Nun ist also auch der dritte Tag vorbei und auch heute gab es kurioses, schönes und ermunterndes.
Wir haben den Tag wie immer mit einem gemeinsamen Frühstück im Zelt begonnen, nur eine gute Stunde eher. Danach haben wir unsere Sachen gepackt und sind gemeinsam runter an den See. Was für ein Wetter. Als wir ankamen, waren wir nicht nur nass, sondern auch überrascht, dass unsere Blumendeko scheinbar so gut gefallen hatte, dass alle 4 Pflanzen über Nacht einen neuen Besitzer gefunden haben. Dafür war auch jemand an der Kiste mit den Traktaten gewesen, die mit dem Blumen über Nacht unter dem Tisch stand, und hat sich einige ausgesuchte mitgenommen. Peter sagte darauf, dass derjenige hoffentlich dadurch zu Christus findet. Ja ja, Gottes Wege sind unergründlich ?
Am dritten Tag hatten wir schon Routine mit dem Aufbau und so waren wir schnell startklar. Leider war am Anfang nicht so viel los, denn zum einen war es ja Sonntag und noch recht früh und viele Leute gehen um diese Zeit in die Kirche. Außerdem war es wirklich kein Wetter, um über einen Rummel oder ein Fest zu schlendern. Trotzdem waren einige Leute unterwegs und so kommt auch schon unsere erste Erfahrung für Heute:
Eine Frau – die wir aus unserer Zeit kennen, als wir noch täglich eine Runde um den See gedreht haben, die Schwäne und anderen Tiere beobachtet und darüber gebloggt hatten – kam vorbei gejoggt und war überrascht, uns zu sehen. Das letzte Mal muss schon sehr lange her sein, denn sie war überrascht, dass ich dunkle Haare habe – ich habe vor gut 2 Jahren von Hellblond zu meiner Naturfarben zurück gewechselt. Sie fragte, wie es uns geht und warum wir so lange nicht mehr am See waren und wir haben dann erzählt, dass wir seit einiger Zeit unsere Energie vermehrt in die Gemeinde gesteckt haben und nun dabei sind, hier bei uns auf dem Hof was aufzubauen. Wir hatten damals bereits öfters mit ihr über Gott und sein Wort geredet und sie fand das, was wir machen, sehr gut. Wir haben ihr einen Flyer mitgegeben (obwohl sie in Hohenschönhausen wohnt und daher eher die Zielgruppe von Goerings ist ?) und uns darüber gefreut, sie mal wieder gesehen zu haben.
Als Peter weg war, kam noch mal eine ältere Dame an unseren Stand und hat sich einen Flyer mitgenommen. So unterschiedlich sind die Leute: einige gucken nur interessiert, aber trauen sich nicht ran, andere kommen ran und nehmen was mit und wieder andere suchen „nur“ das Gespräch…
Etwas später kam ein Mann in unserem Alter, sah sich um und auf die freundliche Aufforderung, sich aus dem Traktatenständer zu bedienen, sagte er, dass er diese bereits kennt. Er gehört der Landeskirche an und besucht seit einer Weile eine russisch-deutsche Gruppe. Wie die meisten fragte er nach unserer Konfession und welcher Dachverband darüber steht. Er fand unser Konzept interessant (das wir durch unsere Zeit bei Rockberlin bekommen hatten) und wir haben uns eine ganze Weile darüber unterhalten. Er hat einen Flyer mitbekommen und kommt vielleicht mal vorbei.
Eine junge Frau sah sich am Ständer und auf dem Tisch um und auch hier wieder die Frage nach unserer Konfession. Sie hat sich einen Flyer genommen und direkt gelesen und fragte dann, ob es „so eine Gemeinde“ in Berlin gäbe. Wir zeigten wir, wo wir uns auf dem Hof treffen und beim Weiterlesen war sie überrascht, dass es Sonntag den ganzen Tag geht. Naja, das ist ja auch eher ungewöhnlich. Sie hat sich einiges vom Ständer ausgesucht und unseren Flyer mitgenommen und vielleicht schaut sie ja mal vorbei.
Kurz danach kam eine unserer Nachbarinnen mit ihrem Sohn an den Stand, um kurz Hallo zu sagen. Dabei stellte sich heraus, dass die Schwiegereltern den Stand direkt neben uns haben. Witzig, denn Thom erzählte heute morgen, dass gestern ein Mann von einem der benachbarten Stände zu ihm kam und ihm fragte, ob er sich kurz Thoms Fahrrad ausborgen könne. Nun sagte er verschmitzt: „wie gut, dass ich freundlich war und es ihm geliehen habe“ ?. Tja, so schließt sich der Kreis, denn die Dame vom Stand gegenüber mit den Blumentöpfen und selbstgefertigten Handtaschen, die uns am ersten Tag so viel Mut gemacht und Tipps gegeben hatte, ist mit den Leuten vom Nebenstand befreundet
Es war überhaupt sehr schön, dass alle unserer Nachbarn kurz an unseren Stand gekommen sind, um uns zu begrüßen oder auf einen kurzen Plausch, auch diejenigen, die garnichts mit Gott und Bibel am Hut haben. Denn immerhin könnte es ja auch peinlich sein, an so einem Stand gesehen zu werden. Umso erfreulicher, dass niemand einem großen Bogen um uns gemacht hatte ?
