Der Passah Abend
Bei uns noch der Gründonnerstag
Als alle da sind, legt man sich zu Tisch und feiert das Passah, denn nach Sonnenuntergang hatte der 14. Nisan (ab Mitternacht bei uns Karfreitag) begonnen. Das läuft immer so ab, als wäre man selbst direkt dabei gewesen in Ägypten. Und auf die Frage, warum man dies alles genau so macht, kommt die Antwort „als Erinnerung, was Jehova in Ägypten für uns getan hat“ – ein Brauch, der auch heute noch so bei den Juden gehandhabt wird.
So unterhalten sich Jesus und seine Jünger über das, was seinerzeit in Ägypten passiert ist. Auch hierzu gibt es jüdisches Brauchtum, was wohl auch so oder ähnlich bereits zu Jesu Zeiten so gewesen ist. Es werden verschiedene Dinge herum gereicht, wie zb bittere Kräuter, die in eine Schüssel mit Salzwasser getaucht und dann gegessen werden. Sie symbolisieren die Tränen, die wegen der harten Knechtschaft vergossen worden waren, ebenso wie das hart gebackene Ei, das die Härte der Zeit symbolisiert. Während sie die bitteren Kräuter essen, erinnern sie sich daran, wie der Pharao die Knechtschaft noch verschärft hatte, als Mose und Aaron kamen und den Pharao baten, das Volk ziehen zu lassen. Aber sie sind auch traurig darüber, welche harten Strafen die Ägypter erleiden mussten, weil der Pharao sein Herz verhärtet hatte. In diesem Zusammenhang wird auch scharfer Meerrettich gegessen. Als sie bei dem Punkt ankommen, dass Jehova ihre eigenen Erstgeborenen vor dem Tod bewahrt hatte, essen sie eine süße Paste aus Nüssen und Äpfeln mit Zimt.
Dies alles passiert im Rahmen des Festessens, denn es gibt Lamm, genau so, wie es von Jehova geboten worden war. Wir alle kennen ja die Bedeutung davon, dass es in einem Stück zubereitet werden sollte, ähnlich wie wir es vom Spanferkel her kennen, es sollte ihm kein Knochen gebrochen werden und es sollte noch am selben Tag verspeist werden usw. Darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Mir geht es um die Dinge, die in Schüsseln herum gereicht werden
Zum Passah gehörten auch die ungesäuerten Brote, die wir heute als Matzen kennen. Sie sehen aus wie unser Knäckebrot, nur dass sie kleine Löcher und teilweise dunkle Striemen haben – was auf die Striemen Jesu und dass er durchstochen worden ist, hindeuten sollte. Damals werden sie wohl eher nicht so ausgesehen haben. Aber auch zu Jesu Zeiten gehörten Brot und Wein ganz normal zu diesem Festessen dazu und es wurden mehrere Gläser Wein getrunken, denn das Essen zog sich über Stunden hin.
Wie bereits gesagt, gehörte es zu dem Brauchtum, dass Schüsseln mit Salzwasser, Meerrettich, einer süßen Paste usw herum gereicht wurden. Es war also völlig normal, dass Jesus als Festleiter diese Schüsseln weiter reichte. Dies ist wichtig, um zu verstehen, was passiert, als die Jünger fragen, wer es ist, der ihn verraten würde:
„Beim Essen erklärte er ihnen: »Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten!« Bestürzt fragte einer nach dem andern: »Du meinst doch nicht etwa mich, Herr?« Jesus antwortete: »Einer von euch, der mit mir zusammen sein Brot in die Schüssel getaucht hat, ist es.“
Matthäus 26:21-23 HFA
Da diese Schüsseln dem Brauch gemäß rum gereicht wurden und zwar von einem zum anderen, war es völlig normal, dass derjenige, der direkt neben ihm sitzt und an den er die Schüssel reicht, sein Brot zusammen mit ihm in die Schüssel taucht.
Wie bereits gesagt, zog sich so ein Festessen über Stunden hin. Man erzählte sich von dem Auszug aus Ägypten, aß gemeinsam Lamm, trank Wein und tauchte Bissen in Schüsseln. Irgendwann endete das darin, dass alle gemeinsam Psalmen sangen – ähnlich, wie wir heute Lieder zum Lobpreis dieses wunderbaren Gottes singen. Damals waren es die HallelPsalmen, die jeder Jude kannte und die wir auch heute noch in den Psalmen finden.
Da das Fest bis auf den Lobgesang fertig ist, schickt Jesus Judas fort, damit er das zu Ende bringen kann, was er bereits angefangen hat. Es war völlig normal, erregte kein Aufsehen. Weder bei Judas, noch bei den anderen.
