Nach dem Einschub mit Juda und Tamar in der vergangenen Woche (1. Mose 38), sind wir jetzt wieder bei Joseph. Vor zwei Wochen hatten wir gelesen, dass er der Lieblingssohn des Vaters war und dieser ihn bevorzugt behandelt hatte. Außerdem hatte er Träume von Gott, die er erzählte, was die Brüder nicht nur wütend gemacht hatte, sondern auch eine große Rolle für die Brüder spielte – denn Träume kamen sonst von Jehova (oder Jahwe). Die Brüder wollten ihn loswerden, darum verkauften sie ihn in die Sklaverei (Kapitel 37).
Hier geht es nach dem Einschub also weiter. Wir lesen Kapitel 39 und 40 – und auch hier geht es wieder um Träume ?. Aber erst mal lesen wir, wie es jetzt mit Joseph weiter geht. Er wurde ja an Potiphar verkauft, der „der oberste der Leibwache vom Pharao“ war und somit ein ziemlich hohes Tier (Kapitel 37:36). Für diesen arbeitet Joseph als Sklave (Kapitel 39:1)
Joseph ist gesegnet
Heute geht es um Gottes Segen und was es bedeutet und was nicht. Achten wir mal bitte beim Lesen darauf! Was verstehen wir unter Segen? Ruhe, Frieden und Sicherheit, auch dass es uns materiell gut geht.
In Kapitel 39:1-6 lesen wir, dass Jehova Joseph auf besondere Weise segnet. Ja, er ist als Sklave am Hof von Potiphar, aber ein Sklave hat kein besonders schönes Leben. Er hat harte Arbeit zu verrichten, ohne jegliche Vergünstigungen. Er bekommt lediglich Kost und Logie und beides ist kein Luxus. Er wird in einer einfachen Hütte mit vielen anderen Skalven beengt geschlafen haben (denn am Tage war er ja arbeiten und fiel wahrscheinlich abends tot ins Bett) und zu Essen gab es wahrscheinlich lediglich Wasser und Brot.
Joseph ist also ein ganz normaler Sklave, einer von vielen und wird sicherlich nicht sonderlich gut behandelt worden sein. Dennoch macht er seine Arbeit gut, denn sein Leben dreht sich um Gott und er tut alles so, dass kein Schatten auf seinem Gott fällt. Dies segnet Gott, er hat Gelingen (Vers 2) und dies sieht wiederum sein Herr und Joseph bekommt eine bessere Behandlung (Verse 3-4). Daraufhin segnet Jehova den Potiphar (Vers 5), denn er hatte seinerzeit zu Abraham gesagt „ich werde die segnen, die dich segnen“ (Kapitel 12:3).
Wir sehen, dass Jehova aus dem Fluch einem Segen machte: Joseph kam als Sklave, als Niedrigster am Hof, aber Gott wandelte es in Segen um. Nun ist er der zweit Höchste im Hause von Potiphar (Kapitel 39:6). Wie lange dieser Prozeß gedauert hat, wissen wir nicht, aber vor diesem Hintergrund lesen wir weiter bis Vers 18
Die Frau
Wir hatten ja gelesen, dass sich Joseph zu einem besonders attraktiven Mann entwickelt hatte und dies bleibt auch seiner Herrin nicht verborgen. Scheinbar verliebt die sich in ihn, zumindest fängt sie an, ihm nachzustellen. Aber Joseph lässt sich nicht darauf ein. Warum eigentlich nicht? Ist sie so hässlich?
Sie ist nicht nur mit einem anderen Mann verheiratet, sondern er weiß, dass es Gott nicht gefallen würde (Verse 8-9), denn er sagte zu den Menschen, sie sollten „ein Fleisch sein“ (1. Mose 2:24), da passt kein Dritter dazwischen.