Später kam ein Mann auf einem Fahrrad vorbeigefahren, stockte und kam noch mal zurück. „Habt ihr auch einen Koran dabei?“ Nein haben wir nicht, wir sind ja eine christliche Gruppe. „Ach na? Wir befinden uns hier im atheistischen Osten“ und fuhr weiter. Ja, das wissen wir, das ist der Grund, warum wir hier stehen. Keine Ahnung, ob er das noch gehört hat ?
Ein älterer Herr war an den Sachen im Ständer interessiert und suchte sich erst mal in aller Ruhe was aus. Als wir ihm unseren Flyer anboten, kamen wir ins Gespräch. Auch hier wieder die Frage nach der Konfession. Er kommt aus dem Osten, ist aber getauft und hat eine Frau, die nicht an Gott glaubt, aber seinen Glauben toleriert. Er hat durch seine Vergangenheit im Osten Hemmungen, darüber zu reden, dass er glaubt, auf der anderen Seite sehnt er sich nach Gesprächen darüber. Ob der zur Kirche geht, hat er nicht gesagt. Wir haben ihn eingeladen, mal ganz unverbindlich sonntags nachmittags mit seiner Frau zu kommen. Da ist ja immer eine gemischte Gruppe anwesend, so dass beide auf ihre Kosten kommen würden. Wir sind gespannt, ob er mal kommen wird.
Eine ältere Dame kam an den Stand, sah sich alles an, auch den Flyer, den wir ihr angeboten haben und beim Lesen wurde sie traurig. Denn sie kommt aus Halensee, was eindeutig zu weit weg ist für den Besuch eines Hauskreises, besonders wo unser Konzept ja ist, die Leute in der unmittelbaren Umgebung anzusprechen. Sie hatte sich bereits vor Jahren einen Hauskreis in Prenzlauer Berg gesucht, den sie seither regelmäßig besucht. Sie hat sich ein Programm von BibelTV mitgenommen und am Ständer gestöbert.
Eine junge Mutti ging mit ihren Kindern vorbei und hat sich ein Programm vom BibelTV mitgenommen und das Mädel alles mögliche für die Kids. Hier sind besonders die Traktate und Broschüren mit den Geschichten für Kinder erwähnenswert, ebenso wie die Bastelbögen und die Sachen für die Schule wie Hausaufgabenheft, Stundenplan und Kinderkalender. Ja, da staunt ihr? Sowas gibt es alles bei VdHS, sehr ansprechend und mit schönen Geschichten über Jesus…
Tja, und dann standen mit einem Mal Uta und Jürgen vor uns. Na sowas, erst haben wir uns ewig lange nicht mehr gesehen und dann Jürgen seit Freitag jeden Tag und nun auch Uta. Sie waren so lieb, uns mit Essen zu versorgen. Gestern war ja Hanna extra kurz vorbei gekommen, um was zu bringen. Wie lieb ist das denn? ? die beiden blieben eine Weile, so dass wir uns unterhalten konnten. Ja, man hatte sich gegenseitig vermisst und wer weiß? Vielleicht kommen die beiden ja auch mal wieder ab und an – das wäre schön
Während die beiden da waren, kam der Sohn von ehemaligen Nachbarn zu uns. Er war gestern schon kurz mit seinen Eltern da gewesen und Thom hatte ihm danach im Laufe des Tages mehrfach geholfen, wenn er seine Eltern im Getümmel „verloren hatte“. Er fands toll, uns zu besuchen und spielte mit Uta und mir „Schnick Schnack Schnuck“ (ich kenne es unter „Stein, Schere, Licht“). Auch er hat sich die Sachen für die Schüler mitgenommen. Ich fand es merkwürdig, dass er immer Pepe zu Thom sagte und nicht davon abzubringen war, dass das Thoms Name wäre. Aber im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass er uns gesiezt hat und wahrscheinlich hatte der Papa gestern gesagt „das ist Herr Pape, wir haben mal im selben Haus gewohnt…“ und er hatte sich den Namen nur falsch gemerkt
Als er weg war kam Sandra kurz mit ihrer Familie ran, die wir ja bereits vor einigen Woche bei unserem sonntäglichen Hoftreffen kennen gelernt hatten. Die Kinder haben sich die Sachen für die Schule mitgenommen und Sandra hat endlich mal Uta und Jürgen kennen gelernt. Bis dahin waren sie nie gemeinsam da gewesen – wenn Uta und Jürgen da waren, war Samdra mit Andre unterwegs und wenn sie da war, waren die beiden nicht da. Uta kannte Sandra ja bereits aus dem Blog. Ich hatte seinerzeit kurz darüber berichtet, dass sich eine unserer Nachbarinnen bei Goerings im Wohnzimmer hatte taufen lassen
