema Gebet: „Größer als jede Macht der Welt“, „Gott zeigt mir den Weg“, „Gott hört dein Gebet“ und „Niemand und Nichts“. Jakob betet und überlässt es Gott. Durch die Stäbe zeigt er ihm, welche Tiere er gerne hätte und überlässt es dann Gott
===> Wir wollen uns merken: nur mit Gebet kann man so eine Sache ruhig angehen!
Aus rein menschlicher und wissenschaftlicher Sicht geht das nicht, was hier passiert. Aber Gott kann die Dinge verändern und als Schöpfer von allem Leben kann er auch in das Erbgut eingreifen – und so kann er dafür sorgen, dass aus dem Genpol, den die Tiere in sich tragen, das hervorkommt, was ER will. Ebenso, wie er dafür sorgen kann, dass eine unfruchtbare Frau Kinder bekommt – wie wir bereits bei Sara, Rebekka und nun auch bei Rahel gelesen haben.
Jakob will nur Nachwuchs von den gesunden und starken Tieren, deshalb legt er nur dann die Stäbe ins Wasser, wenn diese paarungsbereit sind – und genauso passiert es mit der Hilfe Jehovas!
===> Wir lernen noch etwas zum Thema Gebet: das Ganze dauert Jahre, Jakob arbeitet 20 Jahre für Laban. Der Segen trifft Tröpfchen für Tröpfchen ein. Wir müssen also Geduld haben. Aber das hatten wir ja bereits beim letzten Mal schon festgestellt ?
Gott segnet Jakob, da dieser wieder zurück in das Verheißene Land will. Laban will ihn bei sich behalten, da er ja von dem Segen profitiert. Jehova wendet Labans Trick gegen ihn selbst an.
Wir erleben hier, wie sich wieder einmal das Versprechen erfüllt, dass Jehova Abraham gab: „ich will die segnen, die dich segnen und die fluchen, die dich fluchen“. So hatte er Laban gesegnet, solange Jakob in seinem Dienst stand, aber als er ihn um seinen Lohn bringen will, greift Jehova ein und sorgt dafür, dass das Beste der Herde Jakobs Vieh ist.
Wir sehen, dass wir wieder viel über Gebet und Vertrauen auf Gott gelernt haben: wir müssen auf Gott vertrauen und weniger selbst machen. Wir brauchen nicht die Kontrolle behalten, wenn wir es unserem Gott in die Hände legen. Er schafft das auch alleine.
Nächste Woche lesen wir 1. Mose 31:1-42 und es geht weiter mit Jakob und Laban und wieder muss Jakob tief in die Trickkiste greifen, um von Laban nicht übervorteilt zu werden. Es bleibt spannend
by Jule with no comments yetLetzte Woche und am Sonntag haben wir 1. Mose 29:31 bis 30:24 gelesen und es ging um die ersten 7 Ehejahre von Jakob und seinen beiden Frauen Rahel und Lea. Keine leichte Zeit, da er nicht nur seine Liebe unter den beiden aufteilen musste, obwohl sein ganzes Herz Rahel gehörte, sondern es entflammte auch ein regelrechter Gebärwettstreit unter den Frauen. Aber wir haben auch viel über die Beziehung der einzelnen zu Jehova Gott (oder auch Jahwe) gelernt.
In Kapitel 29:31-35 geht es um die Söhne, die Jakob von Lea erhält. Die Namen, die Lea ihnen gibt, drücken aus, was sie empfindet: Ruben – „seht ein Sohn“, „weil Jahwe mein Elend gesehen hat“; Simeon – „Erhöhrung“, „weil Jahwe gehört hat“; Levi – „Anhänglichkeit“, „diesmal wird sich mein Mann mir anschließen“ und Juda – „Gegenstand des Preises“, „diesmal will ich Jahwe preisen“
In allen 4 Namen kommt der Name Jehovas (oder auch Jahwe) vor. Sie hatte sich in ihrer Not, die ungeliebte Frau zu sein, an Jehova geklammert und sieht ihre Kinder als Geschenk Gottes an. Achten wir bei den Namen der weiteren Söhne bitte mal auch auf die Bedeutung der Namen.