Aber das alles interessiert die Frau nicht, sie stellt ihm auch weiterhin nach. Als sich die Gelegenheit ergibt und er mit ihr im Haus allein ist, wird sie handgreiflich und nötigt ihn wieder. Aber Joseph meint es ernst, er rennt weg. Dabei bleibt ein Kleidungsstück von ihm zurück, das sie als Indiz missbraucht. Sie dreht den Spieß einfach rum und schreit und behauptet, er habe versucht, sie zu vergewaltigen. Zeugen gab es ja keine, aber den Schrei werden alle gehört haben und diesen zeigt sie das Kleidungsstück als Beweis. Angeblich sei er weggerannt, als sie geschrien hat und habe dabei vergessen, sich wieder ganz anzuziehen.
Interessant ist hier die Schuldfrage: wem gibt sie die Schuld an allem?
In den Versen 14 und 17 lesen wir, dass ihr Mann die Schuld habe, schließlich hatte er den dreisten Mann ja ins Haus gebracht. Aber das kennt man ja auch heute: Wenn ein Partner fremd geht und es herauskommt, ist immer der Betrogene Schuld, der einen schlecht behandelt hat, einen mit seiner Eifersucht in die Arme eines anderen getrieben hat oder was auch immer. Ich habe noch keinem gesehen, der zugibt, dass er selbst Mist gebaut hat, etwas was ich extrem schlimm finde.
Diese Frau handelt ebenso. Gerade hatten wir noch gelesen, dass sie Joseph über einem längeren Zeitraum nachgestellt hat und als es nicht klappt, behauptet sie, er habe sie vergewaltigen wollen – und schuld daran ist ihr Ehemann, der den frechen Kerl erst angeschleppt hat *grummel
Ist uns eigentlich aufgefallen, dass wir hier das erste mal davon lesen, dass „Gott es nicht will“, dass Gott Ehebruch hasst?
Aber wir lernen auch viel darüber, dass sich jemand, der Gott in den Mittelpunkt stellt, generell anders verhält, als andere Menschen.
Denn wer wird immer reicher? Ist es Joseph selbst? Nein, er ist und bleibt ein Sklave, aber Potiphar, sein Herr wird immer reicher. Welchen Grund sollte Joseph also haben, weiterhin hart zu arbeiten? Er hat ja nichts davon. „Jehova ließ alles gelingen, was Joseph tat“, daher wurde sein Herr immer reicher. Das einzige, was Joseph davon hat, ist dass er noch mehr Arbeit und Verantwortung bekommt ? (Verse 2-5).
Also noch mal die Frage zum Segen:
Du kannst den Segen Gottes haben, auch wenn es dir eine Zeit lang nicht gut geht. Aber Joseph scheint trotzdem ruhig zu bleiben, er macht seine Arbeit gut. Er lebte nicht für sich selbst, sondern für Gott. Auch als er angeklagt wird, kommt von ihm nur eine kurze Rechtfertigung (Kapitel 40:15).
Manchmal ist der Segen eben nicht das, was wir uns vorstellen. Wir denken, er hätte Luxus haben müssen und im Schaukelstuhl sitzen und das Leben genießen – statt dessen bekommt er mehr Arbeit und kommt dann noch durch die Intrige in den Knast.
Eigentlich wird der Segen schon fast zum Fluch. Denn durch den Segen bekommt er mehr Verantwortung und dadurch auch die Arbeit im Haus. Hier fällt er ja erst der Herrin ins Auge ?. Und dann taucht auch die Frage nach Gerechtigkeit auf: letzte Woche haben wir von Juda gelesen. Er schläft mit Tamar, die er für eine Nutte hält und ihm passiert nichts (Kapitel 38). Joseph weigert sich, mit der Frau eines anderen zu schlafen und er kommt dafür in den Knast. Ist das gerecht?
In den Versen 19-23 lesen wir die Auswirkungen dieser Falschanklage:
Wie kann das sein? Er hat den Segen Gottes und kommt trotzdem in den Knast? Wie kann das sein? Aber Gott lässt ihn nicht allein und schon bald wiederholt sich das selbe wie mit Potiphar: Jehova segnet ihn und er bekommt wieder eine Sonderstellung (Verse 21-23).
