1. Mose 32:7-9
Hat Jakob kein Vertrauen in Jehova?
Hier wird uns gesagt, dass Jakob große Angst bekommt, als er hört, dass ihm sein Bruder mit 400 Mann entgegen zieht. Aber war es nicht Jehova gewesen, der ihm gesagt hatte, er solle wieder in seine Heimat zurück ziehen?
In 1. Mose 31:3 lesen wir:
Da sprach der Herr zu Jakob: „Geh wieder zurück in das Land deiner Väter und zu deinen Verwandten! Ich bin bei dir, ich werde dich beschützen!“
Reichte ihm diese Zusicherung nicht aus? Hatte er kein Vertrauen in Jehova?
Gleich zu Beginn des heutigen Kapitels lesen wir, dass er auch noch einen „Plan B“ hat: er teilt sein Lager in zwei Hälften auf, damit ihm wenigstens eins erhalten bleibt, falls der Bruder angreift (Vers 8). Später erfahren wir noch, dass er seine „Lieblingsfamilie“ ganz zum Schluß gehen lässt – damit Rahel und dem gemeinsamen Sohn Joseph nichts geschieht.
Er bittet Gott um Hilfe und Schutz und erinnert ihn an die Verheißung und das Versprechen, das ER ihm gegeben hat.
Ist all dies ein Beweis dafür, dass Jakob Jehova nicht wirklich vertraut?
Ich persönlich kenne die Gefühle, die Jakob hier hat, nur zu gut. Nach fast 10 Jahren hatte ich 2011 wieder einen Rückfall in meine Phobie, von der ich mich nur sehr langsam wieder erholt habe und mich gerade so langsam erst wieder frei schwimme.
Nachdem wir seit 2009 jedes Jahr die Bibel einmal durchgelesen haben (das letzte Mal hatte ich 2 Jahre gebraucht), kenne ich all die Bibelstellen, wo uns Jehova seine Hilfe zusichert und ich kenne auch all die Geschichten, wo er sein Volk oder Einzelne bewahrt hat – dennoch kam ich nicht gegen meine Angst an. Es war so schlimm, dass ich oftmals nicht einmal beten konnte. Gut, dass Jehova uns vor 2 Jahren zu einer Gemeinde geschickt hat, die uns sehr liebevoll aufgenommen hat und in der sehr viel Wert auf das Gebet gelegt wird. Hier gibt es regelmäßige Gebetstreffen, Minigruppen, wo man sich austauscht und gemeinsam betet usw. Irgendwann war ich an dem Punkt angekommen, wo ich die anderen gebeten habe, für mich zu beten, ganz besonders wenn Termine anstanden, die mir Angst machten. Inzwischen fahre ich wieder Auto, fahre einkaufen und war im Oktober mit meinem Mann und der Gemeinde auf einer 3tägigen Freizeit am Koeritzer See ?
Warum hatte ich es nötig, dass andere für mich beten, konnte ich das nicht allein tun? Sollte ein Gebet nicht in persönliches Gespräch zwischen mir und Gott sein? Stimmte etwas mit meinem Verhältnis zu Gott nicht?
Im Nachhinein fällt auf, dass ich absolut schwach und hilflos war und so sehr auf die Hilfe Gottes angewiesen war, dass ich – wie Königin Esther – andere bitten mußte, mit mir und für mich zu beten.
Es hat mir sehr geholfen. Oftmals war ganz besonders der Gedanke beruhigend, dass jetzt gerade auch meine lieben Brüder und Schwestern und sogar einige der Nachbarinnen für mich beten. Dass nicht ich nur allein bitte, sondern dass das auch andere für mich tun.
Wir hatten vor einiger Zeit in 2. Korinther 12 den Gedanken, dass Paulus „einen Dorn im Fleisch“ hatte und Gott drei Mal gebeten hatte, diesen zu entfernen. Aber Gott antwortete ihm: „meine Gnade genügt dir“ und dass Gott ihn gerade so gut gebrauchen könne. John, der die Ansprache gehalten hatte, sagte, dass uns dies zeige, dass wir nicht aufhören sollten, zu beten. Thom ist da anderer Ansicht: für uns selbst sollten wir dies nicht sooo oft tun, aber für andere. In solchen Situationen sei es wirkungsvoller, wenn andere für uns beten und wenn wir dies ebenfalls für andere tun.
Ob er damit Recht hat? Ich weiss es nicht, ich weiss nur, dass sehr viele für mich gebetet haben und ich mich beim Gebet nicht so sehr auf mich und meine Bedürfnisse konzentriert habe, sondern mehr für die anderen Gebetet habe. Und es geht mir soweit wieder gut. Nach und nach werde ich wieder frei
Also ist es wirklich so, dass Jakob hier mangelndes Vertrauen auf Jehova verrät, wenn er Vorsorge trifft?
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