Das „letzte Abendmahl“ und „der Bund“
Nachdem Judas weg ist, macht Jesus etwas höchst ungewöhnliches: dem jüdischen Brauch gemäß gab es immer ein Gedeck mehr als Anwesende. Es sollte für Elia sein, dessen Kommen alle erwarteten, der kommen sollte, ehe der Messias kommt. Auch dieser Becher wurde gewohnheitsgemäß gefüllt und noch heute geht bei der Feier einer der Anwesenden nach draußen, um nachzusehen, ob Elia da sei. Nun nimmt Jesus diesen Becher, der für Elia gedacht ist, trinkt davon und reicht ihn seinen Jüngern.
„Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; dieses ist mein Leib. Und er nahm [den] Kelch und dankte und gab ihnen denselben und sprach: Trinket alle daraus. Denn dieses ist mein Blut, das des [neuen] Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch aber, daß ich von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis an jenem Tage, da ich es neu mit euch trinken werde in dem Reiche meines Vaters.“
MATTHAEUS 26:26-29 ELB
Das mit dem Brot und Wein ergab sich also aus dem, was da war und was Brauchtum war. Er nahm von dem ungesäuerten Brot, das sie bereits über den ganzen Abend gegessen haben, den Bissen, den sie eingetaucht hatten. Und er nahm auch von dem Wein, der ebenfalls da war und den ganzen Abend über getrunken wurde. Das bedeutet, dass er nicht etwa ungesäuertes Brot nahm, um zu symbolisieren, dass er ohne Sünde war – sondern weil es auf Gottes Anweisung hin bereits seit Generationen zum Passah gegessen wurde
Er nimmt [den] Kelch – den, der für Elia dort stand – und zeigt damit, dass er selbst der Messias ist. Die Jünger verstehen das zwar zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich, aber später gibt der Geist ihnen das Verständnis dafür
Aber was ist das für ein Bund, über den Jesus da spricht? In anderen Übersetzungen wird er „der neue Bund“ genannt, wir kennen ihn auch als „den neuen Bund, unter dem wir heute stehen“. Bei den ZJ bezieht der sich nur auf die 144.000 Gesalbten, daher schauen die meisten heute nur als Beobachter zu, wenn das Gedächtnismahl gefeiert wird.
Was denn nun? Dazu später mehr
This entry was posted in 2. Mose, Christliche Feiertage, Fragen beantwortet, Matthäus by Jule with 2 commentsDu musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Beim „nachempfinden des Pessachabends“ war die Frage aufgekommen, was der „neue Bund“ sein könnte, den Jeschuah / Jesus mit seinen Jüngern schloss.
Eigentlich sagte Jesus ja seinen Jüngern an diesem Abend, dass Er das davidische Königreich wieder aufbauen wolle. Doch leider hielt das Versprechen nur wenige Stunden. Wäre Jesus nicht von den Toten auferweckt worden, wäre dieses Versprechen „verloren gegangen“.
Aber wieso wäre das „davidische Königreich“ ein neuer Bund, dass war doch zwischen Jehovah und David längst „beschlossene Sache“?
Wenn die Apostel etwas von „neuem Bund“ hörten, dachten diese niemals an irgendwelche himmlichen Dinge, sondern sie dachten an Jeremia 31 – dort hatte Jehovah versprochen mit Seinem Volk den Bund zu erneuern. Näheres zum Beispiel hier https://blog.thomas-pape.de/2020/05/27/auf-ihr-herz/
Jehovah hatte durch Hesekiel auch versprochen, Seinen Geist in Sein Volk zu legen! Siehe dazu diesen Beitrag https://blog.thomas-pape.de/2020/04/11/was-bewirkt-gottes-geist-in-uns/ . Dafür mußten die Jünger aber noch ein paar Tage warten…
Der neue Bund ist zweifellos ein Hauptthema im Neuen Testament (siehe besonders Hebräer 8-10), aber er wurde auch in der ganzen hebräischen Bibel erwähnt, und besonders in Jeremia 31,31-34. Wie alle anderen Bündnisse wird der neue Bund mit dem Vergießen von Blut eingeweiht (Lukas 22,20b; Matthäus 26,28), wie Lachs anmerkt:
Die Idee eines Blutbundes ist sehr alt. Sie ist verbunden mit dem Ritus der Beschneidung, hebr. dam berit, „das Blut des Bundes“, das auch mit dem Passahfest verbunden ist (Exod. 12.48); beachte auch: „Und Mose nahm das Blut und warf es auf das Volk und sprach: Siehe, das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat nach allen diesen Worten“ (Exod. 24.8). Der Ausdruck „mein Blut des Bundes“ scheint den Unterschied zwischen dem mosaischen Bund und dem Bund Jesu zu betonen. Ebenfalls bedeutsam im Sinne der von Matthäus bevorzugten Formulierung „Vergebung der Sünden“ (von Markus weggelassen) ist Lev. 17.11 , Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es für euch auf den Altar gegeben, um Sühne für eure Seelen zu leisten; denn es ist das Blut, das Sühne leistet um des Lebens willen.