Um noch mal auf die Frau von Potiphar und ihre Intrige zurück zu kommen, wegen der Joseph nun im Knast ist: Die Frau gibt Potiphar die Schuld an dem Ganzen, denn er hat den Vergewaltiger ja erst angeschleppt. Potiphar ist sauer – aber auf wen eigentlich? (Vers 19)
Wenn man bedenkt, dass dieser die Möglichkeit gehabt hätte „dieses Schwein“ einfach hinrichten zu lassen und es nicht tut… ich denke, jeder Mann, dessen Frau gerade einer hinterhältigen Vergewaltigung entgangen ist, hätte die Gelegenheit genutzt und kurzen Prozess mit Joseph gemacht. Aber Potiphar lässt ihn lediglich ins Gefängnis werfen. Warum? Hat er seiner Frau nicht geglaubt?
Aber warum warf er Joseph dann ins Gefängnis? Man darf nicht vergessen, dass sie die Firstlady war und das ganze Haus die angebliche Vergewaltigung mitbekommen hatte, daher musste er was tun, wenn er sie und sich selbst nicht bloßstellen wollte. Daher warf er Joseph in den Knast…
Nun sitzt Joseph also zu Unrecht beschuldigt im Knast, ohne dass er sich etwas hatte zu Schulden kommen lassen – obwohl er von Jehova gesegnet ist. Ist das nicht unlogisch? „Wer ist schon so bekloppt, in so einer Situation noch an Gott zu glauben?“
Wir lesen weiter das Kapitel 40 – Joseph begegnet hier zwei weiteren Insassen, die von ihren Träumen verwirrt sind und er deutet ihre Träume. Aber konnte Joseph wirklich Träume deuten? Wie kann er das machen?
Wenn wir Vers 8 lesen, dann sehen wir, dass es Jehova ist, der die Träume deutet – „nicht ich, sondern Gott“ (frei nach Pape). Wenn der Traum von Gott ist, dann kann und wird ER ihn auch deuten.
„Erzählt mir doch …“, wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum Joseph seinerzeit seinen Brüdern und der ganzen Familie seine eigenen Träume erzählt hatte. Wenn Träume von Gott sind und von ihm gedeutet werden, dann macht es ja Sinn, sie jemandem zu erzählen, der diesem Gott dient und ein Verhältnis zu ihm hat. Wohlmöglich wollte er seinerzeit, dass ihm jemand erklärt, was diese verwirrenden Träume zu bedeuten haben. Im Prinzip haben dies die Brüder und der Vater ja auch getan, denn sie hatten begriffen, dass es um eine erhöhte Stellung ging, die Joseph haben würde (Kapitel 37:5-11)
Hier in Kapitel 40 ist es auch das erste mal, dass wir von einem Geburtstag lesen. Aber es ist kein Hebräer, keiner von den Anbetern Gottes, der ihn feiert, sondern der ägyptische Pharao. Wir lesen nirgendwo in der Bibel davon, dass irgendein Anbeter Jehovas seinen Geburtstag feiert, auch von Jesus und seinen Jüngern nicht ?
Joseph deutet die Träume der beiden Angestellten des Pharao und wir lesen später, dass beide genau so eingetreten sind (Vers 20). Da Joseph weiß, dass der Mundschenk wieder in den Dienst des Pharao zurück geht, bittet er ihn, sich an ihn zu erinnern und so dafür zu sorgen, dass auch er aus dem Gefängnis kommt (Vers 14-15), aber leider vergisst dieser ihn und Joseph bleibt auch weiter unschuldig im Knast (Vers 23).
Unser Thema heute war ja „der Segen Jehovas“ und wie er aussieht. Aber ist dies wirklich ein Segen, dass Joseph auch weiterhin unschuldig im Knast bleibt? Im Moment ist das völlig unlogisch, aber wir werden beim nächsten Mal ein Aha-Erlebnis haben.
