Letzte Woche haben wir 2. Mose 2:1-10 gelesen und haben „gesehen“ warum und wie Mose von seiner Mutter bewahrt worden war. Der Befehl des Pharaos war ja, dass man die Jungs in den Nil werfen sollte – und genau das tat die Mutter auch, nur dass sie ihn in eine wasserdichte „Arche“ legte. Ob es Zufall war, dass die Tochter des Pharao gerade kam, um dort zu Baden, oder ob auch dies mit zu dem Plan von Jochebed gehörte, wissen wir nicht.
Aber wir haben festgestellt, dass der Plan des Pharao mächtig nach Hinten los ging: denn eigentlich wollte er das Volk Israel soweit ausrotten, dass sie sich nicht gegen ihn erheben könnten und er wollte, dass die kostengünstigen Israeliten nicht sein Land verließen – und nun ernährte er ausgerechnet denjenigen an seinem Hof, der das Volk hinaus führen würde…?
Wir machen weiter mit Vers 11 und sehen, was aus dem kleinen Jungen wurde, der auf so wundersame Weise überlebte.
2. Mose 2: 11-15
Der Mord an dem Ägypter
„Mose war erwachsen geworden. Einmal ging er los, um zu sehen, wie seine israelitischen Brüder zu harter Arbeit gezwungen wurden. Dabei wurde er Zeuge, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen Mann aus seinem Volk! Mose sah sich nach allen Seiten um, und als er sich überzeugt hatte, dass niemand ihn beobachtete, schlug er den Ägypter tot und verscharrte ihn im Sand. Am nächsten Tag ging er wieder dorthin und sah zwei Hebräer miteinander streiten. »Warum schlägst du einen Mann aus deinem eigenen Volk?«, fragte Mose den, der im Unrecht war. Der Mann erwiderte: »Was geht dich das an? Bist du unser Aufseher oder Richter? Willst du mich jetzt auch umbringen wie gestern den Ägypter?« Mose erschrak. »Es ist also doch herausgekommen!«, dachte er. Als der Pharao von Moses Tat erfuhr, wollte er ihn hinrichten lassen.
Doch Mose konnte fliehen und erreichte schließlich das Land Midian. Dort machte er an einem Brunnen Rast.“
2. Mose 2:11-15 HFA
In der Apostelgeschichte erfahren wir mehr über diesen Vorfall, unter anderem auch einen versteckten Hinweis darauf, warum er ausgerechnet jetzt „nach seinen Brüdern sieht“
„Mit vierzig Jahren fasste er den Entschluss, sich nach seinen Brüdern und Schwestern, den Israeliten, umzusehen. Als er einmal sah, wie einer von ihnen ohne Grund misshandelt wurde, griff er ein. Er rächte den Unterdrückten und erschlug den Ägypter. Mose dachte, seine Landsleute würden verstehen, dass Gott sie durch ihn retten wollte. Aber sie verstanden das nicht. Am nächsten Tag kam er nämlich gerade dazu, als zwei von ihnen miteinander stritten. Er wollte sie versöhnen, damit sie Frieden hielten. ‚Männer‘, sagte er, ‚ihr seid doch Brüder! Warum schlagt ihr euch?‘ Aber der, der den Streit angefangen hatte, stieß ihn zur Seite und schrie: ‚Wer hat dich eigentlich zum Aufseher und Richter über uns gemacht? Willst du mich etwa auch umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast?‘ Als Mose das hörte, floh er ins Land Midian. Dort lebte er als Ausländer und zeugte zwei Söhne.“
Apostelgeschichte 7:23-29 BIBEL.HEUTE
Wo genau ist hier der Hinweis?
Scheinbar ist seine Adoptivmutter gestorben, als er 40 Jahre alt war und so hält ihn dort nichts mehr. Wir hatten ja bereits beim letzten Mal erfahren, dass Mose lange genug bei seiner hebräischen Familie lebte, um den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs kennen zu lernen und scheinbar fühlte er sich denen eher zugehörig, als den Ägyptern
Dort sieht er mit einem Mal Mord und Totschlag. Ist seine Reaktion eine Art von Selbstverteidigung? Was würden wir denn tun, wenn wir sähen, dass jemand in Not ist? Thema Zivilcourage
Hatte er den Ägypter ganz gezielt umgebracht? Aus Wut?