Eine andere Mutti kam mit ihrem Kind vorbei, sie kam nicht so recht voran, da das Mädel vom Ständer fasziniert war und auch gleich was gefunden hatte, was ihr gefiel. Das war der Mutti erst peinlich, aber als wir sagten, dass die Sachen dazu da sind und sie sich ruhig was aussuchen könnten, war sie beruhigt. Wir haben ihr einen Flyer mitgegeben und das Kind zog mit einigen Kindergeschichten und Bastelbögen zufrieden ab
Tja und zum Schluss noch eine witzige Geschichte. Eine junge Frau kommt begeistert an den Stand ran und möchte einen Kaffe. Hä? Wieso Kaffe? Sie zeigt auf die große Thermoskanne, die wir nach dem Frühstück mit runter an den See genommen hatten und die nach dem Kaffeetrinken mit Uta noch gut sichtbar auf dem vorderen Tisch stand. Hm. Das geht leider nicht, wir dürfen hier keine Getränke oder Speisen anbieten, dazu fehlt uns die Zulassung vom Gesundheitsamt, das ist leider nur für die Leute, die zum Stand gehören. „Ach was?,,,“ unter großem Gelächter zog sie weiter und ich fand es schade. Ich hätte ihr gerne einem Kaffe gegeben, denn es war ja genug da … Witzigerweise hatte Thom gerade kurz davor die Teller mit dem Flammkuchen nach hinten geräumt, damit niemand denkt, wir bieten Lebensmittell am. An die Isolierkanne hatten wir nicht gedacht
Kurz nach fünf bin ich dann mit Cassandra und einer Nachbarin nach Hause und habe Thom die letzten beiden Stunden allein am Stand gelassen. Aber nach gestern hatte ich nicht erwartet, mehr als eine Stunde zu schaffen und wir waren nun bereits sieben Stunden unten. Aber es war wirklich sehr sehr schön
Zu Hause angekommen war ich noch mit Cassandra im Zelt und Astrid kam raus um zu erfahren, wie es gelaufen war. Wir haben uns nett unterhalten und sie hat mich zum Abendbrot eingeladen. Hach, habe ich es nicht gut?
„Ach ja, Jule, du schweifst schon wieder ab“. Ja, ich weiß, sorry
Ich bin einfach nur so begeistert, wie es gelaufen ist. Immerhin war es ein Wagnis, absolutes Neuland und es sah ja zuerst so aus, als würden Thom und ich das ganz alleine machen. Bereits bei der Planung und den Vorbereitungen wurden wir von allen Seiten angenehm überrascht. Dann sah es noch Freitag früh so aus, als müssten wir beide die ganze Zeit allein am Stand sitzen, bis auf 2-3 Stunden, wo auch mal jemand anderes da wäre – und dann hatten wir jeden Tag soooo viel Unterstützung. Wir sind mit Ermunterung, Anteilnahme und praktischer Hilfe so stark unterstützt worden. Man hatte uns sogar mit Essen versorgt und dann all die vielen schönen Erfahrungen und Gespräche.
Es war echt eine wunderbare Zeit, Danke an alle, die uns unterstützt haben?❤️
Ja, Wir sind uns bewusst, dass wahrscheinlich die wenigsten mal zu einem Treffen kommen werden, aber es war trotzdem toll. Wir konnten uns den Leiten als Gruppe vorstellen und das hat mit Sicherheit viel mehr Leute erreicht, als all die Anzeigen der letzten Wochen, sei es in der Zeitung oder auf Facebook. Einigen der Leute haben wir einen Denkanstoß gegeben und wer weiß, wozu es führt? Gottes Mühlen mahlen manchmal langsam aber wir haben auch erfahren, dass im Hintergrund was passiert, auch ein wir meinen, es war absolut sinnlos, was wir gemacht haben. Ich denke da an das Ehepaar, das unsere Anzeige im Wochenblatt gesehen hatte – die wir selbst mühsam suchen mussten ?
Wir sind sehr froh, dass „es Gott ist, der das Haus baut“ – denn damit ist man immer auf dem richtigen Weg.
In diesem Sinne wünschen wir allen eine gesegnete Woche und vielleicht sehen wir uns ja mal??
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