In dieser Woche lesen wir 1. Mose Kapitel 41, ihr könnt es gerne diese Woche schon mal lesen, achtet dabei bitte mal darauf, warum es wichtig ist, dass Joseph zu diesem Zeitpunkt auch weiterhin im Gefängnis ist ?️♀️
Es bleibt auch weiterhin spannend?
This entry was posted in 1. Mose, Gebet, Geduld, persönliche Erfahrungen, Resümee vom Gottesdienst by Jule with 2 commentsDu musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Das Kapitel für die Woche, das wir am Sonntag besprechen, finden wir hier in der Volxbibel:
http://wiki.volxbibel.com/1.Mose_41
Die Geschichte von Joseph kennen Thom und ich auch aus eigener Erfahrung:
Ich denke da besonders an die Jahre 2007 und 2008: ohne eigenes Verschulden drohte uns die Zwangsräumung. Fast ein Jahr hatten wir – besonders ich, Thom was da ruhiger – mit der Angst gelebt, unsere Wohnung leer und versiegelt vorzufinden, wenn wir von Unternehmungen wieder kamen. Dann bekamen wir einem Termin, es war nicht einmal mehr 4 Wochen Zeit und aus menschlicher Sicht war es unmöglich, etwas anderes zu finden. So war unsere Aussicht eigentlich, mit einem Minderjährigen Kind in die Obdachlosenunterkunft oder „unter die Brücke“ zu ziehen. Auf dem letzten Drücker bekamen wir „wie durch ein Wunder“ diese Wohnung hier. Wir selbst wären nie auf die Idee gekommen, hier in der Gegend was zu suchen.
Letztendlich hat sich das hier zum Segen erwiesen, nicht nur für uns, denn so haben wir hier Goerings und rock Berlin kennen gelernt und durch das gemeinsame Grillen wurden Unter anderem Sandra und Asteid aufmerksam, es entwickelte sich hier so was wie eine Großfamilie. Sandra sagte mal, es sei so, als hätte es sein sollen, dass wir uns hier alle treffen. Sie hat sich vor zwei Jahren im Pool im Wohnzimmer von Goerings taufen lassen.
Das, was wir hier machen, ist die gelebte Vision von Rock Berlin. Ohne unsere Zwangsräumung und dass wir hier her gekommen sind, wären wir niemals auf die Idee gekommen. Inzwischen kommen dadurch weitere Leute zu Gott, die ihn bisher noch nicht kannten
Gott hatte zwar die Zwangsräumung zugelassen, aber nicht, dass wir obdachlos werden. Er hat es für uns und auch andere zum Guten gewendet
Ebenso wie der Strafprozeß. Thom wurde aufgrund von Falschanklagen, Falschaussagen und Intrigen zu einer mehrjährigen Strafe verurteilt. Das hatte Jehova zugelassen – aber er hat dafür gesorgt, dass sie zur Bewährung ausgesetzt worden ist. Wer weiß, was im Nachhinein noch so alles daraus resultiert?
Fakt ist, dass wir durch die Isolation unserer ersten 7 Ehejahren unsere Beziehung sehr gestärkt worden ist, denn „zu wem hätten wir gehen sollen?“ und dass wir Jehova auf eine Weise näher gekommen sind, wie es wohl anders eher unwahrscheinlich gewesen wäre.
Ja, man hatte es geschafft, dass bei den Zeugen Jehovas raus geflogen sind und dass wir keinerlei Chance auf eine Wiederaufnahme hatten, egal, was wir alles unternommen haben. Aber diese Zeit hat uns vorbereitet für das, was wir heute hier tun.
Das, was als Fluch gedacht war, hat sich zum Segen gewandelt, nicht nur für uns, sondern auch für andere und wir verspüren hier immer wieder auf besondere Weise Gottes Segen – gerade erst am letzten Donnerstag hatten wir ein sehr gravierendes Erlebnis beim Hauskreis
Soviel zu dem Thema „der Segen Gottes – wie sieht das aus?“. Nicht nur Theorie, die wir in der Bibel gelesen und am Sonntag besprochen haben, sondern auch schon am eigenen Leib erlebt ??