Der Ägypter war ein Vorarbeiter, der auf einen hebräischen Sklaven einschlug und das sehr heftig, um diesen in Griff zu haben. Mose sieht Unrecht, welches er rächt
Was wir als normaler Bibelleser nicht wissen:
Als Enkel des Pharao gehört Mose zur Herrscherklasse und ein Herrscher der Zeit darf einen Arbeiter töten – also hätte er vor Gericht sicherlich Recht bekommen
In Apostelgeschichte haben wir gesehen, warum er das tut. Er ist sich seiner Rolle bewusst: die Israeliten zu befreien – und dies tut er seiner Meinung und nach hier – nur war es hier der falsche Zeitpunkt
Denn: wie reagieren seine hebräischen Brüder darauf? „Was geht dich das an? Bist du unser Aufseher oder Richter?“ sie sagen im übertragenen Sinne „wir brauchen nicht noch einen Aufseher!“
Das, was er eigentlich bezweckt hatte, geht nach Hinten los so dass er flieht
Warum flieht er?
Flieht er, weil er Angst vor dem Pharao hat?
Hat er Angst vor dem Tod oder ist er gekränkt von dem Verrat? Denn wir lesen, dass der Pharao davon hörte und wer soll ihm das gesagt haben, es waren ja nur Israeliten anwesend
In Hebräer 11 lesen wir zu dieser Geschichte:
„Aufgrund des Glaubens wurde Mose nach seiner Geburt drei Monate lang von seinen Eltern versteckt gehalten. Sie sahen seine Schönheit und hatten keine Angst, dem Befehl des Königs zu trotzen. Aufgrund des Glaubens wollte Mose, als er herangewachsen war, sich nicht mehr Sohn der Pharaotochter nennen lassen. Lieber wollte er mit dem Volk Gottes misshandelt werden, als sich dem flüchtigen Genuss der Sünde hinzugeben. Wie Christus setzte er sich der Schande aus und hielt das für einen größeren Wert als die Schätze Ägyptens. Denn er hatte die ‹künftige› Belohnung im Blick. Aufgrund des Glaubens verließ er Ägypten, ohne sich vor dem Zorn des Königs zu fürchten. Denn er blieb standhaft, als ob er ‹Gott›, den Unsichtbaren, sehen könnte.“
Hebräer 11:23-27 BIBEL.HEUTE
„Er floh aus Glauben“ – was genau ist daran ein Akt des Glaubens?
Wieder ist der Zusammenhang wichtig, denn warum hatte er den Ägypter erschlagen? Er dachte, es sei jetzt der Zeitpunkt, das Volk zu befreien. Wir hatten uns beim letzten Mal schon damit befasst, wieso seine Mutter „sah, dass er besonders schön sei“:
Arnold Fruchtenbaum sagt in seinem Kommentar, dass es nicht darum ging, dass sie ganz normale Mutter Gefühle hatte – jede Mutter empfindet ihr Kind als besonders toll – sondern dass sie etwas gesehen hatte, was mit Gottes Plan zu tun gehabt hatte. Alle Juden kannten den Plan Gottes, dass er sein Volk aus Ägypten, aus der Gefangenschaft führen würde und sie wusste auch, dass die Zeit bald um sein würde. Daher „ahnte“ sie, dass Gott ihr Kind, das sie gerade geboren hatte, für diese oder zumindest eine besondere Aufgabe in diesem Zusammenhang bestimmt hatte.
Auch Mose wusste darum. Da er die ersten mind 5 Jahre von seiner hebräischen Mutter gestillt worden war, hatten die Eltern in dieser Zeit sein jüdisches Erbe, die Kultur und das, was sie von Gott wussten, die Sache mit den Prophezeiungen, in sein Herz gelegt und er war alt genug, dass es sein Leben prägte.