Interessant auch, dass gerade aus den Söhnen der ungeliebten Frau mal besondere Volksstämmen werden, wie die Leviten, die später die Priesterdienste verrichten werden, oder Juda, aus dem nicht nur Könige stammen, sondern auch der verheißene Same hervorgeht.
In Kapitel 30, die Verse 1 bis 8 lesen wir von den Söhnen Rahels durch ihre Magd Bilha.
Wir lesen, dass sie ihrem Mann ihre Magd Bilha als eine Art Leihmutter gibt, „als sie merkte, dass sie nicht schwanger wird“ (Vers 1). Wann wird dies in etwa gewesen sein? Jede normale Frau merkt einmal im Monat, dass sie nicht schwanger geworden ist und so wird Rahel spätestens zu dem Zeitpunkt, als Simeon geboren wird, klar geworden sein, dass bei ihr was nicht stimmt. Wie reagiert sie darauf? Wendet sie sich an Jehova in ihrer Not, so wie es ihre Schwester tut? Nein, statt auf Jehova zu schauen, schaut sie auf ihren Mann und sagt deshalb zu ihm „gib mir Kinder“ und darum antwortet er auch so hart und sagt sinngemäß, sie solle auf Jehova sehen, denn nur ER kann etwas an ihrer Situation ändern. Aber sie sucht selbst nach einer Lösung und gibt ihrem Mann ihre Magd.
Die Magd wird schwanger und gebiert den ersten Sohn. Rahel gibt ihm einen Namen, der wie die anderen auch zeigt, dass ihr Gott und Jehova nicht unbedingt der selbe Gott sein müssen. Wir wissen ja, dass ihr Vater andere Götter angebetet hatte als Abraham und Isaak, denn sie nimmt später die Hausgötter ihres Vaters mit. Den ersten Sohn nennt sie Dan, „denn Gott hat geholfen“ (nicht Jehova), den zweiten Naphtali, „ich habe mit meiner Schwester gekämpft und auch gesiegt“.
Wieder sehen wir die Verzweiflung, die beide Frauen ergreift. Nur dass Lea auf Gott schaut und Rahel in anderen Dingen Zuflucht sucht. Das sehen wir einige Verse weiter auch noch, als es um die Früchte geht, die Ruben findet.
Wenn wir uns die Namen der 6 bereits geborenen Söhne ansehen, dann fällt auf, dass bei Lea die Namen immer mit Jehova zu tun haben, bei Rahel nur mit Gott. Dies lässt den Schluss zu, dass Lea ein anderes Verhältnis zu Gott hat, sie hat eine persönliche Beziehung zu Jehova!
Wie sieht es hier mit Rahel aus? Ob sie mit Jehova geredet hatte und ihn um Hilfe angefleht hatte? In Vers 1 sagt Jakob genervt, sie solle auf Jehova sehen und mit ihm reden. Vielleicht hatte sie sich wirklich zu sehr darauf ausgeruht, dass sie diejenige ist, die die innige Liebe ihres Mannes hat, wohingegen Lea in ihrer Verzweiflung einzig und allein zu Jehova gehen kann… „Was ist aber die Liebe meines Mannes, wenn ich Jehova nicht habe?“…
In den Versen 9-13 lesen wir, dass nun ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Frauen entbrennt, denn nun greift auch Lea zu einer Leihmutter, da sie zur Zeit nicht weiter schwanger wird. Jetzt ist scheinbar auch Jehova nicht mehr mit im Spiel, denn nun findet sich im Namen von Leas weiteren Söhnen auch nicht immer der Name Jehovas wieder.
Durch ihre Magd Silpha bekommt Lea zwei weitere Söhne, die wahrscheinlich zeitgleich mit den Söhnen der Bilha zur Welt kommen. Denken wir daran, dass sich dies alles, die Geburt der ganzen 11 Söhne innerhalb des ersten 7 Ehejahre stattfand, also innerhalb von nur 6 Jahren werden alle geboren.
Lea nennt den ersten Gad, „gekommen mit Glück“ und den zweiten Aser, „der Glückbringende“. Wir finden hier weder was von Jehova, noch von Gott. Das Blatt hat sich gewendet. Leider…
In den Versen 14-21 lesen wir von einem Handel, der für Rahel mächtig nach hinten geht.
