Antwort auf einen Beitrag in einer christlichen Gruppe auf Facebook, wo der Verfasser auszugsweise schrieb:
„Bevor wir also an der Liebe zu anderen arbeiten, oder zumindest gleichzeitig, müssen wir auch immer daran arbeiten die Liebe Gottes für uns annehmen zu können.“
Ich persönlich denke, dass eben diese Liebe Gottes die Basis dafür ist, den anderen zu lieben.
Und das in beiderlei Hinsicht:
Warum bin ich ein Christ geworden, warum bete ich Gott an? Geht es mir darum, etwas zu bekommen, wie ewiges Leben oder Seinen Frieden oder was auch immer? Oder tue ich es, weil ich mich rettungslos in IHN verliebt habe, weil er so wunderbar ist, dass ich garnicht anders kann? Dann bin ich wirklich wiedergeboren und dann ist es mir auch möglich, meinen Gegenüber zu lieben, auch wenn er mich verletzt oder mir mächtig auf die Ketten geht.
Die andere Seite ist es, die unendliche und bedingungslose Liebe Gottes zu erkennen, zu spüren und anzunehmen. Das ist garnicht so einfach, diese wirklich zu begreifen, weil so etwas uns Menschen fremd ist. Wie du schon sagtest, lieben wir gerne, solange alles gut läuft und wir auf einer Wellenlänge sind. Ansonsten tauchen wir lieber ab, denn wir wollen ja, dass es uns gut geht. Eine Herausforderung, an der Gott seit über 2 Jahren an mir arbeitet und was mir mächtig an die Substanz gegangen ist und noch geht.
Da mir als Mensch so etwas eigentlich fremd ist, fällt es mir umso schwerer, zu begreifen, dass GOTT aber mich genau so liebt, mit allen meinen Ecken und Kanten, einfach, weil ich ich bin, sein geliebtes Kind. Das muss ich erst einmal begreifen, dann muss ich es glauben, dass ER mich wirklich so lieben kann – wo es mir selbst kaum gelingt. Und dann muss ich es noch annehmen.
Schon allein, es zu begreifen, verändert schon sehr viel, es verändert meine Einstellung. Wenn Gott mich SO lieben kann, obwohl ich gerade mal wieder…., dann tut er es bei meinem Gegenüber auch und dann bin ich kein Deut besser, als mein Gegenüber – denn ich habe diese Liebe und diese Vergebung ebenfalls nicht verdient. So lerne ich, meinen Gegenüber mit anderen Augen zu sehen…
Gottes bedingungslose Liebe ist unbegreiflich und das Wissen darum, dass sie Gnade ist und dass wir sie nicht verdient haben. Sie ist die Basis für alles im Leben, auch ganz besonders für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen.
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass man gerade daran sehen kann, wie gereift ein Mensch im Glauben ist.
Ich sehe es an meinem Mann, mit dem ich nun seit über 12 Jahren verheiratet bin. Er ist in dieser Hinsicht schon sehr nahe dran. Ich selbst bin noch so weit entfernt. Ich rege mich schnell auf und steigere mich in eine Sache hinein. Wenn mich jemand verletzt hat, spult bei mir meist immer der selbe Film ab: ich möchte demjenigen genauso weh tun, wie er mir gerade getan hat und werde ungerecht. Das ist dann eine Endlosspirale, wenn ich es zulasse. Mein Mann ist da anders, er ist schnell zum Vergeben bereit und er erstaunt mich immer wieder, wie er es schafft, mich in den Arm zu nehmen, WÄHREBD ich rum meckere. Er nimmt mich einfach in den Arm, sagt mir, dass er mich liebt und hält mich dabei liebevoll fest. Wer kann das schon? Und genau dadurch habe ich erst mal die Liebe Gottes wirklich begriffen!
Seit einigen Jahren besuchen wir 2 mal im Jahr im Urlaub Seminare auf der Bibelschule WDL am Kōriser See und haben dabei viele der Bibelschüler und auch der Angestellten und Lehrer dort kennen gelernt. Eine der Schülerinnen erzählte mir bei unserem ersten Besuch dort, dass sie das Jahr dort macht, um ihren „Charakter zu schulen“ – ein Begriff, der mir bis dato fremd war. Es gibt dort spezielle Mentoren dafür und unter anderem leben die Schüler dort deshalb mit mehreren auf einem Zimmer, damit Konflikte auftreten und sie lernen, sie im Geiste der Liebe beizulegen. Es ist erstaunlich, welche Entwicklung die Einzelnen in dem einen Jahr durchmachen. Man erkennt die hinterher fast nicht wieder. Es ist unglaublich ❣️
Wir sehen, dass die Liebe Gottes die Grundlage dafür ist, unseren Gegenüber zu lieben und Konflikte beizulegen. Mir geht es in letzter Zeit oftmals so, dass wenn ich mich über einen anderen aufrege und im Geist bereits ziemlich hässliche Sachen ausdenke, die ich ihm sagen könnte- mir dann bewusst wird, dass Jesus sicherlich auch oftmals so empfindet oder empfinden könnte, was mich persönlich angeht und dass er voller Liebe darüber hinweg sieht, weil er ja für mich und meine Sünden gestorben ist. Das ist er aber auch für denjenigen, auf den ich gerade so sauer bin – auch wenn derjenige sich gerade nicht christlich verhält oder vielleicht garkein Christ ist. Aber vielleicht könnte ja ich in dieser Situation darauf einen positiven Einfluss nehmen, wenn ich anders reagiere? Wie oft haben wir in den letzten Wochen von unserer Umgebung gehört, dass wir „völlig unvernünftig“ reagieren, „denn man darf sich nichts gefallen lassen und müsste doch….“. Vielleicht fällt dies ja auch denen auf, die uns gerade so provozieren, uns unchristlich zu verhalten und vielleicht verändert dies etwas in ihrem Leben? Vielleicht finden sie ja gerade dadurch zu Gott?
Naja, ich rede mal wieder zu viel. Soviel zum Thema „Liebe“
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