Als er also später den Ägypter umbringt, der seinen hebräischen Bruder mishandelt, hat dies mit dem Befreiungsauftrag zu tun (2. Mose 2:11-14; Apostelgeschichte 7:23-29). Durch die besonderen Umstände seiner Geburt und Bewahrung wusste er, dass er eine besondere Rolle im Zusammenhang mit der Befreiung des Volkes spielen würde
Er hatte nur den falschen Zeitpunkt gewählt. Nun flieht er, weil er weiß, dass er das Werkzeug Gottes ist. Er weiß nicht wie, daher bringt er sich erst mal in Sicherheit
Wie geht es weiter?
2. Mose 2:16-20
Mose tritt wieder für Schwächere ein
„Als der Pharao davon hörte, wollte er Mose töten lassen. Mose aber entkam ihm und hielt sich im Land Midian auf.
Eines Tages saß er dort an einem Brunnen. Da kamen die sieben Töchter des Priesters von Midian zu dem Brunnen, um das Kleinvieh ihres Vaters zu tränken. Als sie gerade die Tränkrinnen voll Wasser geschöpft hatten, kamen Hirten und trieben sie weg. Da stand Mose auf und half ihnen, ihre Herde zu tränken.
Als sie zu ihrem Vater Reguël zurückkamen, fragte er: „Warum seid ihr heute so früh gekommen?“ „Ein ägyptischer Mann hat uns gegen die Hirten verteidigt“, erwiderten sie. „Er hat uns sogar beim Tränken geholfen und auch selbst Wasser geschöpft.“ „Und wo ist er?“, fragte er seine Töchter. „Warum habt ihr den Mann draußen gelassen? Ladet ihn zum Essen ein!“
Mose willigte dann ein, bei dem Mann zu bleiben. Dieser gab ihm später seine Tochter Zippora zur Frau. Als sie einen Sohn zur Welt brachte, nannte Mose ihn Gerschom, Gast in der Öde, und sagte: „Ich bin Gast in einem fremden Land geworden.““
2. Mose 2:15-22 BIBEL.HEUTE
Mose hat ein starkes Gerechtigkeitsempfinden. Wieder sieht er Menschen in Not, wieder greift er ein
Es sind 7 Frauen, die bereits seit längerem ein Problem mit den anderen Hirten haben und Mose setzt sich für sie ein und gegen die anderen Hirten durch. Wie?
Irgendwas hatte er an sich. Josephus schreibt, dass er sich in den 40 Jahren im Heer der Ägypter hoch gearbeitet und in vielen Schlachten gesiegt hatte. Die Israeliten werfen ihm später in der Wüste Zauberei vor. Er wird das angewandt haben, was er gelernt hatte. Aber das wurde nicht erwähnt, da es ihm nicht zur Ehre gedient hätte
„So erhielt Mose eine umfassende ägyptische Ausbildung und zeichnete sich durch seine Worte und Taten aus.“
Apostelgeschichte 7:22 BIBEL.HEUTE
„Jethro“ oder „Reguel“ – wie hieß der Schwiegervater nun?
Reguel – bedeutet „ein Freund Gottes“
Jethro – ist ein Titel und bedeutet Vorzug, erhaben, hoch, Magistro
Sein Schwiegervater ist der Priester von Midean jemand, der zu seiner Überzeugung stand. Er hatte den Götzendienst aufgegeben und wurde deshalb aus seinem Land vertrieben
Mose bekommt als Lohn für sein beherztes Eingreifen dessen Tochter Zipporah zur Frau, was „Vögelchen“ bedeutet. Diese schenkt ihm zwei Söhne, den ersten nennt er Gerschon, was „Gast in der Öde“ bedeutet, denn: „Ich bin Gast in einem fremden Land geworden.“ Denn sein Auftrag war es ja, das Volk Israel aus Ägypten heraus in das verheißene Land zu führen.
Was für ein inhaltsvolles Kapitel: aus dem kleinen hilflosen Baby ist ein mächtiger Mann geworden, der für sein Volk eintritt und per Steckbrief gesucht wird und nach Midean flieht – weil seine Brüder nicht verstehen, dass er das Werkzeug Gottes ist, um sie zu retten
Aber dazu beim nächsten mal mehr …
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