Sie neidet ihrer Schwester die vielen Söhne. Immerhin hat diese inzwischen bereits 6 Kinder von Jakob – 4 eigene und 2 durch Silpha – und sie selbst nur die beiden durch ihre Magd Bilha. Sie möchte zu gern eigene Kinder und da passt es ganz gut, dass der kleine Ruben auf dem Feld Alraunen findet, die als die Libido und die Fruchtbarkeit fördernd gelten. Sie möchte diese zu gern haben und schlägt Lea einen Tausch vor: Alraunen gegen eine Nacht mit Jakob. Ironischerweise geht dies für sie selbst nach hinten los, denn in der erkauften Nacht wird Lea wieder schwanger und darauf gleich nochmals. Sie gebiert Jakob weitere zwei Söhne.
Wir sehen, dass Rahel immer noch nicht gelernt hat, auf wen sie ihr Vertrauen wirklich setzen sollte. Anstatt Jehova um Söhne anzuflehen, setzt sie auf irgendwelche menschlichen Mittel. Zuerst auf die Leihmutter und nun auf die Alraunen. Anstatt auf Gott zu vertrauen und Geduld zu haben, will sie sich die Schwangerschaft erkaufen – die die schwanger wird ist aber Lea!
Den ersten Sohn nennt sie Isaschar, „ER bringt Lohn“, den zweiten Sebulon, „nun wird er sich mir zuwenden“. Der erste Name hat mit Gott zu tun, der zweite mit Jehova. Sie hält also doch weiterhin an Jehova fest!
Hier kommen wir an den Punkt zu sehen, wo Gott eingreift und wo nicht:
Nirgendwo wird gesagt, dass Jehova für Rahels Unfruchtbarkeit zuständig ist. Wir lesen nirgendwo, dass er mit dieser unglückseligen Situation zu tun hat. Nicht ER war es, der dafür sorgte, dass Laban Jakob zuerst Lea unterschiebt und dieser nun zwei Frauen hat.
Hier in Vers 17 haben wir erstmals von Jehovas Eingreifen gelesen: „und Gott hörte auf Lea und sie ward schwanger“.
Das zweite mal, wo Gott eingreift, lesen wir in den Versen 22-24, als Rahel endlich schwanger wird: „und Gott gedachte an Rahel und Gott hörte auf sie und öffnete ihren Mutterleib“ (Vers 22)
Jetzt hatte also auch Rahel ein Verhältnis zu Jehova aufgebaut, sie hatte zu ihm gerufen, so dass er auf sie hörte und an sie dachte und die Situation änderte. Rahel wird schwanger und bringt Josef zur Welt. Jetzt taucht auch bei ihrer Namensgebung der Name Jehovas auf, denn Josef bedeutet „Jehova füge mir noch einen weiteren Sohn hinzu“.
Jetzt wendet sie sich endlich dem wahren Gott Jehova zu, im 6. Ehejahr und nun wird sie von Gott erhört, das „Mutterschaf“ bekommt jetzt endlich selbst ein Kind!
Zu diesem Zeitpunkt ist Ruben höchstens 6 Jahre alt. Im Vers 25 lesen wir, dass Jakob nach der Geburt von Josef zu Laban geht und ihn darauf hinweist, dass die zweiten sieben Jahre nun auch rum sind und er seine Zeit für den Brautpreis abgedient hat. Daher wissen wir, dass diese ersten 11 Söhne ebenso wie Dina in diesen ersten 7 Ehejahren geboren wurden. Etwas, was für uns bisher neu war, wir hatten immer angenommen, dass das über einen langen Zeitraum ging, es sind immerhin 12 Kinder. Aber sie waren nicht alle hintereinander geboren, sondern teilweise waren die Frauen zeitgleich schwanger.
Wir können für uns sehr viel zum Thema „Vertrauen In Jehova“ und „Geduld haben“ lernen:
Lea vertraute von Anfang an auf Jehova, obwohl ja gerade sie Grund zur Enttäuschung haben dürfte, denn sie war unverschuldet in diese Ehe gelangt und sie hat nur ein einziges Mal erlebt, wie es ist, von einem Mann zärtlich geliebt zu werden – in ihrer Hochzeitsnacht, da Jakob meinte, seine geliebte Rahel im Arm zu halten. Jede weitere Vereinigung mit Jakob wird anders, nicht so innig, gewesen sein und sie wird das Gefühl der ersten Nacht sicherlich schmerzlich vermisst haben. Nicht umsonst leidet das Verhältnis zu ihrer Schwester, obwohl auch diese nichts für die Situation kann.
Lea hat nichts und niemand, an den sie sich wenden kann, „nur“ Jehova. Denn sie kann sich ja schlecht bei ihrer Schwester ausheulen. So wird durch die ständigen Gespräche, das immer wieder „ihr Herz bei ihm Ausschütten“, eine starke enge Beziehung zu Jehova entstanden sein und ER erhört ihr Weinen. Zwar nicht so, wie sie es sich vielleicht gewünscht hätte, denn Jakob wird sie niemals wieder so lieben, wie in der ersten Nacht, aber sie darf ihm viele Söhne schenken und zudem ist sie diejenige, aus der der Same aus 1. Mose 3 hervorgeht und sie ist diejenige, die mit Jakob begraben wird und daher nach der Auferstehung mit ihm leben wird. Dann wird auch ihre Sehnsucht nach seiner Liebe endlich in Erfüllung gehen.
Ihr Vertrauen in Jehova und ihre Geduld haben sich auf lange Sicht gelohnt. Zudem war es sicherlich auch diese schier aussichtslose Situation, die sie in die Arme Jehovas getrieben hatte – denn wo sonst hätte sie Hilfe finden können?
Auch Rahel wird letztendlich von Jehova gesegnet, aber sie muss zuvor durch eine harte Schule gehen. Zwar war sie diejenige, die Jakobs innige Liebe hatte und dies wird ihr sicherlich auch viel Trost gegeben haben – aber sie liess lange Jehova ausser Acht und konzentrierte sich auf den Falschen (indem sie Jakob um Söhne anflehte) und die falschen Dinge (Alraunen). Erst in ihrer allerhöchsten Not findet sie wirklich zu Jehova. Etwas, was ich auch aus meinem eigenen Leben kenne:
Allzuoft versuche ich die Dinge auf meine eigen Weise zu lösen, versuche selbst das zu erreichen, was eigentlich nur durch und mit Gott geht. Aber ich strampel mich immer so lange ab, bis ich buchstäblich am Boden liege und dann – leider erst dann – rufe ich zu Jehova und bitte IHN, die Dinge in die Hand zu nehmen. Ich falle immer wieder darauf rein, naja, ich befinde mich halt auch immer noch in der Schule Gottes.
Wir haben gelernt, dass Gott gut ist und uns gern alles gibt, worum wir ihn bitten. Nicht immer zu der Zeit, wie wir es wollen und nicht immer in der Art, wie wir es denken – aber immer zu unserem Besten. Aber dazu müssen wir zum einen zu ihm rufen, ihn um Hilfe bitten und dann müssen wir Vertrauen und Geduld haben und ihm nicht ständig zuvor greifen wollen.
Jedes eigenmächtige Eingreifen unsererseits bremst das aus, was Gott eigentlich für uns tun will. Nicht, weil er dann nicht seinen Plan umsetzen könnte – sondern weil er uns lässt: „wenn du meinst, du willst es alleine machen, dann lasse ich dich auch, ich dränge mich dir nicht auf. Aber wenn du wirklich meine Hilfe willst und mich ohne wenn und aber lässt, dann werde ich dich segnen, bis kein Bedarf mehr ist (Maleachi 3:10, frei nach Pape ?).
Wir haben also wieder jede Menge gelernt – nicht nur an Informationen oder Kopfwissen, sondern für unser tägliches Leben und unser persönliches Verhältnis zu Jehova ?
Diese Woche lesen wir 1. Mose 30:25-43. Da Jakob nun den Brautpreis für beide Frauen abgearbeitet hat, „muss“ Laban ihn nun entlohnen, wenn er will, dass er bleibt. Mir scheint beim Lesen, dass es wieder mal um einen Betrug geht, nur wird mir nicht so ganz klar, wer hier wen betrügt?
Ihr seht: es bleibt auch weiterhin spannend. Wir freuen uns auf euch ?
by Jule with no comments yet