Bock stellt fest, dass Jeschua durch sein Blut die Gemeinde erkauft hat (Apg 20,28) und das Fundament für eine neue Ära gelegt hat. „Diese neue Ära beginnt mit dem Tod Jesu und der Austeilung des Geistes“, so dass die Errichtung des neuen Bundes untrennbar mit Jeschuas Opfertod verbunden ist.
Als Jeschua seinen Jüngern diesen dritten Kelch reichte, wiederholte er, was er über den ersten Kelch gesagt hatte: Wahrlich, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich ihn neu trinken werde im Reich Gottes (Markus 14,25). Dies war das letzte Passahfest, das er feiern würde, und das letzte Mal, dass er bis zu seiner Wiederkunft Passawein trinken würde. Matthäus fügte eine besondere Betonung hinzu: Ich werde von nun an nicht mehr von dieser Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich sie mit euch neu trinken werde im Reich meines Vaters (Matthäus 26,29). Jeschua wandte sich an die elf Jünger, die bei ihm blieben, nachdem Judas gegangen war. Das erste Passah, das Jeschua im messianischen Königreich halten wird, wird in der Gegenwart dieser Apostel sein.
Paulus erklärt die grundlegende Bedeutung der Zeremonie: Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt (1Kor 11,26). Israel hatte einst ein Opfersystem und wird auch im messianischen Reich wieder ein Opfersystem haben. In der Zwischenzeit ist eine der Arten, wie die Gemeinde den Tod des Herrn verkünden muss, bis er kommt, das Teilen des Brotes und des Kelches. Die Zeremonie, eine verkürzte Version des jüdischen Passahfestes, ist unter verschiedenen Namen bekannt. Einige Kirchen nennen sie „Kommunion“, andere „Abendmahl“, und wieder andere nennen sie einfach „Brotbrechen“. Die Formulierung „bis er kommt“ deutet darauf hin, dass diese Zeremonie mit dem zweiten Kommen enden wird. Das Brot, an dem die Gemeinde teilnimmt, ist das mittlere der drei Matzenbrote. … Dies wird getan, um Jeschuas Tod zu verkünden, denn durch diesen Tod kam die Vergebung der Sünden. Sobald der Messias wiederkommt, wird diese Zeremonie durch das in Hesekiel 40-48 beschriebene Opfersystem ersetzt werden.
Die Formulierung „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ ist der Schlüssel. Wenn Gläubige an Jeschua das Brot und den Kelch teilen, sollen sie sich an den Tod und die Auferstehung des Messias erinnern und auf seine glorreiche Wiederkunft in der Zukunft schauen. Es ist keine Transsubstantiation, wie sie im Katholizismus gelehrt wird. Die Elemente verwandeln sich nicht in den tatsächlichen Leib und das Blut des Messias. Es ist auch nicht die Konsubstantiation, wie sie im Luthertum gelehrt wird. Die Elemente enthalten nicht den eigentlichen Leib und das Blut des Messias:
Das Essen und Trinken von Jesu Körper und Blut könnte eine Art von Kannibalismus suggerieren und Christen wurden gelegentlich dessen beschuldigt. Für ein jüdisches Ohr des ersten Jahrhunderts deuten Essen und Trinken in einem zeremoniellen Kontext jedoch auf eine Opferung im Tempel und das anschließende Mahl hin, bei dem die Anbeter einen Teil des Opfers im Haus Gottes aßen. Hier spricht Jesus kurz vor dem Passahfest im Frühjahr, und seine Worte verbinden Opfer, Brot und Leben mit Gott und dem, den Gott gesandt hat, mit sich selbst. All diese Themen finden sich im Exodus in der Geschichte des ersten Passahs und im Passah-Ritual der Zeit Jesu. Johannes konstruiert einfach einen Diskurs, der all diese Themen und Konnotationen einfängt, um die Botschaft Jesu über seine Beziehung zum Vater, sein Werk auf der Erde und die Antwort, die wir geben sollten, zu vermitteln.
Die Zeremonie ist einfach eine Gedenkfeier, ganz im Sinne des jüdischen Pessach-Motivs. Jeder Teil des Passahfestes soll die Teilnehmer an etwas erinnern. Dieses Erinnerungsmotiv wird den Elementen des Abendmahls zugeschrieben, und diejenigen, die an dem Brot und dem Kelch teilnehmen, sollen es im Gedenken an Ihn tun. Das ist die Bedeutung des Abendmahls in seinem jüdischen Bezugsrahmen, und es soll getan werden, bis Er wiederkommt.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive